»MAN FRAGT NICHT: WARST DU NAZI? ICH BIN DEUTSCHER, DAS IST VERBRECHEN GENUG.« Das schreibt der Kriegsgefangene Wolfram Knöchel am 15. September 1946. In Frankreich räumen er und seinesgleichen die Minen, die ihre »Kameraden« am Atlantik einst vergruben. Er überlebt das Himmelfahrtskommando. Auch seine Korrespondenz mit den Eltern in Halle bleibt erhalten. Erst nach seinem Tod entdeckt die Tochter die etwa 150 Briefe. Es sind nicht nur historisch bedeutsame Dokumente, sondern auch berührende persönliche Mitteilungen eines jungen Mannes, der Krieg, Gefangenschaft und Gegenwart selbstkritisch reflektiert. Und später, wieder daheim, nie mehr darüber spricht. Karin Scherf begibt sich auf Spurensuche, reist nach Frankreich. Und registriert erstaunt: Deutsche Kriegsgefangene in Lagern der Westalliierten waren auch dort nie Thema. Erst jetzt beginnt man mit der Aufarbeitung eines umstrittenen Nachkriegskapitels. Jedoch: Es gibt kaum Unterlagen. Knöchels Briefe gehören zu den wenigen authentischen Zeugnissen, die der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Dank dieses Buches können nun die Geschichtsforschung und eine breitere Öffentlichkeit davon Kenntnis nehmen.