Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Ist Bergsteigen unpolitisch? Ganz und gar nicht. Insbesondere in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde es nicht nur von den Nationalsozialisten instrumentalisiert. Auch unter Stalin war es keineswegs Selbstzweck: Es diente der Wissenschaft (Errichtung von Wetterstationen), dem Militär (Schule des Mutes) und der Industrialisierung (Suche nach Rohstoffvorkommen). Eifrige Parteifunktionäre rühmten sich dabei mit alpinistischen Glanzleistungen, die von anderen vollbracht wurden. Die anderen, das waren in besonderem Maße die Brüder Abalakow, die in Kaukasus, Pamir und Tien-Shan-Gebirge ihre Spuren hinterließen. Die Geschichte von Witali und Jewgeni Abalakow hat der französische Journalist Cédric Gras aufgeschrieben. Gras gibt in seinem Buch einen Einblick in den von Kühnheit und Selbstaufopferung geprägten sowjetischen Alpinismus, der bis heute unter den Bergsteigern aus den Ländern des früheren Ostblocks nachwirkt, und er erschüttert mit seinen Schilderungen von Repressionen und Terror, die von 1937 an auch die Bergsteiger erreichten. Nicht einmal ihre einstmals gefeierten Heldentaten konnten sie davor bewahren. Tödlicher als Höhenödeme und Séracs waren für sie die stalinschen Säuberungen. Ihre Namen wurden getilgt, bergsteigerische Glanzleistungen aus den Chroniken gestrichen. Gras vermutet, dass gut die Hälfte der alpinen Elite Opfer der Säuberungen wurde. Auch die Abalakows, in besseren Zeiten als Helden gefeiert, blieben nicht verschont. sgr.
"Stalins Alpinisten. Der Fall Abalakow" von Cédric Gras. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2021. 224 Seiten, 19 Abbildungen. Gebunden, 27,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main