Sensibel und mitreißend erzählt Mikolaj Lozinski von einer einfachen jüdischen Familie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von ihrem Alltag, ihren Hoffnungen, Träumen und Reibereien - und von einer berührenden Verbundenheit in sich verdunkelnden Zeiten.
Die winzige Wohnung in der Goldhammerstraße platzt aus allen Nähten: Nathan Stramer, seine Frau Rywka und ihre sechs Kinder schlagen sich so durch. Nathan hat sein Glück zu Beginn des Jahrhunderts in New York gesucht und ist nach einigen erfolglosen Jahren wieder nach Galizien zurückgekehrt. Sein Geschäftssinn ist so ungebrochen wie trügerisch - Tausende Kerzen, leider ohne Dochte, dann der Wagen voll Kolophonium, wie hätte er ahnen können, dass es so wenige Geiger gibt in Tarnów? Nebenbei versucht er, seine sechs Kinder auf den Weg zu bringen. Aber die Kinder haben ihre ganz eigenen Wege im Sinn. Und während Nathan sich in die nächste Geschäftsidee versteigt, die ihnen endlich den Umzug in die Neue Welt, das elegante jüdische Viertel mit den Buntglasfenstern und den verzierten Erkern bringen soll, wachsen die Kinder heran. Die Zeiten werden härter, der wachsende Antisemitismus vergiftet die gesellschaftliche Atmosphäre immer stärker. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen scheint das Ende der Familie vorgezeichnet.
Die winzige Wohnung in der Goldhammerstraße platzt aus allen Nähten: Nathan Stramer, seine Frau Rywka und ihre sechs Kinder schlagen sich so durch. Nathan hat sein Glück zu Beginn des Jahrhunderts in New York gesucht und ist nach einigen erfolglosen Jahren wieder nach Galizien zurückgekehrt. Sein Geschäftssinn ist so ungebrochen wie trügerisch - Tausende Kerzen, leider ohne Dochte, dann der Wagen voll Kolophonium, wie hätte er ahnen können, dass es so wenige Geiger gibt in Tarnów? Nebenbei versucht er, seine sechs Kinder auf den Weg zu bringen. Aber die Kinder haben ihre ganz eigenen Wege im Sinn. Und während Nathan sich in die nächste Geschäftsidee versteigt, die ihnen endlich den Umzug in die Neue Welt, das elegante jüdische Viertel mit den Buntglasfenstern und den verzierten Erkern bringen soll, wachsen die Kinder heran. Die Zeiten werden härter, der wachsende Antisemitismus vergiftet die gesellschaftliche Atmosphäre immer stärker. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen scheint das Ende der Familie vorgezeichnet.
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Mit "Stramer" geht Micolaj Lozinski ein Wagnis ein, weiß Rezensent Dirk Schümer: Anders als die Romane von Hanna Krall etwa oder "Schindlers Liste" erzählt Lozinski keine "Opferhistorie" und keine Heldengeschichten über die vielen polnischen Juden und Jüdinnen, die bei Hitlers Feldzug ermordet wurden, sondern nähert sich dem unsagbaren Grauen von der anderen Seite: In seiner kleinen Familiensaga wirken die Stramers fast wie eine New Yorker Großfamilie aus einem Woody Allen Film - mit ihren Tändeleien, ihren Abenteuern, ihren Geschäften, ihren Eskapaden und ihren jüdischen Witzen - mit ihrem Alltag eben. Die Leichtigkeit, der Witz, die Verve, mit der Lozinski aus diesem Alltag erzählt, findet Schümer beeindruckend. Lozinski muss das Grauen nicht benennen, muss nicht auserzählen, wie die Wehrmacht vorrückt, was die Stramers erwartet, denen eine Flucht in die Sowjetunion gelingt, und welchem Schicksal andere Familienmitglieder ins Gesicht sehen. Was der Leser an Wissen mitbringt und was der Autor andeutet, das genügt, um diesem Roman seine tiefe, tragische Grundierung zu geben, so der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Bewundernswerte an diesem Roman ist die Leichtigkeit, mit der Lozinski seine Schicksale fast im Stil einer Soap-Opera abspult, während er und die Leserschaft zugleich wissen, dass sich, unterlegt von jüdischen Witzen, von Flirts und Seitensprüngen, für die Akteure die Schlinge immer weiter zuzieht.« Dirk Schümer WELT AM SONNTAG 20241013