Für viele Menschen im deutschsprachigen Raum schienen nach der Revolution von 1848/49 gerade die Naturwissenschaften gesellschaftlichen Fortschritt zu versprechen. Als radikalste Vertreter dieser Deutung galten die sogenannten naturwissenschaftlichen Materialisten Carl Vogt (1817–1895), Jacob Moleschott (1822–1893) und Ludwig Büchner (1824–1899). In einer Mischung aus Wissenschaftspopularisierung, Antiklerikalismus und Fortschrittsdenken wandten sich die Materialisten gegen religiöse Deutungen des Lebens und feierten die Naturwissenschaften als zentrale Ordnungsinstanz der Moderne. Diese Positionen riefen eine Jahrzehnte andauernde Debatte hervor. Die Studie fragt, welche Auffassungen vom Verhältnis von Wissenschaft, Religion und Gesellschaft sich in der Diskussion über den Materialismus manifestierten.