Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie), Veranstaltung: Seminar : Die deutsche Erzählung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Über den Begriff "Novelle" wird immer wieder diskutiert, um sowohl die Form als auch die Definition der Novelle zu fixieren. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und ist erst seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen gebräuchlich. Christoph Martin Wieland übernimmt erstmals die Form und den Begriff der Novelle in die deutsche Literatur. In der Anmerkung seines RomansDie Abenteuer des Don Sylvio von Rosalvavon 1772 versucht er den Begriff zu bestimmen: "Novellen werden vorzüglich eine Art von Erzählungen genannt, welche sich von den großen Romanen durch die Simplizität des Plans und den kleinen Umfang der Fabel unterscheiden, oder sich zu denselben verhalten wie die kleinen Schauspiele zu der großen Tragödie und Komödie". Später hat er seine Definition gegen die märchenhafte Erzählung der Romantik abgegrenzt: " Bei einer Novelle (...) werde vorausgesetzt, dass sie sich (...) in unserer wirklichen Welt begeben habe, wo alles natürlich und begreiflich zugeht, und die Begebenheiten zwar nicht alltäglich sind, aber sich doch, unter denselben Umständen, alle Tage allenthalben zutragen könnten". Das war der erste Versuch einer Abgrenzung und Definition einer Novellentheorie. In der Folge wurden zahlreiche Ansätze unternommen, eine Kunstform Novelle zu entwickeln. Eine klare Definition der Novelle, die man immerhin als zentrales Merkmal novellistischen Erzählens begreift, ist von Goethe aus einem Gespräch mit Eckermann vom 25. Januar 1827. Er sah im Zentrum der Novelle " eine sich ereignete unerhörte Begebenheit". In der Romantik tritt die Novelle anfangs zwar in ihrer Funktion als gehobene gesellschaftliche Unterhaltung zurück, aber auch das Thema der Form und des Inhalts wird erweitert. Für die Form der Novelle verlangt Ludwig Tieck einen "Wendepunkt": "Diese Wendung der Geschichte, dieser Punkt, von welchem aus sie sich unerwartet völlig umkehrt, und doch natürlich, dem Charakter und den Umständen angemessen, die Folge entwickelt". Während in der Romantik die Form der Novelle einerseits aufblüht, werden andererseits märchenhafte und symbolhafte Züge in die Novellenform eingebracht. Im 19. Jahrhundert, die Zeit des Biedermeier und Realismus, gewinnt die Novelle zunehmend an Bedeutung. Die Literaturwissenschaft bevorzugt die Novelle mehr für die Darstellung der Lebenswelt und der Probleme des Individuums. [...]
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