Was für ein besonderes, nachdenklich stimmendes Buch.
Es besteht aus 2 Geschichten, die parallel laufen und deren Verlauf sich dann auf eindrucksvolle, berührende Art überschneidet.
Den Einstieg macht ein Prolog, der so völlig anders als gewohnt ist. Zitate, die sich später abwechselnd zu den
jeweiligen Kapiteln wiederfinden und erst im Laufe der Geschichte erklären, was es damit auf sich…mehrWas für ein besonderes, nachdenklich stimmendes Buch.
Es besteht aus 2 Geschichten, die parallel laufen und deren Verlauf sich dann auf eindrucksvolle, berührende Art überschneidet.
Den Einstieg macht ein Prolog, der so völlig anders als gewohnt ist. Zitate, die sich später abwechselnd zu den jeweiligen Kapiteln wiederfinden und erst im Laufe der Geschichte erklären, was es damit auf sich hat. Anfangs hat es mich umgehauen, weil es so dramatisch, hilflos und erschütternd wirkt, doch nach und nach versteht man, dass es sich aus den beiden parallelen Geschichten zusammensetzt und ein Ganzes ergibt- raffiniert!
Während Danic als Akrobat mit seiner besten Kindheitsfreundin Aury auftritt und beide noch einen gemeinsamen Social Media Kanal gestalten, um das Überleben des Zirkus Wittenmeer zu sichern, kämpft er mit seinem Wunsch, Jura studieren zu können. Ich mag ja sowieso Geschichten aus der Zirkuswelt, doch diese hat mich wirklich sehr beeindruckt. Der Schwerpunkt liegt gar nicht so sehr auf den Aufführungen selbst, sondern eher auf dem Leben in der Zirkuswelt und wie Geheimnisse zum Brodeln kommen.
Immer im Wechsel erhält man zu dem, was Danic erlebt, auch Einblicke in Cleos Leben und es ist mir sehr nahe gegangen. Ihre Hilfslosigkeit, das Gefühl von allen verlassen zu sein und kein wirkliches Zuhause zu haben, immer mit etwas Eifersucht, Unzufriedenheit und Konfrontation gemischt.
Erst durch ihre Sozialstunden auf dem Friedhof durch wiederholte Diebstähle merkt sie, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sie mögen und auf sanfte Weise hinter die Kulissen gucken.
Auch wenn es eine eher ernste Geschichte ist, so bewirkt gerade Cleo mit ihrer direkten Art, dass ich viele Male lachen musste, weil sie nicht groß nachdenkt, sondern aus dem Bauch heraus das sagt, was sie denkt. Besonders ihre Begegnungen mit dem Vikar oder dem Bildnis von Jesus in der Friedhofskapelle zeigen, wie aufrichtig und liebenswert sie ist. Was für ein Gespür sie für die Menschen hat, gerade in Verbindung mit Trauerfällen, ihre Reaktionen und Ideen, ihr Arbeitseinsatz aber auch ihre Rückfälle haben dieses junge Mädchen so authentisch und gleichzeitig sympathisch gemacht.
Die Wendung der Geschichte, was ihre Begegnung mit Danic auslöst und wie sie verläuft ist genial und überraschend anders. Irgendwie verrückt und doch perfekt.
Diese Geschichte verbindet auf völlig unerwartete Weise zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so viel gemeinsam haben. Der Wunsch, einen Platz zu finden, der sich nicht falsch anfühlt, an dem nicht alles nach Glitzer oder Schein aussieht und wo man seine Träume und Hoffnungen leben kann. Gerade das familiäre Schicksal von beiden hilft ihnen auf eindrucksvolle Weise, worauf es im Leben ankommt, was echte Freundschaft bedeutet, aber auch, wie schnell das scheinbar glitzernde Leben zu Staub zerfallen kann, ebenso wie man auf dem Friedhof nicht nur Staub findet, nur weil das Leben dort zu Ende ist. Es liegt an uns, was wir aus unserem Leben machen.
Ein eindrucksvolles, starkes Buch für alle, die sich verloren fühlen, die Mut brauchen, um sich selbst zu lieben und zu spüren, es gibt immer einen Weg aus jedem Chaos des Lebens und trotz Verlusten lohnt es sich zu leben, weil wir Spuren und Erinnerungen im Staub hinterlassen.
„Man wusste nie, welche Wendung sich hinter dem Chaos an Gefühlen und Enttäuschungen verbarg, wenn man nur mutig genug war weiterzugehen. Einen Schritt nach dem anderen. In dem Wissen, dass man niemals ganz allein war.“ (Buchzitat)