Auto, PC, Internet - wenn die Menschheit mit technologischen Neuerungen konfrontiert ist, zeigt sie immer dieselben Reflexe: »Wer braucht das?«, »Ist das nicht viel zu teuer?«, »Verdirbt das nicht das Denken?« Erkenntnisfördernd sind solche Standardreaktionen nicht unbedingt, und daher wirft Kathrin Passig in sechs ursprünglich für den »Merkur« verfassten Essays einen genaueren Blick auf Phänomene, die oft als Anzeichen für den bevorstehenden Untergang des Abendlands betrachtet werden: auf E-Books, Internetforen und den Datenexhibitionismus der »Quantified Self«-Bewegung.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Leise skeptisch, leise ironisch, aber insgesamt positiv und freundlich bespricht Franz Schuh diese Essaysammlung der bekannten Publizistin und Bachmann-Preisträgerin. So technikskeptisch er selber empfindet - obwohl er sich dem Sturm der Zeit tapfer anzupassen versucht -, so sehr versteht Schuh doch Passigs Kritik an den Rückzugspositionen gerade qualifizierterer Menschen, die sich durch die Digitalisierung abgehängt sehen. Passig kritisiere deren Standardausreden gegen Netz und Medienwandel als infantil, und sie mache deutlich, dass die Widersprüche durch die Personen selbst gehen: Sie profitiert als Leserin, sagt Passig, und sie leidet als vom Print abhängige Autorin. Schuh sieht's ähnlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2013Klick doch mal rüber!
Ob das Internet nun ein seelischer Nicht-Ort, eine fremdgesteuerte Egoblase oder die längste Prolltheke der Welt ist, darüber wird unter Kulturkritikern nur bezüglich der Reihenfolge gestritten. Kulturkritiker sind laut Kathrin Passig Leute, die vor Zeiten vor den Gefahren des Lesens warnten und die jetzt das Buch aus Geruchsgründen bewerben. Die Autorin, die sich in einer bücherregallosen Welt ohne Einbußen an innerer Zufriedenheit eingerichtet hat, gibt der Gutenberg-Galaxis und ihren Advokaten in den Kolumnen, die sie für den "Merkur" schrieb und die jetzt zu einem - Sie ahnen es - Buch kompiliert wurden, einen Abschied ohne Wehmut. Dass Leserkommentatoren grundsätzlich die dümmeren Menschen und überforderte Buchverkäufer klüger als effiziente Empfehlungsalgorithmen seien, dass es besser sei, sich einer duseligen Stimmung hinzugeben, als sich mit digitalen tools in der Realität zu verorten, dagegen weiß Passig viele Argumente. Nicht jedes davon überzeugt. Mal findet sie gerade etwas anderes interessanter als das Argument der Gegenseite, mal setzt sie eine Pointe an Stelle einer Erklärung, mal rät sie Kritikern, doch woanders hinzuziehen und es besser zu machen. Beeindruckend ist der unerschütterliche Wille, sich im positiven Denken nicht beirren zu lassen, was sie am Ende selbst mit Benjamin Franklins Selbsterziehungsprogrammen sympathisieren lässt, die den Tag in Minuteneinheiten zerlegten. Selten wurde aber auch so pointensicher und elegant über das Internet und seine konkreten Vorzüge geschrieben, dass auch der Kulturkritiker Gefallen daran findet. (Kathrin Passig: "Standardsituationen der Technologiekritik". Suhrkamp Verlag, Berlin 2013, 103 S., br., 12,- [Euro].)
thom
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Ob das Internet nun ein seelischer Nicht-Ort, eine fremdgesteuerte Egoblase oder die längste Prolltheke der Welt ist, darüber wird unter Kulturkritikern nur bezüglich der Reihenfolge gestritten. Kulturkritiker sind laut Kathrin Passig Leute, die vor Zeiten vor den Gefahren des Lesens warnten und die jetzt das Buch aus Geruchsgründen bewerben. Die Autorin, die sich in einer bücherregallosen Welt ohne Einbußen an innerer Zufriedenheit eingerichtet hat, gibt der Gutenberg-Galaxis und ihren Advokaten in den Kolumnen, die sie für den "Merkur" schrieb und die jetzt zu einem - Sie ahnen es - Buch kompiliert wurden, einen Abschied ohne Wehmut. Dass Leserkommentatoren grundsätzlich die dümmeren Menschen und überforderte Buchverkäufer klüger als effiziente Empfehlungsalgorithmen seien, dass es besser sei, sich einer duseligen Stimmung hinzugeben, als sich mit digitalen tools in der Realität zu verorten, dagegen weiß Passig viele Argumente. Nicht jedes davon überzeugt. Mal findet sie gerade etwas anderes interessanter als das Argument der Gegenseite, mal setzt sie eine Pointe an Stelle einer Erklärung, mal rät sie Kritikern, doch woanders hinzuziehen und es besser zu machen. Beeindruckend ist der unerschütterliche Wille, sich im positiven Denken nicht beirren zu lassen, was sie am Ende selbst mit Benjamin Franklins Selbsterziehungsprogrammen sympathisieren lässt, die den Tag in Minuteneinheiten zerlegten. Selten wurde aber auch so pointensicher und elegant über das Internet und seine konkreten Vorzüge geschrieben, dass auch der Kulturkritiker Gefallen daran findet. (Kathrin Passig: "Standardsituationen der Technologiekritik". Suhrkamp Verlag, Berlin 2013, 103 S., br., 12,- [Euro].)
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