Justizvollzugsanstalten müssen Gefangenen die Möglichkeit anbieten, sich sportlich zu betätigen. Basierend auf mehrjähriger ethnographischer Forschung in einem Gefängnis untersucht das Buch die vielschichtigen Bedeutungen, die der Sport aus Sicht der Gefangenen besitzt. Die Befunde zeigen, dass sich Sport für einen Teil der männlichen Insassen als Bewältigungsstrategie zur Linderung der hafttypischen Belastungen erweist, indem er Freiheitsmomente birgt und Möglichkeiten eröffnet, gefängnistypischen Gefühlen von Angst, Einsamkeit, Langeweile und mentaler Niedergeschlagenheit zu begegnen. Darüber hinaus stellt der Sport ein probates Mittel zur Konstruktion bzw. Verteidigung von Männlichkeit, zur Selbstaufwertung und zur Positionierung in der sozialen Hierarchie unter den Gefangenen dar. Die Befunde zeigen weiterhin, dass speziell die Teilhabe an anstaltsorganisierten Sportangeboten voraussetzungsvoll ist und das besondere Gefängnissetting viele Inhaftierte von einer Sportteilhabe abhält.
Der Autor
Dr. Johannes Müller ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Sozialwissenschaften des Sports der Justus-Liebig-Universität Gießen.
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