Das umfangreiche Werk der in Auschwitz umgekommenen Autorin Irène Némirovsky erlebt seit der posthumen Veröffentlichung ihres unvollendeten Romanepos Suite française sowie dessen prompter Auszeichnung mit dem Prix Renaudot eine internationale Renaissance. Die detaillierten Romanentwürfe und Projektskizzen aus dem handschriftlichen Nachlass der bereits zu Lebzeiten gefeierten Schriftstellerin bedeuten einen Glücksfall für die Forschung, dokumentieren sie doch im Detail Némirovskys intensive Auseinandersetzung mit intermedialen Schreibexperimenten. Wie vor ihr Marcel Proust, James Joyce und Thomas Mann, entdeckte sie die Musik als vielseitiges Modell für die Konzeption und Gestaltung ihres Schreibens. Keine geringere als Beethovens fulminante 5. Symphonie stand Pate für Suite française - das Werk orientiert sich damit in Form und Struktur, aber auch in assoziativen außermusikalischen Inhalten an einer der bedeutendsten Kompositionen der klassischen Musik. Das Buch zeigt auf, mit welchen rhetorischen, narrativen und strukturellen Mitteln es Némirovsky gelingt, die jeweilige musikalische Vorlage in den literarischen Text zu übersetzen, und ermöglicht somit völlig neue Einblicke in das Hauptwerk der Autorin.
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