Nach einem halben Jahrhundert entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner frühverstorbenen Mutter. Anhand ihrer Aufzeichnungen reist er zurück in eine Welt, die auch einmal seine war: die Welt der "Stond". Im intimen Gespräch mit der Tagebuchschreiberin, im Kommentar, in Erinnerungen, in eigener Spurensuche und kritischer Selbstreflexion entfaltet sich eine Familiengeschichte im Bann des Pietismus, die sich über mehr als hundert Jahre quer durch das 20. bis ins 21. Jahrhundert und über drei Generationen erstreckt. Geschildert wird das Leben der Martha Müller als "Stondenschwester" und Mitglied der "Hahnischen Gemeinschaft", der sprichwörtlich "Stillen im Lande". Sie sind das Zentrum des Pietismus, wie er als kulturelle DNA den Südwesten Deutschlands bis heute prägt. Das Buch erlaubt authentische Einblicke in die Vorstellungswelt und in die vom religiösen Eifer geprägten Alltagspraktiken, es verdeutlicht die Funktion dieses Glaubens im Kontext der kleinbäuerlich-handwerklichen Kultur Württembergs während der Zwanzigerjahre und ihrem Wandel durch Nationalsozialismus, Nachkriegs- und Wohlstandsjahre, ein Wandel, der zwar das Schwinden der Mitglieder zur Folge hat, deren fundamentalistische und mystizistische Glaubenselemente aber in Metamorphosen bis in die Gegenwart weiterleben. Das Buch, gleichzeitig Biografie, Familiengeschichte, Ethnografie, ist ein authentisches Zeugnis schwäbischer Kultur- und Mentalitätsgeschichte und eine einfühlsame aber auch kritische Würdigung des schwäbischen Pietismus.
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