Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Universität Stuttgart (Institut der Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Zwischen Utopie, Didaktik und Realismus - Gesellschaftsentwürfe im Spätwerk Jörg Wickrams, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie sichert Wickram seinem Protagonisten, der durch seinen sozialen Aufstieg, nicht nur gegen jede zeitgenössische Wahrscheinlichkeit verstößt, sondern auch ein Ordnungsprinzip jener Zeit infrage stellt, das Wohlwollen einer Leserschaft? Diese Untersuchung zu Jörg Wickrams "Der Goldtfaden" befasst sich mit einem noch vergleichsweise jungen Teilbereich der germanistisch-mediävistischen Forschung, nämlich der Sympathielenkung. Das bedeutet konkret, dass narratologische Verfahren und Strategien untersucht werden, die darauf abzielen, bei einer Leserschaft Emotionen der Empathie, Sympathie und einem potenziellen Engagement gegenüber fiktiven Figuren zu erzeugen oder je nach Erfolg oder Misserfolg der Ausführung, Antipathie und Distanz hervorrufen. Innerhalb der germanistisch-mediävistischen Forschung herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass, wie Waghäll es treffend zusammenfasst: "[Wickrams] Schriften [...] der Frage [gelten], wie man die Menschen und die Welt verbessern kann". Hinsichtlich dieses Anspruchs veranschaulichen Werke wie "Der Jungen Knaben Spiegel" oder der Roman "Von guten und bösen Nachbarn", die Bedeutung von Bildung, Ethik, Moral und Möglichkeiten eines friedlichen und produktiven Miteinanders, das auf Konzepten der Freundschaft, Ehe und alternativen Familienmodellen aufbaut. Wickrams Texte weisen dabei einen, besonders wenn es um die Erziehung der Jugend geht, belehrenden Ton und didaktischen Anspruch auf. Dementsprechend darf Wickram durchaus als ein kritischer Beobachter zeitgenössischer Erfahrungswelten betrachtet werden, der gesellschaftliche Probleme und Ungerechtigkeiten thematisiert und alternative Lebensentwürfe konzipiert und literarisch veranschaulicht. Dass ihm hierbei eine gesonderte Stellung zukommt, liegt unter anderem darin begründet, dass er bis dato der erste, namentlich bekannte volkssprachliche Autor ist, dessen Romane größtenteils keine direkten Vorlagen aufweisen. [...]
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