Stress und seine Bedeutung
„Ohne Stress wäre unsere Spezies nie entstanden, und es gibt kaum einen Bereich des Lebens, in dem Stress nicht in Erscheinung tritt.“ (10)
Das Ziel des Buches besteht darin, die Sicht auf das Phänomen Stress zu verändern. „Er macht uns gesund, glücklich und stark,
er verlängert das Leben.“ (37) Autor Urs Willmann stellt Untersuchungsergebnisse und…mehrStress und seine Bedeutung
„Ohne Stress wäre unsere Spezies nie entstanden, und es gibt kaum einen Bereich des Lebens, in dem Stress nicht in Erscheinung tritt.“ (10)
Das Ziel des Buches besteht darin, die Sicht auf das Phänomen Stress zu verändern. „Er macht uns gesund, glücklich und stark, er verlängert das Leben.“ (37) Autor Urs Willmann stellt Untersuchungsergebnisse und Erfahrungsberichte vor, die veranschaulichen, welche Bedeutung Stress für den einzelnen Menschen und die Entwicklung der Menschheit hat.
Die Leser erfahren, warum Glücksspieler nicht überzeugend bluffen können, wenn sie sichtbar vor Stress frösteln (89), dass Schüchternheit keine psychische Störung ist (128) und welchen Einfluss Männerschweiß auf die Empfindlichkeit von Schmerz hat. (134) Der Autor erläutert die Aufgaben von Botenstoffen, beschreibt psychische und physische Reaktionen auf Stress und stellt einen Zusammenhang her zwischen dem Verhalten in Stresssituationen und der Evolution.
Angst und Stress stehen in engem Zusammenhang. Beide Zustände können Euphorie auslösen, wie der Autor anhand zahlreicher Beispiele deutlich macht. Auf Adrenalin folgt als Belohnung Endorphin und das führt zur Euphorie und manchmal zur Sucht. Natürlicher und auch künstlicher Rausch ist auch in der Tierwelt bekannt, wie der Autor nicht nur am Beispiel tasmanischer Känguruhs (170) deutlich macht.
In „Zumutungen“ untersucht Willmann menschliche Abgründe und liefert Erklärungsansätze für das Böse im Menschen. Der Körper honoriert, was dem eigenen Überleben hilft und das ist ein zweischneidiges Schwert. „In der Geschichte der Menschheit wurden Dominanz, Macht und Aggressivität immer durch eine Endorphinausschüttung im Gehirn belohnt.“ (203) Die Erregung durch das Böse ist physiologisch nicht von einer (positiven) Stressreaktion zu unterscheiden.
Welche Schlussfolgerungen für den Alltag können aus den Untersuchungen des Phänomens Stress gezogen werden? Willmann gibt hierzu, unterstützt von dem Mediziner und ehemaligen Leistungssportler Thomas Wessinghage, den er interviewt hat, aufschlussreiche Antworten. Es ist ein Mythos, dass Manager den größten Stress haben. Ob man sich gestresst fühlt, korreliert mit dem Grad der Autonomie, der sich bei einer Verkäuferin an der Kaufhauskasse oder bei einem Arbeiter am Fließband auf einem niedrigen Level befindet.
Entspannung ist auf verschiedenen Wegen möglich und hängt davon ab, was für ein Typ man ist. Umgekehrt sind herausfordernde Tätigkeiten auch im Alter sinnvoll, um Demenz vorzubeugen. Die Einsichten und Rezepte im Buch sind nicht spektakulär, wenngleich die These „Stress macht glücklich“ provokativ wirkt. Willmann untermauert seine These durch Erkenntnisse aus Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Entstanden ist ein verständlich aufbereitetes Buch, welches aktuelle Erkenntnisse zusammenfasst und insgesamt lesenswert ist.