Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Insitut für Deutsche Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Ein in der Neueren deutschen Literatur oft vernachlässigtes Feld stellt die Interkulturelle Germanistik da. Sie umfasst deutschsprachige Werke nicht deutschsprachiger Autoren. Diese können entweder aus der Nachfolgegeneration von Einwandern stammen, aber auch selbst aus den unterschiedlichen Gründen zugewandert sein. Oft werden dabei Migrationserfahrungen bzw. Erfahrungen in einem kulturellen "Zwischenraum" literarisch verarbeitet. Gerne werden diese mit Homi Bhabas Theorie des "Third Space" gedanklich gefasst. Bei Yoko Tawada liegt der Fall etwas anders, da sich ihre Werke gegen derartige theoretische Durchdringung sperren. Sie steht in der deutschsprachigen Literatur einzigartig da. Nicht nur, dass die japanische Autorin aus eigenem Willen und nicht aus politischer Notwendigkeit nach Deutschland kam. Auch ihr Verständnis von Interkulturalität geht weit über eine literarische Verarbeitung von Fremdheitserfahrung hinaus. Vertraut mit den gängigen theoretischen Diskursen um Sprache und Fremdheit, setzt Tawada ihre "Fremdheitserfahrung" in der Sprache selbst an. Da aus Tawadas Sicht die Sprache die Realitätswahrnehmung konstituiert, ist Fremdheit bei ihr keine "Alltagserfahrung" sondern wird vorerst zum sprachlichen Phänomen, was sich aber dennoch körperlich wahrnehmen lund damit im Alltag erfahren lässt. Fremde ist bei Tawada eingewandert in die Sprach selbst. Während die Essays die durch Sprache gemachte alltägliche Fremde eines Ichs sichtbar machen und nie klar ist, wo die Grenzen jener Ich-Identitäten anfangen und wo sie aufhören experimentiert sie in ihren Theaterstücken mit einer "Sprache" der Fremde und versucht auch gezielt, eine neue Sprache daraus hervorgehen zu lassen, die jene Polarität von eigen und fremd gar nicht mehr entstehen lässt. Hierbei bewegt sie sich auf einem sehr produktiven wie und gleichzeitig fatalen Pfad, denn während ihre Sprachexperimente tatsächlich neue kreative Varianten sprachlichen Erlebens hervorbringen ist das Scheitern der Überwindung einer polaren Sprache auch immer schon mit inbegriffen. Die Arbeit versucht, die sprachliche Verfahrensweise von Tawada anhand einiger von Yoko Tawadas Prosatexten und Theaterstücken aufzuzeigen und jene existenzielle Dimension von Fremdheit herauszuarbeiten, die sich durch Tawadas Werke zieht und gleichzeitig in existentielle Bereiche vordringt, da sie die Gültigkeit jedweder Systeme in Frage stellt.