Essay aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Sozialwissenschaften Philosophische Fakultät III), Veranstaltung: Grundkurs 53 005 - Soziologische Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Soziale Ungleichheit ist zweifelsohne ein “hausgemachtes“ Phänomen. Ähnlich wie Umweltprobleme, Bevölkerungsdynamik und absehbare Konflikte um Energieversorgung ist soziale Ungleichheit ein weltumspannendes Ereignis, für dessen Entwicklung der Mensch selbst verantwortlich zeichnet. Und mit dieser These rücke ich bewusst von der Vorstellung des Aristoteles ab, der Ungleichheit als einen naturgegebenen Zustand erklärt (vgl. Dahrendorf 1967, 355). Um diese Ansicht zurückzuweisen, bedarf es keines intensiven Soziolgiestudiums und auch keiner Kenntnis empirischer Studien. Allein die Früchte der Aufklärung - samt dem Postulat der Gleichheit aller Menschen - und die Erfahrung von mehr als zweihundert Jahren entfeudalisierter Industriegesellschaft lehrten das Gegenteil. Wenn ich nun also die Entstehung sozialer Ungleichheit in die Verantwortung des Menschen lege, so denke ich da zu vorderst an die Industrielle Revolution und die Trans-formation von der feudalen Agrar- zur modernen Zivilgesellschaft und die neue Form legitimierter strukturierter Ungleichverteilung von Kapital und Lebenschancen. Und vor allem die Soziologie, als eine aus dieser Transformation entstandene Wissenschaft (Schäfers 2002) 1 , beschäftigt sich seit jeher mit der Entstehung und Heraufkunft dieses gesellschaftlichen Phänomens und produzierte in der Vergangenheit mehr oder minder gelungene Erklärungsversuche. Ich werden nun im folgenden einige dieser Erklärungsversuche vorstellen und dabei, der soziologischen Tradition folgend, einen Querschnitt von der Klassen- über die Schichtungs- bis hin zur Milieu- und Lebensstilforschung bieten. Während dieses ersten Teils werden auch die verschiedenen Dimensionen sozialer Ungleichheit herausgetsellt. Der zweite Teil des Essays beschäftigt sich dann mit der Ungleichheitsdarstellung in Herbert Marcuse´s Werken „Der eindimensionale Mensch“ sowie „Ideen zu einer kritischen Gesellschaft“. Es werden dabei Marcuse´s Ansichten über die Verantwortungen einzelner Strukturen der Gesellschaft an sozialer Ungleichheit beleuchtet und kritisch diskutiert. [...]