Der Wert von grammatischem Wissen und Grammatikunterricht für die Ausbildung sprachlicher Fähigkeiten ist umstritten. Das ist mit gutem Grund so und droht doch gleichzeitig die reflexive Komponente erstsprachlicher Bildung zu entwerten. Die Studie zeigt anhand vorliegender empirischer Untersuchungen, daß grammatisches Wissen nicht mit expliziten schulgrammatischen Kenntnissen gleichgesetzt werden darf. Soweit in diesem Wissen wirklich Sprachliches in das Blickfeld kommt, liegt ihm spezifisch syntaktische Information zugrunde, die ohne Beteiligung grammatischer Analysen gewonnen wurde. Es wird ein empirisches Verfahren entwickelt, welches darauf abzielt, das Vorliegen solcher Information unmittelbar, also ohne Verwendung schulgrammatischer Termini, zu erfassen. Auf seiner Grundlage werden Daten in Haupt- und Realschulklassen der Jahrgangsstufen 5-7 erhoben. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß syntaktische Information fast ubiquitär zugänglich ist, daß ein Umgang mit ihr, der sie zuverlässig verfügbar werden läßt, aber gleichwohl erlernt werden muß. Hier liegt der Punkt, in dem sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Lerner unterscheiden. Die Befunde werden in einem Datenmodell interpretiert, das auf der Annahme beruht, daß das Entstehen spezifisch syntaktischer Information Ergebnis einer Art von Resonanz rezenter sprachlicher Muster ist. Für den muttersprachlichen Grammatikunterricht ergibt sich, daß seine indirekten Einflüsse auf sprachliches Lernen möglicherweise größer sind als die direkten. Ein methodischer Neuansatz könnte darin liegen, mit grammatischen Problemen und sprachlichen Intuitionen unmittelbar, ohne Umweg über schulgrammatische Klassifikationen, zu arbeiten.
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