Rotlichtviertel großer Hafenstädte lassen Landratten gerne glauben, Seefahrt selbst sei asexuell, nur an Land tobten sich Seeleute aus. Klaus Hympendahl, renommierter Maritim-Autor, legt mit diesem Buch eine erste Monografie über ein merkwürdig tabuisiertes und deshalb umso interessanteres Thema vor: Frauen auf Segelschiffen. Im Schrifttum seit dem 13. Jahrhundert kamen sie schlichtweg nicht vor und selbst heute sind Frauen auf den sieben Meeren nicht gerade ein bevorzugtes Thema der christlichen Seefahrt - dabei ist seit jeher klar, dass es Frauen an Bord schon immer gegeben hat; als bloße Passagiere, als Gemahlin oder Mätresse, als Hure oder in Matrosenkluft. Hympendahl schreibt in seinem Buch eine Art Kulturgeschichte der "Sünde auf See" und beleuchtet damit auf spannende und anregende Weise eine bislang unbeachtet gebliebene Facette des maritimen Lebens. "Frauen an Bord bringen Unglück", diesen oft beschworenen Satz entlarvt Hympendahl als Aberglaube im Reich der Christlichen Seefahrt. Es fällt einem schwer sich vorzustellen, auf der Seefahrt habe man(n) monogam gelebt, und das teilweise über Monate und Jahre hinweg, bis wieder ein längerer Landgang anstand, und so war es wohl auch nicht. Waren bis zu Hunderte von Männern an Bord, kam es auch zu Homosexualität, Päderastie, Sodomie oder Sadismus. Von solchen Sünden zu reden galt selbst schon als Sünde. Hympendahl knackt derlei Tabus. Was sich Leser und, ja, Leserinnen erschließt, ist ein lang unterdrücktes Kapitel aus der Kultur- und Sittengeschichte der Seefahrt. Mit der Akribie eines Forschers und dem Können eines geistreichen Erzählers erkundet er einen Themenkomplex, der so noch nicht in der Literatur dargestellt wurde. Das ist authentisch und unterhaltsamer als das meiste Seemannsgarn.
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