In this brave, beautiful, and deeply personal memoir, Laura Bush, one of our most beloved and private first ladies, tells her own extraordinary story. Born in the boom-and-bust oil town of Midland, Texas, Laura Welch grew up as an only child in a family that lost three babies to miscarriage or infant death. She vividly evokes Midland's brash, rugged culture, her close relationship with her father, and the bonds of early friendships that sustain her to this day. For the first time, in heart-wrenching detail, she writes about the devastating high school car accident that left her friend Mike Douglas dead and about her decades of unspoken grief. When Laura Welch first left West Texas in 1964, she never imagined that her journey would lead her to the world stage and the White House. After graduating from Southern Methodist University in 1968, in the thick of student rebellions across the country and at the dawn of the women's movement, she became an elementary school teacher, working in inner-city schools, then trained to be a librarian. At age thirty, she met George W. Bush, whom she had last passed in the hallway in seventh grade. Three months later, "the old maid of Midland married Midland's most eligible bachelor." With rare intimacy and candor, Laura Bush writes about her early married life as she was thrust into one of America's most prominent political families, as well as her deep longing for children and her husband's decision to give up drinking. By 1993, she found herself in the full glare of the political spotlight. But just as her husband won the Texas governorship in a stunning upset victory, her father, Harold Welch, was dying in Midland. In 2001, after one of the closest elections in American history, Laura Bush moved into the White House. Here she captures presidential life in the harrowing days and weeks after 9/11, when fighter-jet cover echoed through the walls and security scares sent the family to an underground shelter. She writes openly about the White House during wartime, the withering and relentless media spotlight, and the transformation of her role as she began to understand the power of the first lady. One of the first U.S. officials to visit war-torn Afghanistan, she also reached out to disease-stricken African nations and tirelessly advocated for women in the Middle East and dissidents in Burma. She championed programs to get kids out of gangs and to stop urban violence. And she was a major force in rebuilding Gulf Coast schools and libraries post-Katrina. Movingly, she writes of her visits with U.S. troops and their loved ones, and of her empathy for and immense gratitude to military families. With deft humor and a sharp eye, Laura Bush lifts the curtain on what really happens inside the White House, from presidential finances to the 175-year-old tradition of separate bedrooms for presidents and their wives to the antics of some White House guests and even a few members of Congress. She writes with honesty and eloquence about her family, her public triumphs, and her personal tribulations. Laura Bush's compassion, her sense of humor, her grace, and her uncommon willingness to bare her heart make this story revelatory, beautifully rendered, and unlike any other first lady's memoir ever written.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, I, LT, L, LR, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2010Traurig in Texas
Laura Bush verteidigt in ihren Memoiren ihren Mann, den Präsidenten – aber sie schreibt auch freimütig über ihre Schicksalsschläge
Von Jörg Häntzschel
Wer Laura Bush ist, das hat die Welt in den acht Jahren ihrer Zeit als amerikanischer First Lady nicht erfahren. Da waren das starre Lächeln, das steife Winken, die pikierten Worte, mit denen sie ihren Mann gegen jede Kritik verteidigte. Und doch schien sie in jener Zeit sensibler, gebildeter, intelligenter als er – und durchaus nicht immer einverstanden mit dem, was der Präsident und seine Regierung anrichteten. Und ist nicht Dostojewskis „Die Brüder Karamasow” das Lieblingsbuch der ausgebildeten Bibliothekarin? Wie passt das zusammen, Texas-George und die Hochliteratur?
Entsprechend gierig stürzen sich die amerikanischen Medien dieser Tage auf die ersten Exemplare ihrer Anfang Mai erscheinenden Memoiren „Spoken From the Heart”. Eindringlich beschwört Laura Bush in dem 456-seitigen Buch ihre umwölkte Kindheit in dem desolaten Nest Midland, Texas. In warmen Worten beschreibt sie ihre Ehe als ideale Vereinigung „zweier symbiotischer Seelen”. Doch wer Enthüllungen über die Zeit der Bushs in Washington erwartet oder das Eingeständnis von Zweifeln über die Politik ihres Mannes, der wird enttäuscht.
Nur in einer einzigen, reichlich merkwürdigen Passage des zweiten Teils hebt sie kurz den offiziösen Schleier: Sie insinuiert dort, dass die Mitglieder der US-Delegation 2007 beim G-8-Gipfel in Heiligendamm vergiftet worden seien. Anders hätten sich Ärzte und Geheimdienst die mysteriösen Symptome nicht erklären können, an denen ein knappes Dutzend der Delegierten litten. „George war so krank, dass er bei einem Treffen mit Sarkozy nicht einmal aufstehen konnte, um ihn zu begrüßen.” Dennoch habe man den Verdacht weder erhärten können, noch sei aufgeklärt worden, ob auch andere Delegationen betroffen waren.
Zwar beschreibt Laura Bush den Verlust ihrer Freiheit und die Isolation, die sie, zumal nach dem Anschlag vom 11. September, im Weißen Haus empfand. Doch die Politik ihres Mannes verteidigt sie mit allem Nachdruck. Selbst die krassesten Ausfälle seiner Präsidentschaft wie den Flug im Regierungsjumbo über das untergehende New Orleans rechtfertigt sie. Ganz nebenbei begleicht sie noch ein paar offene Rechnungen: Sie greift John Kerry dafür an, dass er als Präsidentschaftskandidat im Wahlkampf von 2004 die Homosexualität von Dick Cheneys Tochter ins Spiel gebracht habe. Sie schilt die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, weil sie Bush einmal als „inkompetent” bezeichnet, und den demokratische Fraktionsvorsitzende Harry Reid, weil er ihn einen „Loser” genannt hatte.
Ganz im Gegensatz zum eher leblosen zweiten Teil steht die erste Hälfte des Buchs, in dem Bush ein erstaunlich düsteres Bild ihrer Kindheit und Jugend zeichnet. Sie ist hier Lichtjahre vom motorsägenschwingenden texanischen Lokalpatriotismus ihres Mannes entfernt: „Es war nicht schwer, in Midland traurig zu sein, traurig vom Verlust, traurig von der Einsamkeit”, erinnert sie sich und zitiert die Malerin Georgia O’Keefe, die von den „schrecklichen Winden und der wunderbaren Leere” der texanischen Wüste geschrieben hat.
Die Traurigkeit der Laura Welch rührte nicht nur von der leeren Landschaft her, sondern von ganz konkreten Tragödien. Zum einen sind das die drei Fehlgeburten ihrer Mutter, zum anderen aber der Autounfall, bei dem sie 1963, mit 17 Jahren, auf dem Weg zum Kino ihren Schulfreund Mike Douglas totfuhr, weil sie ein Stopschild übersehen hatte. Bush schildert den Unfall, für den sie nie belangt wurde, in erstaunlichen Details: „Die ganze Zeit betete ich, dass die Person in dem anderen Auto am Leben sei. Es war das erste Mal, dass ich zu Gott für etwas betete. … Aber es war, als hörte mich niemand. Die einzige Antwort war das Schluchzen von Mrs. Douglas auf der anderen Seite des Vorhangs in der Notaufnahme.” Laura Bushs Bekenntnis: „Die Schuld werde ich für den Rest meines Lebens mit mir herumtragen.”
Auf ihrer Ranch in Dallas sieht man die Bushs übrigens kaum noch. Sie leben in einer 800-Quadratmeter-Villa in Preston Hollow, einem reichen Vorort von Dallas. George W. Bush ist nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen; er sitzt zu Hause und schreibt an seinen eigenen Memoiren, die unter dem Titel „Decision Points” im November erscheinen sollen.
Wollte wirklich jemand den US-Präsidenten in Heiligendamm vergiften?
Die treue Ehefrau an der Seite des Präsidenten: Laura Bush erfüllte ihre Rolle als First Lady mit Pflichtbewusstsein. Auch in ihren Memoiren verteidigt sie die Politik ihres Mannes, doch die Öffentlichkeit interessiert sich mehr für ihre privaten Bekentnisse. Etwa für den Autounfall, bei dem sie als junges Mädchen einen Schulfreund totfuhr. Foto: Reuters
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Laura Bush verteidigt in ihren Memoiren ihren Mann, den Präsidenten – aber sie schreibt auch freimütig über ihre Schicksalsschläge
Von Jörg Häntzschel
Wer Laura Bush ist, das hat die Welt in den acht Jahren ihrer Zeit als amerikanischer First Lady nicht erfahren. Da waren das starre Lächeln, das steife Winken, die pikierten Worte, mit denen sie ihren Mann gegen jede Kritik verteidigte. Und doch schien sie in jener Zeit sensibler, gebildeter, intelligenter als er – und durchaus nicht immer einverstanden mit dem, was der Präsident und seine Regierung anrichteten. Und ist nicht Dostojewskis „Die Brüder Karamasow” das Lieblingsbuch der ausgebildeten Bibliothekarin? Wie passt das zusammen, Texas-George und die Hochliteratur?
Entsprechend gierig stürzen sich die amerikanischen Medien dieser Tage auf die ersten Exemplare ihrer Anfang Mai erscheinenden Memoiren „Spoken From the Heart”. Eindringlich beschwört Laura Bush in dem 456-seitigen Buch ihre umwölkte Kindheit in dem desolaten Nest Midland, Texas. In warmen Worten beschreibt sie ihre Ehe als ideale Vereinigung „zweier symbiotischer Seelen”. Doch wer Enthüllungen über die Zeit der Bushs in Washington erwartet oder das Eingeständnis von Zweifeln über die Politik ihres Mannes, der wird enttäuscht.
Nur in einer einzigen, reichlich merkwürdigen Passage des zweiten Teils hebt sie kurz den offiziösen Schleier: Sie insinuiert dort, dass die Mitglieder der US-Delegation 2007 beim G-8-Gipfel in Heiligendamm vergiftet worden seien. Anders hätten sich Ärzte und Geheimdienst die mysteriösen Symptome nicht erklären können, an denen ein knappes Dutzend der Delegierten litten. „George war so krank, dass er bei einem Treffen mit Sarkozy nicht einmal aufstehen konnte, um ihn zu begrüßen.” Dennoch habe man den Verdacht weder erhärten können, noch sei aufgeklärt worden, ob auch andere Delegationen betroffen waren.
Zwar beschreibt Laura Bush den Verlust ihrer Freiheit und die Isolation, die sie, zumal nach dem Anschlag vom 11. September, im Weißen Haus empfand. Doch die Politik ihres Mannes verteidigt sie mit allem Nachdruck. Selbst die krassesten Ausfälle seiner Präsidentschaft wie den Flug im Regierungsjumbo über das untergehende New Orleans rechtfertigt sie. Ganz nebenbei begleicht sie noch ein paar offene Rechnungen: Sie greift John Kerry dafür an, dass er als Präsidentschaftskandidat im Wahlkampf von 2004 die Homosexualität von Dick Cheneys Tochter ins Spiel gebracht habe. Sie schilt die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, weil sie Bush einmal als „inkompetent” bezeichnet, und den demokratische Fraktionsvorsitzende Harry Reid, weil er ihn einen „Loser” genannt hatte.
Ganz im Gegensatz zum eher leblosen zweiten Teil steht die erste Hälfte des Buchs, in dem Bush ein erstaunlich düsteres Bild ihrer Kindheit und Jugend zeichnet. Sie ist hier Lichtjahre vom motorsägenschwingenden texanischen Lokalpatriotismus ihres Mannes entfernt: „Es war nicht schwer, in Midland traurig zu sein, traurig vom Verlust, traurig von der Einsamkeit”, erinnert sie sich und zitiert die Malerin Georgia O’Keefe, die von den „schrecklichen Winden und der wunderbaren Leere” der texanischen Wüste geschrieben hat.
Die Traurigkeit der Laura Welch rührte nicht nur von der leeren Landschaft her, sondern von ganz konkreten Tragödien. Zum einen sind das die drei Fehlgeburten ihrer Mutter, zum anderen aber der Autounfall, bei dem sie 1963, mit 17 Jahren, auf dem Weg zum Kino ihren Schulfreund Mike Douglas totfuhr, weil sie ein Stopschild übersehen hatte. Bush schildert den Unfall, für den sie nie belangt wurde, in erstaunlichen Details: „Die ganze Zeit betete ich, dass die Person in dem anderen Auto am Leben sei. Es war das erste Mal, dass ich zu Gott für etwas betete. … Aber es war, als hörte mich niemand. Die einzige Antwort war das Schluchzen von Mrs. Douglas auf der anderen Seite des Vorhangs in der Notaufnahme.” Laura Bushs Bekenntnis: „Die Schuld werde ich für den Rest meines Lebens mit mir herumtragen.”
Auf ihrer Ranch in Dallas sieht man die Bushs übrigens kaum noch. Sie leben in einer 800-Quadratmeter-Villa in Preston Hollow, einem reichen Vorort von Dallas. George W. Bush ist nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen; er sitzt zu Hause und schreibt an seinen eigenen Memoiren, die unter dem Titel „Decision Points” im November erscheinen sollen.
Wollte wirklich jemand den US-Präsidenten in Heiligendamm vergiften?
Die treue Ehefrau an der Seite des Präsidenten: Laura Bush erfüllte ihre Rolle als First Lady mit Pflichtbewusstsein. Auch in ihren Memoiren verteidigt sie die Politik ihres Mannes, doch die Öffentlichkeit interessiert sich mehr für ihre privaten Bekentnisse. Etwa für den Autounfall, bei dem sie als junges Mädchen einen Schulfreund totfuhr. Foto: Reuters
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2010Präsident am Frühstückstisch, ratlos
Die Memoiren von Laura Bush schildern ein liebendes Paar, das sich in die Geschichte verirrt
Ihre Schuld am Unfalltod eines engen Freundes raubt ihr für viele Jahre den Glauben an die Existenz Gottes.
Immer noch bleibt die Amtszeit von George W. Bush ein Rätsel: Was hat er sich dabei gedacht? Wie war das möglich?
Die nun erschienenen Memoiren seiner Frau, der ehemaligen First Lady, bringen Licht ins Dunkel. Das Urteil des Lesers fällt dann aber, entgegen der Intention des Buchs, nicht günstiger aus, im Gegenteil. Laura Bush ist eine hervorragende Autorin. Es gelingt ihr, Bilder und Szenen zu beschreiben, in denen sich eine Erkenntnis, ein Moment der Wahrheit verdichtet. Doch dieses literarische Talent verträgt sich nicht mit der politischen Absicht: Im Fall von George W. Bush gibt es, so zeigt es uns dieses Buch, nur die Wahl zwischen einer wahrheitsgetreuen dichten Beschreibung und einer historisch-politischen günstigen Darstellung. Beides geht nicht.
Im ersten Teil schafft Laura Bush eine faszinierende Beschreibung ihrer Kindheit und Jugend in einem seltsamen Ort dieser Erde, der Ölstadt Midland in Texas. Ihre Darstellung lässt an Carson McCullers denken, manchmal auch an Tennessee Williams oder gar David Lynch. Es ist eine Idylle von atemberaubender Flachheit, in die ab und zu etwas hereingeweht kommt. Zur Weihnachtszeit werden die Tumbleweeds je zu dritt zusammengebunden, mit einem weißen Spray eingefärbt und als texanischer Schneemann vor das Haus gestellt. Ihr Vater baut Häuser für Ölarbeiter, flache, günstige Kästen. Die Mutter ist stark kurzsichtig, Linkshänderin und liest viel. Sie wünscht sich über alles ein weiteres Kind, erleidet aber eine Reihe von Fehlgeburten. Laura wächst in einem seltsamen Mangelzustand auf. Die Mutter erfindet für sie eine sehr seltsame Freizeitbeschäftigung, das "solo Picknick", das darin bestand, das kleine Mädchen allein in einen nahen Park zu schicken, damit sie dort unter Bäumen ihr Sandwich zu sich nimmt, ganz allein.
Sie liest viel, genau wie ihre Mutter, wobei die Lektüre stets als Kompensation für einen unbestimmten Mangel beschrieben wird. Mit ihrer Mutter besucht sie am liebsten die Stadtbücherei. Als habe sich ein einfallsloser Freudianer etwas aus den Fingern gesaugt, schreibt sie, dass die Bücherei das einzige unterkellerte Gebäude in ganz Midland war. "Um hineinzugehen, mussten wir Stufen hinabsteigen, in die Kühle eines Untergeschosses. Allein darum war der Besuch sehr aufregend."
Laura Bush wächst als ein Mädchen auf, das unter der texanischen Oberfläche noch etwas anderes vermutet. Viele Frauen ihrer Generation hat diese Vermutung zu genauerer Nachfrage und schließlich zur Kritik und Emanzipation motiviert, bei Laura Bush kam es anders. Bei ihr entstand der existentielle Wunsch nach einer Bejahung noch der wackligsten Verhältnisse, aber der entsprang keiner theoretischen Überlegung, sondern einer höllischen Erfahrung.
An einem Abend im November 1963 fuhr sie mit einer Freundin zu einer Party, als sie ein Stoppschild überfuhr. Der schwere Chevrolet Impala, den sie sich von ihrem Vater geborgt hatte, rammte einen viel kleineren Wagen. Erst am nächsten Morgen erfuhr sie, dass der Fahrer des Wagens ihr Freund Mike war und dass er an den Folgen des Unfalls gestorben sei. Sie hat diese Schuld nie überwunden. In Midland, schreibt sie, ging man nicht zu einem Therapeuten. Nicht mal ihren Töchtern hat sie davon erzählt, sie hörten es zufällig von einem texanischen Leibwächter der Familie. Sie verlor, für viele Jahre, ihren Glauben.
Es folgt eine lange, mühsame Wiederaneignung der Welt. Laura Bush arbeitet als Lehrerin. Einige der schönsten Passagen des Buchs gelten ihrer Arbeit mit unterprivilegierten Kindern in diversen texanischen Großstädten. Und als alle die Hoffnung, sie würde endlich eine eigene Familie gründen, schon aufgegeben hatten, lernt sie einen kennen, der in seiner Familie auch als hoffnungsloser Fall gilt, denjenigen der Bush-Söhne, dem nichts gelingen will. So hangelt sich das Ehepaar durch das Leben in Midland, trinkt zu viel und wartet auf eigene Kinder, die sich nicht einstellen wollen. Kontakt zu den Bush-Eltern gibt es kaum.
Irgendwann aber braucht der Mann, der bislang nirgends reüssierte, einen Beruf: "Wie manche ihrem Vater in die Medizin folgen, oder die Schreinerei übernehmen oder auch Geschäftsmänner werden, so folgte auch er seinem Vater und machte aus der Politik seinen Beruf."
In all den Kapiteln über das Leben in Midland findet sich keine Erörterung politischer Fragen. Den Tod Kennedys, die Abdankung Nixons, alles verfolgt Laura Bush am Fernsehen, bügelnd. Es gibt keine Auslandsreisen und keine Debatten, keine wichtigen Begegnungen oder prägenden Lektüren. Dafür seitenweise schöne und inspirierte Naturbeschreibungen.
Das Glück kehrt zurück in ihr Leben und die Erde scheint etwas belastbarer, als, nach einer Hormonbehandlung, ihre Zwillinge geboren werden und George später zum Gouverneur von Texas gewählt wird. Amerika glänzt, die Wirtschaft floriert, statt eines Defizits verdient man mit dem Staat sogar eine Menge Geld. Es kann also gar nichts schiefgehen, als ihr Mann sich anschickt, Präsident zu werden. Beim Schwiegervater hatte es doch auch so gut geklappt - und der hatte noch die Sowjetunion zu beerdigen.
Die Welt stürzt aber wieder ein. Die Attentate vom 11. September 2001 rauben ihr und ihrem Mann jede Gewissheit. Weil es ein neuartiger Krieg war, mit zuvor unbekannten Gegnern, fehlte ihm jedes Instrument, jedes Urteilsvermögen, mit der neuen Weltlage umzugehen. Aber auch die First Lady findet nicht zu ihrer Rolle. Die jungen Frauen und Kinder der Kabinettsmitglieder und der Mitarbeiter müssen getröstet und beruhigt werden. Laura Bush schreibt, dass vor allem die Ehefrau des damaligen Außenministers Colin Powell, Alma, es war, die diese Aufgabe übernommen hat. Sie selbst ist ratlos, ihr Mann auch. Sie beschreibt, wie er einmal zum Himmel blickt und murmelt: "Ich kämpfe gegen einen Feind, den ich nicht sehen kann." Bush hat sich auf Cheney und Rumsfeld verlassen müssen, eine souveräne eigene Einschätzung der Lage hatte er nicht. Laura Bush schreibt, dass ihnen manchmal fehlerhafte Dossiers unterbreitet wurden. Einmal schenkten sie dem südkoreanischen Präsidenten eine Bowlingkugel, für dessen Hobby, aber der Mann hatte so was noch nie gesehen und erschrak. Solche kleinen Fehler, schreibt sie, passierten. Aber dass man George sagt, Saddam verfüge über ABC-Waffen, obwohl das gar nicht stimmte - das hatte sie sich nun wirklich nicht vorstellen können.
Als im "New Yorker" die Fotos aus Abu Ghraib abgebildet waren, ist der Präsident am Frühstückstisch ratlos. Irgendwas läuft schief. Aber was? Hatte man ihm nicht gesagt, dass seine Dienste systematisch diese fiesen Foltermethoden anwenden, in Abu Ghraib und Hunderten von inoffiziellen, sogenannten "schwarzen" Gefängnissen weltweit?
Die Bushs, das Paar an der Spitze, tappen im Dunkeln, jahrelang. Aus der Welt war eine Geisterbahn geworden. Dazu passt der Verdacht, sie seien in Heiligendamm vergiftet worden. Auf den Grund geht sie der Sache freilich nicht. Denn eigentlich will sie es lieber gar nicht so genau wissen.
Laura Bushs Lieblingsbuch ist Laura Ingalls Wilders "Unsere kleine Farm", die Hymne auf den familiären Zusammenhalt in schweren Zeiten, in der die Welt weit und wild ist. Ihre schönsten Momente, schreibt sie, waren die Stunden am Morgen, als sie und George, jeder mit einem Baby im Arm, im Bett ihren Kaffee tranken. Die Bushs sind nette, gute Leute. Aber er wählte den falschen Beruf.
NILS MINKMAR
Laura Bush: "Spoken from the Heart". Scribner 2010, 456 Seiten, ca. 21,60 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Memoiren von Laura Bush schildern ein liebendes Paar, das sich in die Geschichte verirrt
Ihre Schuld am Unfalltod eines engen Freundes raubt ihr für viele Jahre den Glauben an die Existenz Gottes.
Immer noch bleibt die Amtszeit von George W. Bush ein Rätsel: Was hat er sich dabei gedacht? Wie war das möglich?
Die nun erschienenen Memoiren seiner Frau, der ehemaligen First Lady, bringen Licht ins Dunkel. Das Urteil des Lesers fällt dann aber, entgegen der Intention des Buchs, nicht günstiger aus, im Gegenteil. Laura Bush ist eine hervorragende Autorin. Es gelingt ihr, Bilder und Szenen zu beschreiben, in denen sich eine Erkenntnis, ein Moment der Wahrheit verdichtet. Doch dieses literarische Talent verträgt sich nicht mit der politischen Absicht: Im Fall von George W. Bush gibt es, so zeigt es uns dieses Buch, nur die Wahl zwischen einer wahrheitsgetreuen dichten Beschreibung und einer historisch-politischen günstigen Darstellung. Beides geht nicht.
Im ersten Teil schafft Laura Bush eine faszinierende Beschreibung ihrer Kindheit und Jugend in einem seltsamen Ort dieser Erde, der Ölstadt Midland in Texas. Ihre Darstellung lässt an Carson McCullers denken, manchmal auch an Tennessee Williams oder gar David Lynch. Es ist eine Idylle von atemberaubender Flachheit, in die ab und zu etwas hereingeweht kommt. Zur Weihnachtszeit werden die Tumbleweeds je zu dritt zusammengebunden, mit einem weißen Spray eingefärbt und als texanischer Schneemann vor das Haus gestellt. Ihr Vater baut Häuser für Ölarbeiter, flache, günstige Kästen. Die Mutter ist stark kurzsichtig, Linkshänderin und liest viel. Sie wünscht sich über alles ein weiteres Kind, erleidet aber eine Reihe von Fehlgeburten. Laura wächst in einem seltsamen Mangelzustand auf. Die Mutter erfindet für sie eine sehr seltsame Freizeitbeschäftigung, das "solo Picknick", das darin bestand, das kleine Mädchen allein in einen nahen Park zu schicken, damit sie dort unter Bäumen ihr Sandwich zu sich nimmt, ganz allein.
Sie liest viel, genau wie ihre Mutter, wobei die Lektüre stets als Kompensation für einen unbestimmten Mangel beschrieben wird. Mit ihrer Mutter besucht sie am liebsten die Stadtbücherei. Als habe sich ein einfallsloser Freudianer etwas aus den Fingern gesaugt, schreibt sie, dass die Bücherei das einzige unterkellerte Gebäude in ganz Midland war. "Um hineinzugehen, mussten wir Stufen hinabsteigen, in die Kühle eines Untergeschosses. Allein darum war der Besuch sehr aufregend."
Laura Bush wächst als ein Mädchen auf, das unter der texanischen Oberfläche noch etwas anderes vermutet. Viele Frauen ihrer Generation hat diese Vermutung zu genauerer Nachfrage und schließlich zur Kritik und Emanzipation motiviert, bei Laura Bush kam es anders. Bei ihr entstand der existentielle Wunsch nach einer Bejahung noch der wackligsten Verhältnisse, aber der entsprang keiner theoretischen Überlegung, sondern einer höllischen Erfahrung.
An einem Abend im November 1963 fuhr sie mit einer Freundin zu einer Party, als sie ein Stoppschild überfuhr. Der schwere Chevrolet Impala, den sie sich von ihrem Vater geborgt hatte, rammte einen viel kleineren Wagen. Erst am nächsten Morgen erfuhr sie, dass der Fahrer des Wagens ihr Freund Mike war und dass er an den Folgen des Unfalls gestorben sei. Sie hat diese Schuld nie überwunden. In Midland, schreibt sie, ging man nicht zu einem Therapeuten. Nicht mal ihren Töchtern hat sie davon erzählt, sie hörten es zufällig von einem texanischen Leibwächter der Familie. Sie verlor, für viele Jahre, ihren Glauben.
Es folgt eine lange, mühsame Wiederaneignung der Welt. Laura Bush arbeitet als Lehrerin. Einige der schönsten Passagen des Buchs gelten ihrer Arbeit mit unterprivilegierten Kindern in diversen texanischen Großstädten. Und als alle die Hoffnung, sie würde endlich eine eigene Familie gründen, schon aufgegeben hatten, lernt sie einen kennen, der in seiner Familie auch als hoffnungsloser Fall gilt, denjenigen der Bush-Söhne, dem nichts gelingen will. So hangelt sich das Ehepaar durch das Leben in Midland, trinkt zu viel und wartet auf eigene Kinder, die sich nicht einstellen wollen. Kontakt zu den Bush-Eltern gibt es kaum.
Irgendwann aber braucht der Mann, der bislang nirgends reüssierte, einen Beruf: "Wie manche ihrem Vater in die Medizin folgen, oder die Schreinerei übernehmen oder auch Geschäftsmänner werden, so folgte auch er seinem Vater und machte aus der Politik seinen Beruf."
In all den Kapiteln über das Leben in Midland findet sich keine Erörterung politischer Fragen. Den Tod Kennedys, die Abdankung Nixons, alles verfolgt Laura Bush am Fernsehen, bügelnd. Es gibt keine Auslandsreisen und keine Debatten, keine wichtigen Begegnungen oder prägenden Lektüren. Dafür seitenweise schöne und inspirierte Naturbeschreibungen.
Das Glück kehrt zurück in ihr Leben und die Erde scheint etwas belastbarer, als, nach einer Hormonbehandlung, ihre Zwillinge geboren werden und George später zum Gouverneur von Texas gewählt wird. Amerika glänzt, die Wirtschaft floriert, statt eines Defizits verdient man mit dem Staat sogar eine Menge Geld. Es kann also gar nichts schiefgehen, als ihr Mann sich anschickt, Präsident zu werden. Beim Schwiegervater hatte es doch auch so gut geklappt - und der hatte noch die Sowjetunion zu beerdigen.
Die Welt stürzt aber wieder ein. Die Attentate vom 11. September 2001 rauben ihr und ihrem Mann jede Gewissheit. Weil es ein neuartiger Krieg war, mit zuvor unbekannten Gegnern, fehlte ihm jedes Instrument, jedes Urteilsvermögen, mit der neuen Weltlage umzugehen. Aber auch die First Lady findet nicht zu ihrer Rolle. Die jungen Frauen und Kinder der Kabinettsmitglieder und der Mitarbeiter müssen getröstet und beruhigt werden. Laura Bush schreibt, dass vor allem die Ehefrau des damaligen Außenministers Colin Powell, Alma, es war, die diese Aufgabe übernommen hat. Sie selbst ist ratlos, ihr Mann auch. Sie beschreibt, wie er einmal zum Himmel blickt und murmelt: "Ich kämpfe gegen einen Feind, den ich nicht sehen kann." Bush hat sich auf Cheney und Rumsfeld verlassen müssen, eine souveräne eigene Einschätzung der Lage hatte er nicht. Laura Bush schreibt, dass ihnen manchmal fehlerhafte Dossiers unterbreitet wurden. Einmal schenkten sie dem südkoreanischen Präsidenten eine Bowlingkugel, für dessen Hobby, aber der Mann hatte so was noch nie gesehen und erschrak. Solche kleinen Fehler, schreibt sie, passierten. Aber dass man George sagt, Saddam verfüge über ABC-Waffen, obwohl das gar nicht stimmte - das hatte sie sich nun wirklich nicht vorstellen können.
Als im "New Yorker" die Fotos aus Abu Ghraib abgebildet waren, ist der Präsident am Frühstückstisch ratlos. Irgendwas läuft schief. Aber was? Hatte man ihm nicht gesagt, dass seine Dienste systematisch diese fiesen Foltermethoden anwenden, in Abu Ghraib und Hunderten von inoffiziellen, sogenannten "schwarzen" Gefängnissen weltweit?
Die Bushs, das Paar an der Spitze, tappen im Dunkeln, jahrelang. Aus der Welt war eine Geisterbahn geworden. Dazu passt der Verdacht, sie seien in Heiligendamm vergiftet worden. Auf den Grund geht sie der Sache freilich nicht. Denn eigentlich will sie es lieber gar nicht so genau wissen.
Laura Bushs Lieblingsbuch ist Laura Ingalls Wilders "Unsere kleine Farm", die Hymne auf den familiären Zusammenhalt in schweren Zeiten, in der die Welt weit und wild ist. Ihre schönsten Momente, schreibt sie, waren die Stunden am Morgen, als sie und George, jeder mit einem Baby im Arm, im Bett ihren Kaffee tranken. Die Bushs sind nette, gute Leute. Aber er wählte den falschen Beruf.
NILS MINKMAR
Laura Bush: "Spoken from the Heart". Scribner 2010, 456 Seiten, ca. 21,60 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main