Eine unglaublich emotionale Wucht!
Das Cover von „Tage mit Milena“ finde ich wunderschön, meiner Meinung nach passt es jedoch nicht so richtig zur Geschichte. Denn trotz aller Dramatik des Sonnenuntergangs wirkt es auf mich lieblich und nach heiler Idylle, und die findet sich im Buch wirklich
nicht. Ähnlich geht es mir mit dem Titel, der mich sehr angesprochen hat, für mich jedoch nicht so…mehrEine unglaublich emotionale Wucht!
Das Cover von „Tage mit Milena“ finde ich wunderschön, meiner Meinung nach passt es jedoch nicht so richtig zur Geschichte. Denn trotz aller Dramatik des Sonnenuntergangs wirkt es auf mich lieblich und nach heiler Idylle, und die findet sich im Buch wirklich nicht. Ähnlich geht es mir mit dem Titel, der mich sehr angesprochen hat, für mich jedoch nicht so richtig mit der Geschichte harmoniert. Doch beides tut diesem tollen Buch zum Glück keinen Abbruch!
Der Text erzählt von Annika, die in Lübeck ein ruhiges Leben mit ihrem Mann führt und die traumatischen Ereignisse aus der Hausbesetzerzeit ihrer Jungend vollkommen verdrängt hat, bis die junge Klimaaktivistin Luzie ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Annika möchte sie vor sich selbst schützen und gräbt immer mehr Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit und an ihre Freundin Milena aus. Sie geht sogar so weit wieder Kontakt zu Matti aufzunehmen, ihrem Freund von damals, und muss erkennen, dass all dass, was sie zu wissen glaubte, eine Lüge war….
Ich hatte von diesem Buch in erster Linie eine Freundschaftsgeschichte erwartete und bin sehr davon überrascht worden, wie vielschichtig und vor allem wie mitreisend und unglaublich emotional dieses Buch für mich war. Katrin Burseg schreibt in sehr klarer Sprache und recht schnörkellos, was dem Text einen ganz eigenen Charakter verleiht. Ihr gelingt es aber dennoch, die Geschehnisse und Empfindungen der ProtagonistInnen so zu beschreiben, dass sie mich unglaublich erreicht haben und starke Gefühle in mir auslösten. Oft habe ich mich ganz beklommen gefühlt, wenn Annika mit ihren Gefühlen harderte und sich schuldig fühlte oder blieb nach einem sehr rasanten Abschnitt atemlos zurück – eine tolle schriftstellerische Leistung!
Ganz verschiedene Themen werden in dieser Geschichte zur Sprache gebracht. Ein ganz aktuelles und mit das präsenteste ist sicherlich der Klimaschutz sowie das Handeln von Aktivisten in dessen Namen. Mir hat diese Aktualität sehr gefallen und ich bin begeistert davon, dass das Thema durchaus kontrovers und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Aber auch die Hausbesetzerszene aus den Achtzigerjahren in Hamburg wird sehr intensiv beschrieben und Themen wie Freundschaft, Liebe, Verantwortungsgefühl, Schuld, Verlust, Traumata und viele andere kommen zur Sprache.
Nicht so glücklich bin ich dagegen mit dem Ende der Geschichte, das mir einfach viel zu plötzlich kam – so zu sagen mitten im Geschehen – und für meinen Geschmack viel zu offen gehalten worden ist. Ich muss zwar gestehen, dass diese Offenheit wunderbar zur Geschichte passt und auch viele Möglichkeiten innerhalb des gesteckten Rahmens offen lässt, ich mag Enden, die mich gefühlt mit einer „unfertigen Geschichte“ zurück lassen, jedoch grundsätzlich nicht. Ich hätte sehr gerne einfach noch weiter gelesen…
Trotzdem bin ich ganz begeistert von diesem Buch, denn es hat mich unglaublich positiv überrascht mit seiner dichten Intensität und noch mehr berührt! Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und wenn nicht das Ende so abrupt gekommen wäre, hätte diese Geschichte von mir auch alle verfügbaren Sterne bekommen!! Viel Freunde beim Eintauchen!