"Das Leben sucht man sich nicht selber aus. Das Leben ist mächtiger." Eine Einladung, die nicht so gemeint war, zu einem Fest, was keines sein soll. Und eine Familie, die schon lange lieber keine mehr ist. Dabei könnte alles so schön sein, gemeinsam, friedlich, geborgen. Großmutter hat sich auf den Weg nach Deutschland zu ihrer geschiedenen Tochter und deren inzwischen erwachsenen Töchtern gemacht. Nachdem Großvater in der alten Heimat für immer eingeschlafen ist, ist sie nun da. Für das Fest, das Neubeginn und Hoffnung zelebriert. Und sie ist da, um nicht zu sterben. Aber es wird ihr nicht leicht gemacht. Zu weit entfernt haben sich die vier Frauen, die drei Generationen. Voneinander, vom Glück, von der Liebe, von einer Tradition, von Lebensträumen. Von etwas Gemeinsamen, was sie trägt und sie weich und schützend umgeben könnte. Stattdessen Unmut, Erwartungen, die permanent enttäuscht werden, Spitzen, die schmerzen, aber keine neuen Wunden mehr reißen. So verletzend und quasi nackt sind auch Reihaneh Youzbashi Dizajis Dialoge. Kein Wort zu viel werfen sich die vier an die Köpfe. Und doch kommen die fast ausgehungerten, mageren Sätze reich daher, unterfüttert mit alten Verletzungen, Vorwürfen und Sehnsüchten, die schmerzhaft unter der Haut und auf der Hand liegen. Wie die Riten und Traditionen von Generation zu Generation überliefert werden, so wird auch der ewige Vorwurf weitergereicht. Ein bitterböser Schlagabtausch, der von sehnsüchtig-verletzt bis undankbar-ironisch alle Schattierungen zu zeigen vermag. Ein Konflikt, der nach Auflösung sucht und ein unerwarteter Moment, der die vier Frauen aus diesem statisch, starr und stur gewordenem Tableau vielleicht doch noch erlösen kann ... Kraftvoll poetisch und gleichsam bissig und "stets mehrdeutig schillernd", ein "schräg-scharfes Familienbild" (Tagesspiegel). Tableau entstand 2015 für das Ballhaus Naunynstraße. Mit dem Stück gab die Autorin ihr Regiedebüt.