Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Gesundheit - Physiotherapie, Ergotherapie, Note: 1,7, Alice-Salomon Hochschule Berlin , Sprache: Deutsch, Abstract: In fast allen Seminaren, die sich mit Gesundheit beschäftigen, in den Medien und vom physiotherapeutischen Personal aus der Praxis wird über ein steigendes Gesundheitsbewusstsein in der deutschen Bevölkerung berichtet. Vor allem mediale Kampagnen geben beispielsweise durch das Bewerben von kalorienreduzierten und angeblich gesunden (Bio-)Lebensmitteln vor, wie man sich gesundheitsbewusst verhält. Ein entsprechender Lebensstil sorge für einen intakten Gesundheitszustand. Auch wenn die Umsetzung dieser Gesundheitsempfehlungen nicht immer einfach ist, führen sie zuweilen zu einem gesteigerten oder übertriebenen Gesundheitsbewusstsein. Oftmals wird der Begriff des Gesundheitswahns oder der Gesundheitsdiktatur gebraucht. Wer nicht mitmacht, gefährdet seine Gesundheit, so die verbreitete Meinung. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung strebt nach einer gesunden Lebensweise, die zuweilen gesundheitsfanatische Züge annimmt. Der Begriff „Healthism“ steht für ein übertrieben hohes Gesundheitsbewusstsein, das alle Lebensbereiche beeinflusst und sogar von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als gesundheitsschädlich anerkannt wurde. Bei körperlichen Defiziten oder beim Entstehen bestimmter Krankheiten wird schnell ein untugendhafter und unachtsamer Lebensstil vermutet. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) entwickelte zwischen 2000 und 2006 Gesundheitsziele und möchte so das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung stärken. Der Bedarf und die Anzahl der in Anspruch genommenen Gesundheitsleistungen steigt. Nicht selten sorgt auch die Physiotherapie durch aktive Bewegungstherapie, aber auch zunehmend durch beratende und informierende Gespräche für ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein bei den Klienten. Vor allem der zweite Gesundheitsmarkt boomt: Gesundheitsprodukte, Biolebensmittel, Kurlaube oder Fitnesskleidung sind begehrt wie nie. Das Drängen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einer gesunden Lebensweise ist allgegenwärtig, was wiederum ein moralisches Spannungsfeld zwischen persönlicher Freiheit, Selbstbestimmung und der „öffentlichen Sorge um die Gesundheit aller“ (Brand, Engelhardt von, Simon & Wehkamp 2001, S. 12) erzeugt, zumal gar nicht klar ist, wer überhaupt die Berechtigung für die Empfehlung solcher Ziele hat.