Wie entstehen staatliche Institutionen? Diese Frage wird am Beispiel der Kreisgebietsreform und der Regionalplanung in den drei Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt untersucht. Wer nachlesen möchte "wie es eigentlich gewesen ist" bei der Neubildung staatlicher Strukturen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, erhält einen plastischen Eindruck dieses verwaltungsgeschichtlichen Geschehens. Deutlich wird, dass das Konzept des Institutionentransfers zwar eine nicht geringe Erklärungskraft besitzt, dass sich aber zwischen dem so oft beschworenen Überstülpen fertiger westdeutscher Lösungen und endogenen Anpassungsprozessen eine breite Palette von Variationsmöglichkeiten auftat. Die Vielfalt an organisatorischen Lösungen ergab sich aus komplexen Interaktionsprozessen zwischen Akteursgruppen, die in ihren strategischen Orientierungen häufig nicht hochgradig determiniert waren. Die verwaltungspolitischen Gestaltungsprozesse waren vielmehr von Auseinandersetzungen über unterschiedliche Ideen bestimmt, die den jeweiligen Aufgabenerfordernissen und Rahmenbedingungen sowie Interessen erst ihre reale Bedeutung verliehen. Die Untersuchung verdeutlicht, dass die Rolle von Ideen keineswegs nur darin zu sehen ist, dass sie Komplexität reduzieren und Situationen und Interessen definieren. Sie liegt vielmehr auch in ihrer Mehrdeutigkeit im politischen Kommunikationsprozess, die interpretative und strategische Spielräume für politische Führung eröffnet. Aus dem interpretationsoffenen Charakter von Ideen kann man jedoch auch schließen, dass Institutionenbildungsprozesse selbst kontingent und weder die institutionellen Lösungen noch deren Stabilität vorhersehbar sind.
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