Die Fähigkeit, über Sprache miteinander zu kommunizieren, hat die Forschung schon immer beschäftigt. Wissenschaftler aller Epochen, von der Antike bis zur Neuzeit, versuchten zu erforschen, was genau es dem Menschen ermöglicht, Sprache zu produzieren und zu verstehen. Der im Titel verwendete Begriff der Sprachverarbeitung, bezeichnet sowohl den perzeptiven als auch den produktiven Aspekt dieser Prozessketten. Gerade in der Perzeption von Sprache beginnt der eigentliche Vorgang schon vor der Interpretation in den kortikalen Strukturen im Gehirn. Neben der historischen Entwicklung der Sprachforschung drängt sich die Frage auf, welche weiteren Gebiete innerhalb des Prozesses involviert sind und welchen Teil der auditorische Kortex in der Prozesskette einnimmt. Den Hörnerv, als Bindeglied zwischen dem Gehirn und dem Gehörapparat gilt es zu erwähnen, als auch die sogenannten Kernstrukturen, die als Verteilerstationen für den Schall fungieren. Strukturen für Schallortung und Schalllokalisation, sowie komplexere Verarbeitungsschritte wie die Mustererkennung, sind alles Stufen und Gebiete, die vor der eigentlichen Spracherkennung im auditorischen Kortex durchlaufen werden. Der auditorische Kortex selbst, ist für die Erkennung und somit der Bedeutungszuweisung zuständig. Besonders der sekundäre auditorische Kortex, welcher zu typischen Symptomen der Wernicke-Aphasie führt, verbindet die Äußerungen mit der Bedeutung. Auch das Dual-Stream Modell, ein Sprachmodell aus dem Jahre 2007, welches einen Teil dieser Arbeit bildet, weist dem auditorischen Kortex eine Rolle in der Verarbeitung von phonologischen und semantischen Prozessen zu. Das vorliegende Buch versucht die Funktion des auditorischen Kortex innerhalb des menschlichen Sprachprozesses zu beschreiben. Dabei wird der Weg des Schalls von dessen Ursprung bis zu den verarbeitenden Arealen des Gehirns nachgezeichnet. Verarbeitungsschritte innerhalb des Hörorgans werden ebenso erklärt, wie die Anatomie und die Funktionsweise. Neben der Lokalisierung der auditorischen Gebiete, wird vor allem auf die Funktionsweise dieser eingegangen. Seit der Entdeckung der Zugehörigkeit dieser Areale zum Sprachverarbeitungsprozess durch Carl Wernicke, welcher die auditorischen Gebiete in der sprachdominanten Hemisphäre beschrieb, wurde jenen eine Rolle in der Spracherkennung zugesprochen. Durch Auswertung der durch Schädigung dieser Gebiete entstehenden Sprachstörungen, welche als sensorische Aphasie oder Wernicke-Aphasie bezeichnet werden, soll die Stellung dieser Areale untersucht werden. Des Weiteren wird in anschließenden Kapiteln die Funktion dieser Gebiete in aktuellen Sprachmodellen dargestellt und mit den bisherigen Meinungen, vor allem den Erkenntnissen der Wernicke Aphasie, verglichen. Abschließend werden die Reaktionen des auditorischen Kortex auf unterschiedliche Sprachstimuli dargestellt. Als Grundlage dient hier die Studie von Houde et al. aus dem Jahre 2002, welche die Reaktionen der auditorischen Areale auf Sprachfeedback untersuchten.