Japan, Kansai Region, Präfaktur Osaka. Kimiko Sasaki, Schülerin einer örtlichen Mittelschule, spürt nur vage, wie die Klinge ihre Haut zerschneidet und das Blut in einem Schwall über ihre Kleidung spritzt. Das Leben strömt aus ihr heraus. Endlich. Endlich hat sie es getan. Endlich all dem ein Ende gesetzt. Denn: Trotz Umzug und Schulwechsel wird Sasaki tagtäglich von ihren Mitschülern drangsaliert. Sie leidet an Hypertrichose. Zwar versucht sie ihre übermäßige Körperbehaarung unter weiter Kleidung zu verbergen, doch schon bald fliegt ihr Geheimnis auf und sie wird zur Zielscheibe von Spott und Gewalt, welche sich immer weiter steigert bis alles in einem lebensgefährlichen Spießrutenlauf endet. Und noch etwas wird Sasaki zum Verhängnis: ihr zugewiesener Sozialarbeiter hat eine Schwäche für junge Mädchen und so erregt auch Kimiko sein Interesse. Sie hat niemanden, dem sie sich anvertrauen könnte. Ihren Vater kennt sie nicht und ihre alleinerziehende Mutter arbeitet lieber bis spät in die Nacht als sich um ihre Tochter zu kümmern. Einzig die rebellische Yuyu steht Sasaki unerwartet zur Seite - auch jetzt als sie die Klinge an ihr Handgelenk setzt. Suizid legt den Finger in eine Wunde, die man in Japan gern übersehen möchte. Ijime nennt sich das Alltagsphänomen, dessen Opfer immer mehr Jugendliche werden. Es steht für Mobbing, Isolation und Freitod. Offiziell geächtet, dennoch politisch wie gesellschaftlich toleriert, zielt es unterschwellig auf den Erhalt der japanischen Gesellschaft und ihr Selbstverständnis ab. Der Gedanke an das Funktionieren und Aufgehen des Einzelnen im Kollektiv ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Wer sich da in Schule und später Beruf nicht in die Gemeinschaft einfügen kann, bedroht diese Ordnung und gehört zurechtgewiesen. Schonungslos, emotional und leider viel zu wahr erzählt der Roman anhand fiktiver Figuren vom Leidensdruck junger Japaner, die nicht in jenes gesellschaftliche Schema hineinpassen und irgendwann keinen anderen Ausweg mehr sehen.
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