Das Sterben ist ein Teil des Lebens
Ein Buch über das Sterben zu schreiben ist nicht besonders attraktiv, weil unsere Gesellschaft das Sterben in die Hinterzimmer und Krankenhäuser, in die Palliativstationen und Hospize verbannt hat und dem Jugendwahn verfallen ist. Umso mutiger ist der Versuch
des ehemaligen Gemeindepfarrers Rüdiger Maschwitz und seiner Frau Gerda zu bewerten, das Sterben…mehrDas Sterben ist ein Teil des Lebens
Ein Buch über das Sterben zu schreiben ist nicht besonders attraktiv, weil unsere Gesellschaft das Sterben in die Hinterzimmer und Krankenhäuser, in die Palliativstationen und Hospize verbannt hat und dem Jugendwahn verfallen ist. Umso mutiger ist der Versuch des ehemaligen Gemeindepfarrers Rüdiger Maschwitz und seiner Frau Gerda zu bewerten, das Sterben wieder in den Mittelpunkt des Lebens zu rücken. Ein Mut machendes Buch mit sehr vielen berührenden Erfahrungsgeschichten aus der Sterbebegleitung.
Die schönste Erkenntnis nach Lesen des Buches: Es lohnt sich, sich mit dem Sterben und der Endlichkeit des Lebens zu befassen, denn eines haben alle Menschen gemeinsam: Sie werden geboren und sie sterben. Je eher ich mich in meinem Leben damit befasse, desto größer sind die Chancen, dass ich ein zufriedenes, erfülltes Leben führe. Denn vom unausweichlichen Tod her betrachtet stellen sich sofort die essentiellen Fragen des Lebens: Wie kann ein sinnvolles Leben gelingen? Was erwartet mich nach dem Tod? Der Himmel, das Fegefeuer, die Hölle, die Wiedergeburt oder einfach nur eine große, schwarze Leere?
Am meisten beeindruckt haben mich die anrührenden Berichte von der Begleitung von Sterbenden, wo der Begleitende sehr viel vom Sterbenden gelernt hat. Zum Beispiel, dass es wichtig ist, den anderen so sein zu lassen, wie er vom Ursprung her gedacht ist. Im Tod wird nicht nur der Sterbende mit dem Kern unserer Existenz konfrontiert und gerichtet, also in die ursprüngliche Richtung unseres Menschseins verwiesen, sondern auch der Begleiter. Im Angesicht des nahenden Todes werden auch viele Dinge, die uns noch vor kurzem wichtig waren, völlig unwichtig. In den Mittelpunkt rücken Beziehungen, ob man noch etwas klären möchte, jemandem verzeihen möchte, ob man seinen Frieden gemacht hat mit seinen Mitmenschen und seinem Leben.
Auch wenn das Buch die Frage, was nach dem Tod kommt, nicht beantworten kann, gibt es doch auf sehr viele Fragen eine Antwort. Zum Beispiel auf die Frage „Wie begleite ich einen sterbenden Menschen?“ Die Antwort: „Sterbende brauchen nur unsere Präsenz, unser Ausharren, vielleicht unsere Hand, gewiss ein stilles Gebet. Wenn es nur viele Angehörige von Sterbenden wüssten, wie wenig notwendig ist, um Sterbenden Nahe zu sein, anstatt von ihnen zu fliehen, aber wie wichtig gerade dieses wenige ist.“
Neben allen Schwierigkeiten, die beim Begleiten eines Sterbenden auftauchen können, ist es auch eine Chance: Nirgendwo sonst hat man so unmittelbar die Möglichkeit, durch Achtsamkeit, Wachheit, liebevolle Zuwendung und Präsenz die Gegenwart Gottes zu spüren.