In seinem Roman „Tage der Nemensis“ verarbeitet der Autor Martin von Arndt die Ereignisse um den Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 und den darauf folgenden Racheaktionen in einem spannenden Potitthriller, der in Berlin anfangs der 20er Jahre angesiedelt ist. Er selbst stuft den Roman als
Doku-Fiction ein, da er die tatsächlichen Ereignisse und einige historische Persönlichkeiten mit einer…mehrIn seinem Roman „Tage der Nemensis“ verarbeitet der Autor Martin von Arndt die Ereignisse um den Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 und den darauf folgenden Racheaktionen in einem spannenden Potitthriller, der in Berlin anfangs der 20er Jahre angesiedelt ist. Er selbst stuft den Roman als Doku-Fiction ein, da er die tatsächlichen Ereignisse und einige historische Persönlichkeiten mit einer fiktiven Ermittlungsgeschichte mischt. Zum Inhalt muss man meiner Meinung nach nicht viel sagen, der Klappentext erklärt sehr gut, worum es geht.
Mich hat beeindruckt, mit welcher Sensibilität der Autor an das Thema herangeht, verpackt in eine spannende Handlung bringt er dem Leser die damaligen Ereignisse und Stimmungen nahe und zeigt Parallelen zur späteren Deutschen Geschichte auf. Mit seiner bildhaften und poetischen Sprache zeichnet der Autor ein stimmungsvolles Bild Berlins und später auch Roms in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts. Mit wenigen, wohl gewählten Worten schafft Martin von Arndt atmosphärisch dichte Szenen, wenn es besonders spannend wird, wechselt er ins Präsens, so dass die Geschehnisse noch lebendiger wirken. Andere Szenen wirkten auf mich wie ein Kammerspiel inszeniert. Der Leser darf den Kommissar dabei beobachten, wie er bei Befragungen nicht nur die Aussagen sondern auch das Verhalten der Beteiligten analysiert.
Es geht aber nicht nur um die Massenmorde an den Armeniern, sondern auch um die allgemeinen politischen Ent- und Verwicklungen dieser Zeit. Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei, der die Welt und die Menschen nachhaltig geprägt und die politische Landschaft verändert hat. Durch die geschickte Auswahl seiner Charaktere zeigt der Autor, wie unterschiedlich die Menschen mit diesen Veränderungen umgehen. Insbesondere an Kommissar Eckart personifiziert sich die innere Zerrissenheit.
Da der Roman viele versteckte Anspielungen und Kommentare zu geschichtlichen Entwicklung enthält, sind Vorkenntnisse über den ersten Weltkrieg und den Vormarsch des Faschismus vermutlich hilfreich. Ich bin kein Experte, auf mich vermittelt das Buch jedoch den Eindruck, dass ihm umfassende Recherchearbeit zugrunde liegt und die versteckten Wertungen sehr bewusst gewählt sind.
Die Geschichte erklärt einiges, wirft aber andererseits auch viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. „Tage der Nemesis“ ist ein Buch, das ich sicher noch öfter in die Hand nehmen werde und ich bin sicher, dass ich beim erneuten Lesen noch einige weitere Aspekte entdecken werde, die ich beim ersten Mal übersehen habe. Für mich zählt dieses Buch eindeutig zu den literarischen Entdeckungen.