Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Die Debatte zur Reform des internationalen Finanzsystems
Michael Frenkel/Lukas Menkhoff: Stabile Weltfinanzen? Springer-Verlag, Heidelberg/Berlin 2000, 133 Seiten, 36 DM.
Die finanziellen und wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre in Asien, Russland und Lateinamerika haben die Diskussion über eine Verbesserung des internationalen Finanzsystems intensiviert. Michael Frenkel und Lukas Menkhoff geben in ihrem Buch zunächst einen geordneten Überblick über die Debatte zur neuen Finanzarchitektur. Das ist durchaus hilfreich, weil die Reformvorschläge breit gefächert sind und von der Bankenaufsicht bis zur Errichtung von Wechselkurszielzonen reichen.
Die beiden Ökonomen prüfen die verschiedenen Vorschläge unvoreingenommen auf Unzulänglichkeiten und stellen die Vor- und Nachteile übersichtlich dar. Im Mittelpunkt ihrer Analyse steht das Konzept des "unmöglichen Dreiecks", das für die Fragestellung geeigneter Währungsordnungen die Ziele nationaler geldpolitischer Autonomie, freien Kapitalverkehrs und stabiler Wechselkurse gemeinsam diskutiert. Demnach gibt es keine Währungsordnung, die es ermöglicht, gleichzeitig alle drei Ziele vollständig zu erreichen. Das Konzept des "unmöglichen Dreiecks" besagt, dass eine Beschränkung auf zwei der drei Ziele notwendig ist, die zur gleichen Zeit mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen erreicht werden können. Die heutige Währungsordnung zwischen den großen Handelswährungen ist durch flexible Wechselkurse gekennzeichnet, die den Zielen eines freien Kapitalverkehrs und geldpolitischer Selbständigkeit dienen und das Ziel stabiler Wechselkurse in den Hintergrund rücken. Zutreffend stellen Frenkel und Menkhoff fest, dass einzelne Länder Wechselkursstabilität nur durchsetzen können, wenn sie entweder auf freien Kapitalverkehr oder die Autonomie in der Geldpolitik verzichten. Vorschläge zur Reform des Finanzsystems, so zeigen die Autoren, sind letztlich auch Ausdruck unterschiedlicher Vorlieben für die einzelnen Ziele. Einige Vorschläge, beispielsweise die Errichtung von Wechselkurszielzonen für Dollar, Euro und Yen, hätten kaum Chancen, verwirklicht zu werden, weil die Bereitschaft zur Aufgabe geldpolitischer Autonomie in den Ländern nicht gegeben sei.
Frenkel und Menkhoff beschränken sich in ihrem Buch allerdings nicht nur auf die Darstellung und Analyse der Debatte, sie zeichnen auch eine eigene Reformskizze. Nach der Lektüre bis zu diesem Kapitel ist der Leser nicht verwundert, dass die Empfehlung nicht radikal ausfällt. Vielmehr sind die Autoren bemüht, mögliche Verbesserungen im Rahmen der geltenden Finanzordnung vorzustellen: Anzustreben sind demnach eine einheitlichere Regulierung der Finanzmärkte, besonders der Banken, eine bessere Transparenz von Daten und wirtschaftspolitischem Verhalten. Der Internationale Währungsfonds sollte weder abgeschafft noch in einen internationalen "lender of last resort" umgewandelt werden. Frenkel und Menkhoff raten dem Internationalen Währungsfonds zu einem restriktiven Umgang mit umfangreichen Kredithilfen und zu einer stärkeren Konzentration auf die Katalysatorfunktion für privates Kapital.
Die kürzlich vorgestellten und daher nicht im Buch enthaltenen Reformvorschläge des amerikanischen Ökonomen Allan Meltzer zeigen, dass die Debatte um die Finanzarchitektur längst nicht zu Ende ist. Frenkel und Menkhoff aber vermitteln das Rüstzeug, das nötig ist, um die Diskussion zu verfolgen und bewerten zu können.
CLAUS TIGGES
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH