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Der erste Bestseller des Aufbau Verlags – und der erste Bestseller im Nachkriegsdeutschland.
Der große Klassiker in der Ausgabe letzter Hand
»Stalingrad« galt dem Jubelchor von Wolfgang Borchert bis Johannes R. Becher als »Tatsachen-Epos«, das Aufklärung über die deutsche Vergangenheit bot. Diese Vergangenheit schildert Theodor Plievier in einer unverhüllten Drastik. Gleichzeitig war das Buch, das keine Helden kennt, für viele Leserinnen und Leser eine Offenbarung: Es setzt der Generalschuldthese eine differenzierte Schilderung entgegen, bekämpft falschen Heroismus, benennt klar die…mehr

Produktbeschreibung
Der erste Bestseller des Aufbau Verlags – und der erste Bestseller im Nachkriegsdeutschland.

Der große Klassiker in der Ausgabe letzter Hand

»Stalingrad« galt dem Jubelchor von Wolfgang Borchert bis Johannes R. Becher als »Tatsachen-Epos«, das Aufklärung über die deutsche Vergangenheit bot. Diese Vergangenheit schildert Theodor Plievier in einer unverhüllten Drastik. Gleichzeitig war das Buch, das keine Helden kennt, für viele Leserinnen und Leser eine Offenbarung: Es setzt der Generalschuldthese eine differenzierte Schilderung entgegen, bekämpft falschen Heroismus, benennt klar die politisch wie militärisch für die Vernichtung einer ganzen Armee Verantwortlichen und macht anhand zweier Figuren den im Laufe des Krieges einsetzenden Läuterungsprozess nachvollziehbar. Es ist ein zeitloses Dokument des Antimilitarismus, ein Roman, der auch achtzig Jahre nach dem Ende des Krieges von trauriger Aktualität ist – und von anhaltender literarischer Wucht.


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Autorenporträt
Theodor Plievier wurde 1892 als Sohn eines Arbeiters in Berlin-Wedding geboren. Früh begann er sich für Literatur und Philosophie zu interessieren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Marine und nahm am Matrosenaufstand teil. Nach dem Krieg engagierte er sich vor allem publizistisch. 1929 folgte die erste Buchveröffentlichung. 1933 emigrierte er über einige Stationen in die Sowjetunion, später kehrte er in die Sowjetische Besatzungszone zurück. Hier avancierte sein Roman 'Stalingrad' zum ersten Bestseller im Nachkriegsdeutschland. 1947 übersiedelte er in die Westzonen, 1953 weiter in die Schweiz, wo er 1955 starb. 
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.11.2002

DAS HÖRBUCH
Mein lieber Hans
Immer noch beklemmend:
das Hörspiel „Stalingrad” von 1953
Nur zehn Jahre nach dem Untergang der 6. Armee im Stalingrader Kessel und der ihnen zur Sicherung der Flanken beigestellten rumänischen und kroatischen Truppen produzierte der Südwestfunk ein Hörspiel nach dem Roman von Theodor Plievier: „Stalingrad”. Die Aufnahmen entstanden 1953 und sind nun selbst historisch geworden. Hinter uns Heutigen liegt diese Schlacht aus einem Kessel schon sechzig Jahre zurück. Damals starben 145 000 Männer im Kampf, am Hunger, an der Kälte. 91000 Deutsche wurden gefangen genommen, 50000 von ihnen gingen an Typhus zugrunde, 35000 weitere starben in den sibirischen Lagern.
Zahlen klingen nur kalt. Auch diese Wörter: Soldaten, Gefangene. In der Hörspielbearbeitung von Manfred Häberlen und der Regie von Gerd Westphal bekommen sie Stimmen, sie erstehen auf als Bauern, als Arbeiter, als Ehemänner, als Verliebte, als kinderreiche Väter, als Söhne – als Atmende.
Nur sechstausend der Stalingrader Soldaten kamen überhaupt nach Deutschland zurück. Ein Ausbruchsversuch aus dem Kessel, als noch Zeit dafür war, und die Kapitulation, als die Russen sie anboten, wurden von Hitler abgelehnt. Und General Paulus folgte den Befehlen des Wahnsinnigen willig und gegen besseres Wissen, er ließ die letztlich unvermeidliche Kapitulation schlimmer werden durch sein Desinteresse an den Untergebenen: Die Führung kapitulierte für sich allein, ohne den letzten noch kämpfenden Soldaten Bescheid zu geben.
Theodor Plievier war 1934 in die Sowjetunion emigriert und befragte die Gefangenen nach der Schlacht um Stalingrad. Er las Feldpostbriefe, welche die Sowjets abgefangen hatten, und noch vor Ende des Krieges erschien sein Roman in der Moskauer Exilzeitschrift Internationale Literatur / Deutsche Blätter. 1945 wurde „Stalingrad” in Deutschland zum Bestseller, der Aufbau Verlag und Rowohlt vertrieben es, es wurde in 26 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als zwei Millionen mal verkauft.
Das Hörspiel, das der Audio Verlag dankenswerter Weise nun herausbrachte, kürzt den heute vom Verlag Kiepenheuer & Witsch lieferbaren Roman von 450 Seiten auf eine Fassung von wenig mehr als einer Stunde, doch die Essenz des Grauens bleibt in den Szenen in Gefechtsständen, Bunkern, hinter Schneehaufen und in Lazaretten erhalten. Erhalten bleibt die Geschichte vom Soldaten Gnotke, der einen schwächeren und dieses Lebens müden Soldaten zu leben zwingt, für ihn sorgt und mit dieser Mitmenschlichkeit, so erkennt es der Panzeroberst Vilshofen, sich selbst am Leben erhält. Und auch die Wandlung des Vilshofen ist ins Hörspiel transferiert worden: wie er von einem treuen Soldaten zu einem Zweifler wird und schließlich erkennt, dass eine ganze Armee für die Propaganda der Nationalsozialisten zugrunde gehen muss.
Zwei Szenen erschüttern besonders: erstens die Anfänge der Feldpostbriefe, gelesen mit den Stimmen der Daheimgebliebenen. Der Stimme eines Vaters: „An den Soldaten Kurt Mohr. Mein lieber Kurt, ich bin schon alt, aber Du bist noch so jung, und deshalb musst Du zurückkommen ...”. Einer Verlobten: „An den Soldaten Alwin Wedenick. Mein liebster Alwin! Ich hab geglaubt, es zerreißt mir das Herz. Du musst zu uns zurückkehren, und ich hab das bestimmte Gefühl, dass ich Dich wiedersehe ...” Einer Mutter: „An den Soldaten Hans Pfeifer. Mein lieber Hans, Du bist ganz auf eine falsche Zeit auf die Welt gekommen. Oft denkt man: Sind wir denn verlassen? In den Zeitungen wird nicht gedruckt, wie es zugeht, da wird nur das Schöne hineingedruckt. Im Kino ist es das gleiche. Wenn sie die Wahrheit von Stalingrad schreiben und zeigen würden, dann würden die Leute närrisch. Bei uns sagen sie jetzt, dass Ihr schon sechs Tage absolut nichts mehr zu essen . ..”. Die Stimmen der Eltern sind weniger ängstlich als müde, die Stimme der jungen Frau klingt so hoffnungsvoll. Wahrscheinlich sind sie alle erbarmungslos enttäuscht worden.
Die zweite bewegende Szene gehört gar nicht zum Text, es sind die Namen der siebenundzwanzig Sprecherinnen und Sprecher, die am Ende vollständig genannt werden, und sie klingen, so wahrhaftig ist dieses Hörspiel, wie die Namen auf einer Gedenkliste.
MARTIN Z. SCHRÖDER
THEODOR PLIEVIER: Stalingrad. Hörspiel in der Bearbeitung von Manfred Häberlen. Mit Paul Hoffmann, Friedrich von Bülow u.v.a. Regie: Gerd Westphal. Musik: Karl Sczuka. Audio Verlag, 2002. 1 CD, 69 Minuten, 14,95 Euro.
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