Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Soziologie der Universität München), Veranstaltung: Hauptseminar: Entgrenzung und Entscheidung - Politik, Recht und Regulierung in der reflexiven Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bedeutung und die Grenzen der Staatsbürgerschaft stehen seit Jahrhunderten im Zentrum politischer Debatten. Wer für eine Staatsbürgerschaft in Frage kommt und welche Eigenschaften Staatsbürger im Allgemeinen besitzen sollten wird bereits bei Aristoteles ausführlich erörtert, so zum Beispiel im dritten Buch der Politik. Die Festlegung der Bedingungen für die Mitgliedschaft in eine politische Gemeinschaft war lange Zeit ein wichtiges politische Mittel des Staates, und obwohl die Bedeutung von Staatsbürgerschaft oder citizenship sich seit je her im Wandel befindet, interessiert uns in dieser Arbeit vor allem der Wandel der Institution der Staatsbürgerschaft in Europa und Nordamerika in der Nachkriegszeit. Eine Richtung aktueller Forschung zum Thema Staatsbürgerschaft attestiert diesem einen Bedeutungsverlust, der vor allem durch internationale wirtschaftliche Verflechtung, Vertragswerke und Menschenrechtsregime verursacht wird. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die 1994 von Yasemin Soysal1veröffentlichte Studie zu den Grenzen der Staatsbürgerschaft, in der sie vor allem die Rechte von Immigranten im Europa der Nachkriegszeit untersucht und zu dem Schluss kommt, dass sich die Bedeutung der nationalen Staatsbürgerschaft in einem Erosionsprozess befindet und dass neue Formen einer „post-nationalen“ Staatsbürgerschaft auftreten. Eine ähnliche Stoßrichtung und teilweise auf Soysals Studie aufbauend, geht die Arbeit von Jean L. Cohen. Sie untersucht den exklusiven Charakter politischer Gemeinschaften, insbesondere von Demokratien, und hat sich Gedanken gemacht wie vermieden werden kann, dass diese Schließung sich zu starkem Nationalismus oder Rassismus „verdichtet“. Die Ansätze von Soysal und Cohen werden zunächst nacheinander dargestellt und verglichen. Danach erläutert ein Einschub den Inklusionsbegriff, der dann in einem nächsten Schritt mit den oben genannten Arbeiten in Verhältnis gesetzt wird. Auf die Systemtheorie bezugnehmend, soll untersucht werden inwiefern mit dem beschrieben Wandel des Konzepts der Staatsbürgerschaft eine Krise politischer Inklusion einhergeht und die Relevanz dieses Begriffes für die Staatsbürgerschafts-Debatte anhand der Arbeit von Rudolf Stichweh dargestellt werden.