Ein schöner Ort zum Sterben Ein mysteriöser Autounfall und ein Selbstmord ohne ersichtliches Motiv - zwei Todesfälle bringen Unruhe das abgelegene sardische Bergdorf Telévras. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist, die Bewohner müssen sich also etwas ausdenken, um der Entvölkerung des Ortes etwas entgegenzusetzen. Es sind moderne Zeiten, aber die Bewohner des Dorfes, mit ihren schrulligen Gewohnheiten und verqueren Ansichten, tun sich schwer damit, sich ihnen anzupassen. Zu den Mitgliedern des vielleicht kleinsten Tourismusvereins Italiens zählen Donamìnu Stracciu, seines Zeichens selbsternannter Dorfdichter, die überaus fromme Titina Inganìa, die man noch nie allein mit einem Mann gesehen hat, und Michelangelo Ambéssi, der jedem mit einer Körpergröße über 1,60 m grundsätzlich misstraut. Als eines kalten Wintermorgens Inspektor Marzio Boccinu - von seiner Dienststelle suspendiert - sich in Telévras einmietet, gerät er in ein Gewirr aus Verdächtigungen, Intrigen und eigenen romantischen Gefühlen, mit Konsequenzen, die jede Vorstellungskraft übersteigen ...
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Katharina Granzin genießt die Verwirrung und Verworrenheit in Gesuino Némus' Kriminalroman. Denn Kriminalroman ist er gar nicht durchgängig, sondern begibt sich zwischendurch auf überraschende Abwege, wie Granzin feststellt: Nachdem der Kommissar Marzio Boccinu bei seinen Ermittlungen im sardischen Bergdorf Telévras keinen Erfolg hat, hängt er seinen Beruf an den Nagel, zieht nach Telévras und wendet sich langen einsamen Wanderungen und Barabenden zu - über weite Strecken geht es also gar nicht um die Mordermittlungen, staunt Granzin, stattdessen sogar manchmal um die Politik im Heimatverein des Dorfs. Das alles wirkt aber sehr überlegt auf die Kritikerin, und schließlich kehre die Handlung auch wieder "ganz organisch" zum Kriminalplot zurück und belohne den Leser mit zufriedenstellenden Auflösungen, so Granzin. Keine "herkömmliche Genreware", sondern in seinen Abweichungen ein "echtes Lesevergnügen", lobt die Kritikerin den Roman abschließend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süße Versuchung ist ein Roman, der mit herkömmlicher Genreware phasenweise gar nicht so viel zu tun hat. Aber wer sich auf des Autors kriminell abweichendes Spiel einlässt, kann ein echtes Lesevergnügen erleben. taz 20220820