Ausgehend von den juristischen Auseinandersetzungen um Kruzifix und Kopftuch im bundesdeutschen Kontext greift das vorliegende Buch grundlegende Deutungsmuster und Konfliktlinien des zeitgenössischen Verhältnisses von Religion und säkularer Gesellschaft auf und versucht diese in übergreifende kulturtheoretische und sozialphilosophische Reflexionen einzubetten. Die Debatten um Kruzifix und Kopftuch und die sie umrahmenden Diskurse zum Verhältnis von Kultur und Religion sind nicht nur von besonderer gesellschaftspolitischer Brisanz, sondern bedürfen auch einer symboltheoretischen Einordnung und Fundierung. Dazu liefern die kulturtheoretischen Ansätze von Ernst Cassirer und Pierre Bourdieu geeignete Instrumente. Mit ihnen lässt sich das spannungsreiche Beziehungsgefüge von Symbolen und kulturellen Prozessen, das sich aus der prinzipiellen Unabschließbarkeit von geistigen Formungsprozessen unserer Wirklichkeit und den in ihr jeweils ausgeprägten kulturellen Ausdrucksformen und inneren Strukturierungslogiken ergibt, deutlich herausarbeiten. Dabei werden nicht nur die identitätsstiftende Funktion von Symbolen und die drohende Gefahr ihrer politischen Instrumentalisierbarkeit sichtbar, sondern auch die praktische Notwendigkeit politischer Tugenden (wie beispielsweise Toleranz, Gleichheit und Anerkennung), mit deren Hilfe Symbolkonflikte letztlich ausgehalten und politisch ausgetragen werden können.