Die philosophische Geschichte des Spielens nach der Antike lässt man in der Regel mit Friedrich Schillers von Kant inspirierten Briefen »Über die ästhetische Erziehung des Menschen« beginnen, ohne die ihnen vorausgehende Vielfalt philosophischer Auseinandersetzung mit ludischen Praktiken näher zu betrachten. Vorliegende Studie versteht sich als erster Beitrag zur Erschließung dieser bislang vernachlässigten spielphilosophischen Ansätze zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. Sie nimmt insbesondere das Verhältnis von Spielen und Philosophieren in den Blick, das schon bei scholastischen Autoren im Zentrum ludischer Reflexionen stand. So etablierten Gelehrte wie Albertus Magnus oder Thomas von Aquin bereits im 13. Jahrhundert eine strenge Trennung zwischen dem als Rekreation konzipierten Spielen und dem Ernst des Philosophierens, indem sie ludische Erholung mit Rückgriff auf Aristoteles zum notwendigen Gegenstück der Kontemplation erklärten. Die Arbeit zeigt, wie Philosophen zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit im Zuge vielfältiger epistemischer Transformationen das Verhältnis von philosophia und ludus komplementär oder alternativ zu diesem einflussreichen aristotelischen Deutungsschema bestimmten. Unter diesen heterogenen Ansätzen finden sich ein allegorisches Globusspiel des Nikolaus von Kues, die erste philosophischen Therapie übermäßiger Spielleidenschaft und eine naturphilosophische Beschreibung des Tennisspiels am rinascimentalen Hof von Ferrara.
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