The tech elite have a plan to survive the apocalypse: they want to leave us all behind.
Five mysterious billionaires summoned Douglas Rushkoff to a desert resort for a private talk. The topic? How to survive The Event: the societal catastrophe they know is coming. Rushkoff came to understand that these men were under the influence of The Mindset, a Silicon Valleystyle certainty that they can break the laws of physics, economics, and morality to escape a disaster of their own makingas long as they have enough money and the right technology. In Survival of the Richest, Rushkoff traces the origins of The Mindset in science and technology through its current expression in missions to Mars, island bunkers, and the Metaverse. This mind-blowing work of social analysis shows us how to transcend the landscape The Mindset createda world alive with algorithms and intelligences actively rewarding our most selfish tendenciesand rediscover community, mutual aid, and human interdependency. Instead of changing the people, he argues, we can change the program.
Five mysterious billionaires summoned Douglas Rushkoff to a desert resort for a private talk. The topic? How to survive The Event: the societal catastrophe they know is coming. Rushkoff came to understand that these men were under the influence of The Mindset, a Silicon Valleystyle certainty that they can break the laws of physics, economics, and morality to escape a disaster of their own makingas long as they have enough money and the right technology. In Survival of the Richest, Rushkoff traces the origins of The Mindset in science and technology through its current expression in missions to Mars, island bunkers, and the Metaverse. This mind-blowing work of social analysis shows us how to transcend the landscape The Mindset createda world alive with algorithms and intelligences actively rewarding our most selfish tendenciesand rediscover community, mutual aid, and human interdependency. Instead of changing the people, he argues, we can change the program.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2023Apokalypse demnächst
Technikgläubigkeit als Religionsersatz: Douglas Rushkoff erörtert, wie die Reichsten der Reichen den Weltuntergang überleben wollen und was das mit dem Silicon Valley und der Eschatologie der amerikanischen Evangelikalen zu tun hat.
Schade, dass kaum jemand mehr die "Jetsons" kennt. Dabei handelt es sich um eine Science-Fiction-Zeichentrickserie aus den Hanna-Barbera-Studios der frühen Sechzigerjahre, quasi das Zukunftsgegenstück zu deren Steinzeit-Erfolgsserie "Familie Feuerstein". Wie die Feuersteins, so sind auch die Jetsons der Abklatsch einer idealisierten amerikanischen Durchschnittsfamilie dieser Zeit: Papa geht arbeiten, Mama erledigt den weitestgehend automatisierten Haushalt, Tochter und Sohn pubertieren und basteln fröhlich herum. Nur die Möblierung hat sich verändert. Die Familienfortbewegungsmittel sind fliegende Untertassen, ein Roboter gibt die Gouvernante und Mondraketen zischen über den Himmel. Die futuristischen Gadgets betonen vor allem die Kontinuität tradierter Rollenbilder. Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen, Roboter bleiben Roboter.
Der Medientheoretiker Douglas Rushkoff, der schon den ersten Internet-Boom der Neunzigerjahre kritisch begleitet hat, schildert in seinem Buch "Survival of the Richest", wie das Jetsons-Geschäft derzeit läuft: ganz gut, trotz aller Katastrophen, denn die können den Silicon-Valley-Oligarchen nichts mehr anhaben. Ideologien aus den Sechzigern - aus den 1760ern - werden von Materialisten der John-Brockman-Schule neu lackiert und unters Sozialmedienvolk gebracht, Elon Musk verkauft die Zukunftstechnologien der Fünfzigerjahre gleich noch mal, und Jeff Bezos imitiert Dagobert Duck.
Dabei sind es nicht einmal diese reichsten Enten der Welt, denen Rushkoff den Impuls zur Niederschrift seiner Beobachtungen verdankt, sondern eher deren Neffen, fünf mindere Milliardäre, und man ahnt, um welche Twitter-Accounts es sich handeln könnte. Dieses mit Privatjets ausgestattete Fähnlein Fieselschweif lockt Rushkoff mit einem anständigen Vortragshonorar in ein Luxus-Pfadfindercamp in der Wüste. Dort wollen sie von ihm wissen, wie sie den von ihnen als unausweichlich betrachteten Aufstand der entrechteten Massen überleben wollen. Über bestens ausgestattete Bunker und kleine Privatarmeen verfüge man bereits. Aber wie, zum Beispiel, ließe sich verhindern, im Ernstfall von den eigenen Bodyguards umgebracht zu werden?
In Begegnungen mit Preppern, Investoren und Wissenschaftlern, die oft dem Jetsons-Personal der Neunzigerjahre zuzuordnen sind, arbeitet Rushkoff etwas heraus, das er das "Mindset" nennt, also den Geisteszustand der Tech-Elite: "Das Mindset schafft günstige Rahmenbedingungen für die außergewöhnlichen Leistungen reicher Individuen, die Technologien dazu nutzen, um sich vom gemeinen Volk zu trennen, die Natur zu beherrschen und die Sterblichkeit zu überwinden." Es stehe für Fortschritt, Expansion, und seine Anhänger würden eher "ihre Daseinsform ändern oder in einem schwarzen Loch aufgehen als sich dem unwiderstehlichen Sog natürlicher Systeme hinzugeben. Deshalb ignorieren und unterdrücken sie diese Zyklen des Lebens oder versuchen, sie zu überholen, bis ihnen die unvermeidliche Rechnung präsentiert wird."
Rushkoff trifft sich mit "Wired"-Coverhelden aus der Gründungsphase des Magazins; der Biologe Richard Dawkins etwa erklärt ihm auf einer Party, dass Menschen nur Plattformen für die von ihm aufgebrachten "Meme" sind; Ray Kurzweil möchte sein Bewusstsein vom Körper trennen und es in ein Computersystem hochladen, um unsterblich zu werden. Abgesehen davon, dass auch ein brillanter Kritiker wie Rushkoff Richard Dawkins niemals so viel Schaden zufügen könnte wie dessen Verhalten auf dem eigenen Twitter-Account, zeigt er, dass schon im ersten Internet-Hype jene Enthumanisierungsstrategien misogyner Körperlichkeitsverächter vorbereitet wurden, die heute bei deren Adlaten in Staatsfeindlichkeit, Rassismus und offenen Rechtsradikalismus münden. Das "Mindset"-Motto: Wer zwischen mir und der dritten Begleityacht für meine Hauptyacht steht, der ist "woke" und kann weg.
Gut arbeitet Rushkoff die simplen Kommunikationsmuster der Tech-Barone heraus. Jedes Problem muss auf TED-Talk-Format verkürzt und profitabel gemacht werden. Die Grundmentalität hinter dieser Strategie führt der Theatermann Rushkoff auf die gute alte Heldenreise als Ur-Erzählung der westlichen Zivilisation zurück. Dass Abstraktionswerkzeuge wie Geld oder der Internet-Protokollstapel - von digitalisiertem Geld ganz zu schweigen - zu Isolations- und Fernsteuerungsproblemen führen können, hätten die Silicon-Valley-Vordenker aber auch schon bei Georg Simmel nachlesen können.
Die Erfolge der letzten dreißig Jahre haben laut Rushkoff dazu beigetragen, die Milliardärsklasse des Silicon Valley vom Rest der Menschheit abzukoppeln - und ihre Finanzstrategien von den Produkten, die sie bewerben. Doch damit die Risikokapitalmaschine weiterläuft, müssen immer neue Tech-Hypes als Trägerwellen dienen. Zuletzt hat das nicht mehr so reibungslos funktioniert wie früher. Auch mit voller Wucht und allen verfügbaren Beeinflussungsmethoden in den Markt gedrückte Technologien wie Mark Zuckerbergs "Metaverse" oder Blockchain-Anwendungen und NFTs versanden in Subkulturen. Nun soll es die Hype-Version des Maschinenlernens retten, die weniger spektakuläre, aber wesentlich sinnvollere Anwendungen auf diesem Gebiet überdeckt.
Jede Heldenreise hat ihr Ende, auch für die Sieger. So trifft sich Rushkoffs "Mindset" in seiner Endzeitstimmung mit der Eschatologie der amerikanischen Evangelikalen. Erst kommt die Apokalypse, dann die Erlösung der Gerechten. Eigentlich ist "Survival of the Richest" ein Buch über den Umgang mit dem Tod im 21. Jahrhundert und Technikgläubigkeit als Religionsersatz. Coronavirus-Pandemie und Klimakatastrophe liefern die Begleitgeräusche zum nächsten Finanzmanöver.
Dem Wissen der Elite darüber, dass die eigene Superyacht noch keinen Warp-Antrieb hat, mit dem man den verbrauchten Planeten Erde verlassen könnte, entwächst eine Stimmung, die schon der amerikanische Autor Don DeLillo in seinen Romanen "Point Omega" (2010) und "Zero K" (2016) aufgenommen hat: Mittelalte weiße Menschen warten in der Wüste auf den Tod. Der Weltuntergang ist für die Jünger des "Mindsets" nicht nur eingepreist, er rechtfertigt auch neokoloniale Extraktionsstrategien in der unmittelbaren eigenen Umgebung.
"Survival of the Richest" kann als kurzweilige Aktualisierung des Klassikers "Die kalifornische Ideologie" von Richard Barbrook und Andy Cameron (1995) gelesen werden. Rushkoff nennt diesen Text ausdrücklich in seinen Danksagungen. An manchen Stellen würde man sich wünschen, dass er weniger über die Drogen-Eskapismen reicher Cyberhippies geschrieben und sich stärker mit der Rolle des amerikanischen Staates befasst hätte. Warum sich eine politische Elite, die dazu in der Lage gewesen ist, Megakonzerne wie AT&T zu zerschlagen, so weit selbst aufgegeben hat, dass sie jedem Monopolisten freie Fahrt lässt, erklärt er nicht. Auch darüber, wie es unter den von ihm beschriebenen Bedingungen noch möglich sein kann, ein Bürgertum als Träger des demokratischen Rechtsstaats aufrechtzuerhalten, das über kaum mehr eigene Produktionsmittel verfügt - die meisten digitalen Werkzeuge sind von den Oligarchen nur lizenziert -, hätte man gerne den einen oder anderen Absatz gelesen.
Die harte Kritik an den Oligarchen des Silicon Valley kommt im aktuellen Crash gut an, bis sie dann im nächsten Hype wohl wieder vergessen sein wird. Die Branche funktioniert bei aller Disruptionsrhetorik eben doch zyklisch. So wird unter der Regie der Oligarchen alles immer wieder neu alt, wie bei den Jetsons. Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen, und Internet-Scam bleibt Internet-Scam. GÜNTER HACK
Douglas Rushkoff: "Survival of the Richest". Escape Fantasies of the Tech Billionaires.
W. W. Norton & Company, New York 2022. 212 S., geb., 11,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Technikgläubigkeit als Religionsersatz: Douglas Rushkoff erörtert, wie die Reichsten der Reichen den Weltuntergang überleben wollen und was das mit dem Silicon Valley und der Eschatologie der amerikanischen Evangelikalen zu tun hat.
Schade, dass kaum jemand mehr die "Jetsons" kennt. Dabei handelt es sich um eine Science-Fiction-Zeichentrickserie aus den Hanna-Barbera-Studios der frühen Sechzigerjahre, quasi das Zukunftsgegenstück zu deren Steinzeit-Erfolgsserie "Familie Feuerstein". Wie die Feuersteins, so sind auch die Jetsons der Abklatsch einer idealisierten amerikanischen Durchschnittsfamilie dieser Zeit: Papa geht arbeiten, Mama erledigt den weitestgehend automatisierten Haushalt, Tochter und Sohn pubertieren und basteln fröhlich herum. Nur die Möblierung hat sich verändert. Die Familienfortbewegungsmittel sind fliegende Untertassen, ein Roboter gibt die Gouvernante und Mondraketen zischen über den Himmel. Die futuristischen Gadgets betonen vor allem die Kontinuität tradierter Rollenbilder. Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen, Roboter bleiben Roboter.
Der Medientheoretiker Douglas Rushkoff, der schon den ersten Internet-Boom der Neunzigerjahre kritisch begleitet hat, schildert in seinem Buch "Survival of the Richest", wie das Jetsons-Geschäft derzeit läuft: ganz gut, trotz aller Katastrophen, denn die können den Silicon-Valley-Oligarchen nichts mehr anhaben. Ideologien aus den Sechzigern - aus den 1760ern - werden von Materialisten der John-Brockman-Schule neu lackiert und unters Sozialmedienvolk gebracht, Elon Musk verkauft die Zukunftstechnologien der Fünfzigerjahre gleich noch mal, und Jeff Bezos imitiert Dagobert Duck.
Dabei sind es nicht einmal diese reichsten Enten der Welt, denen Rushkoff den Impuls zur Niederschrift seiner Beobachtungen verdankt, sondern eher deren Neffen, fünf mindere Milliardäre, und man ahnt, um welche Twitter-Accounts es sich handeln könnte. Dieses mit Privatjets ausgestattete Fähnlein Fieselschweif lockt Rushkoff mit einem anständigen Vortragshonorar in ein Luxus-Pfadfindercamp in der Wüste. Dort wollen sie von ihm wissen, wie sie den von ihnen als unausweichlich betrachteten Aufstand der entrechteten Massen überleben wollen. Über bestens ausgestattete Bunker und kleine Privatarmeen verfüge man bereits. Aber wie, zum Beispiel, ließe sich verhindern, im Ernstfall von den eigenen Bodyguards umgebracht zu werden?
In Begegnungen mit Preppern, Investoren und Wissenschaftlern, die oft dem Jetsons-Personal der Neunzigerjahre zuzuordnen sind, arbeitet Rushkoff etwas heraus, das er das "Mindset" nennt, also den Geisteszustand der Tech-Elite: "Das Mindset schafft günstige Rahmenbedingungen für die außergewöhnlichen Leistungen reicher Individuen, die Technologien dazu nutzen, um sich vom gemeinen Volk zu trennen, die Natur zu beherrschen und die Sterblichkeit zu überwinden." Es stehe für Fortschritt, Expansion, und seine Anhänger würden eher "ihre Daseinsform ändern oder in einem schwarzen Loch aufgehen als sich dem unwiderstehlichen Sog natürlicher Systeme hinzugeben. Deshalb ignorieren und unterdrücken sie diese Zyklen des Lebens oder versuchen, sie zu überholen, bis ihnen die unvermeidliche Rechnung präsentiert wird."
Rushkoff trifft sich mit "Wired"-Coverhelden aus der Gründungsphase des Magazins; der Biologe Richard Dawkins etwa erklärt ihm auf einer Party, dass Menschen nur Plattformen für die von ihm aufgebrachten "Meme" sind; Ray Kurzweil möchte sein Bewusstsein vom Körper trennen und es in ein Computersystem hochladen, um unsterblich zu werden. Abgesehen davon, dass auch ein brillanter Kritiker wie Rushkoff Richard Dawkins niemals so viel Schaden zufügen könnte wie dessen Verhalten auf dem eigenen Twitter-Account, zeigt er, dass schon im ersten Internet-Hype jene Enthumanisierungsstrategien misogyner Körperlichkeitsverächter vorbereitet wurden, die heute bei deren Adlaten in Staatsfeindlichkeit, Rassismus und offenen Rechtsradikalismus münden. Das "Mindset"-Motto: Wer zwischen mir und der dritten Begleityacht für meine Hauptyacht steht, der ist "woke" und kann weg.
Gut arbeitet Rushkoff die simplen Kommunikationsmuster der Tech-Barone heraus. Jedes Problem muss auf TED-Talk-Format verkürzt und profitabel gemacht werden. Die Grundmentalität hinter dieser Strategie führt der Theatermann Rushkoff auf die gute alte Heldenreise als Ur-Erzählung der westlichen Zivilisation zurück. Dass Abstraktionswerkzeuge wie Geld oder der Internet-Protokollstapel - von digitalisiertem Geld ganz zu schweigen - zu Isolations- und Fernsteuerungsproblemen führen können, hätten die Silicon-Valley-Vordenker aber auch schon bei Georg Simmel nachlesen können.
Die Erfolge der letzten dreißig Jahre haben laut Rushkoff dazu beigetragen, die Milliardärsklasse des Silicon Valley vom Rest der Menschheit abzukoppeln - und ihre Finanzstrategien von den Produkten, die sie bewerben. Doch damit die Risikokapitalmaschine weiterläuft, müssen immer neue Tech-Hypes als Trägerwellen dienen. Zuletzt hat das nicht mehr so reibungslos funktioniert wie früher. Auch mit voller Wucht und allen verfügbaren Beeinflussungsmethoden in den Markt gedrückte Technologien wie Mark Zuckerbergs "Metaverse" oder Blockchain-Anwendungen und NFTs versanden in Subkulturen. Nun soll es die Hype-Version des Maschinenlernens retten, die weniger spektakuläre, aber wesentlich sinnvollere Anwendungen auf diesem Gebiet überdeckt.
Jede Heldenreise hat ihr Ende, auch für die Sieger. So trifft sich Rushkoffs "Mindset" in seiner Endzeitstimmung mit der Eschatologie der amerikanischen Evangelikalen. Erst kommt die Apokalypse, dann die Erlösung der Gerechten. Eigentlich ist "Survival of the Richest" ein Buch über den Umgang mit dem Tod im 21. Jahrhundert und Technikgläubigkeit als Religionsersatz. Coronavirus-Pandemie und Klimakatastrophe liefern die Begleitgeräusche zum nächsten Finanzmanöver.
Dem Wissen der Elite darüber, dass die eigene Superyacht noch keinen Warp-Antrieb hat, mit dem man den verbrauchten Planeten Erde verlassen könnte, entwächst eine Stimmung, die schon der amerikanische Autor Don DeLillo in seinen Romanen "Point Omega" (2010) und "Zero K" (2016) aufgenommen hat: Mittelalte weiße Menschen warten in der Wüste auf den Tod. Der Weltuntergang ist für die Jünger des "Mindsets" nicht nur eingepreist, er rechtfertigt auch neokoloniale Extraktionsstrategien in der unmittelbaren eigenen Umgebung.
"Survival of the Richest" kann als kurzweilige Aktualisierung des Klassikers "Die kalifornische Ideologie" von Richard Barbrook und Andy Cameron (1995) gelesen werden. Rushkoff nennt diesen Text ausdrücklich in seinen Danksagungen. An manchen Stellen würde man sich wünschen, dass er weniger über die Drogen-Eskapismen reicher Cyberhippies geschrieben und sich stärker mit der Rolle des amerikanischen Staates befasst hätte. Warum sich eine politische Elite, die dazu in der Lage gewesen ist, Megakonzerne wie AT&T zu zerschlagen, so weit selbst aufgegeben hat, dass sie jedem Monopolisten freie Fahrt lässt, erklärt er nicht. Auch darüber, wie es unter den von ihm beschriebenen Bedingungen noch möglich sein kann, ein Bürgertum als Träger des demokratischen Rechtsstaats aufrechtzuerhalten, das über kaum mehr eigene Produktionsmittel verfügt - die meisten digitalen Werkzeuge sind von den Oligarchen nur lizenziert -, hätte man gerne den einen oder anderen Absatz gelesen.
Die harte Kritik an den Oligarchen des Silicon Valley kommt im aktuellen Crash gut an, bis sie dann im nächsten Hype wohl wieder vergessen sein wird. Die Branche funktioniert bei aller Disruptionsrhetorik eben doch zyklisch. So wird unter der Regie der Oligarchen alles immer wieder neu alt, wie bei den Jetsons. Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen, und Internet-Scam bleibt Internet-Scam. GÜNTER HACK
Douglas Rushkoff: "Survival of the Richest". Escape Fantasies of the Tech Billionaires.
W. W. Norton & Company, New York 2022. 212 S., geb., 11,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main