Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Französische Philologie - Linguistik, Note: 1,3, Universität Regensburg (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Sprachwissenschaft um 1800, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine Fragestellung, die im Zeitalter der Aufklärung mit äußerst großem Eifer diskutiert wurde, ist die nach dem Ursprung der Sprache. Auf der einen Seite propagierten Philosophen, die sich strikt an der biblischen Glaubenslehre orientierten, den göttlichen Ursprung der Sprache, welcher zumeist „die strikte Grenzziehung zwischen Mensch und Tier wie auch das Bild der nach dem Schöpfungsakt konstant bleibenden Lebewesen“ (Veldre 1997: S. 125) einschloss. Anhänger dieses göttlichen Ursprungs, wie z.B. Beauzée oder der deutsche Philosoph Süßmilch, gingen außerdem davon aus, dass der Mensch bereits als vernunftbegabtes Wesen mit voller Denkfähigkeit erschaffen wurde, was eine göttliche Eingabe der Sprache erst ermöglichte. Auf der anderen Seite begannen Philosophen, die Trennlinie zwischen Tier und Mensch anzutasten und sich mit einer möglichen Entwicklung des Menschen aus einem wie auch immer gearteten Naturzustand zu beschäftigen. Seit Condillac, dem Begründer des Sensualismus in Frankreich, gewannen außerdem Hypothesen an Bedeutung, die davon ausgingen, dass Sprache und Denken eng miteinander verknüpft sind und sich deshalb nur gemeinsam entwickeln konnten. Es waren jedoch nicht ausschließlich sensualistische Sprachursprungstheorien, die sich mit der Möglichkeit einer menschlichen Sprachschöpfung befassten. Einer der bekanntesten und einflussreichsten französischen Sprachdenker des 18. Jahrhunderts war neben Condillac Jean-Jacques Rousseau, dem Droixhe und Hassler eine „sensualistisch-anthropologische Sicht der gemeinsamen Entwicklung von Gesellschaft, Sprache und Denken“ attestieren. Rousseau beschäftigt sich in zwei seiner Werke mit der Sprachursprungsthematik. Zum einen streift er diese in seinem Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes (1755), zum anderen behandelt er sie eingehend in seinem Essai sur l’origine des langues, welcher mit dem Untertitel où il est parlé de la mélodie et de l’imitation musicale erst posthum (1781) veröffentlicht wurde. Der wohl bedeutendste Sprachtheoretiker auf deutscher Seite war zu dieser Zeit Johann Gottfried Herder, dessen Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772) für Aufsehen sorgte und als „Kulminationspunkt“ der Literatur zu dieser Thematik eingestuft werden kann. Auf den folgenden Seiten sollen sowohl die oben genannten Schriften Rousseaus als auch die Abhandlung Herders genauer unter die Lupe genommen werden.