Thomas McNulty und sein Freund John Cole sind gerade 17 Jahre alt, als ihre Karriere als Tanzmädchen in einem Saloon für Bergarbeiter ein natürliches Ende findet. Für den 'miesesten Lohn aller miesesten Löhne' verdingen sie sich bei der Armee und sind fortan unzertrennlich in Kriegsgeschäften unterwegs. Angst kennen beide nicht, dafür haben sie schon zu viel erlebt. Sie wissen: 'wenn’s um Gemetzel und Hungersnot geht, darum, ob wir leben oder sterben sollen, schert das die Welt nicht im Geringsten. Bei so vielen Menschen hat die Welt es nicht nötig.' Thomas ist vor dem 'Großen Hunger' aus Irland geflohen, hat die Überfahrt und die Fieberhütten in Kanada überlebt, sich bis nach Missouri durchgeschlagen. Wie ein irischer Simplicissimus stolpert er durch das Grauen der Feldzüge gegen die Indianer und des amerikanischen Bürgerkriegs – davon und von seiner großen Liebe erzählt er mit unerhörter Selbstverständlichkeit und berührender Offenheit. In all dem Horror findet Thomas mit John und seiner Adoptivtochter Winona sein Glück. Er bleibt ein Optimist, ganz gleich unter welchen Umständen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2020NEUE TASCHENBÜCHER
Ein
Soldatenleben
Als Thomasina und Joanna verdienen die Waisen Thomas McNulty und John Cole ihr erstes Geld: In Frauenkleidern tanzen sie mit Bergleuten. Da sind sie noch Kinder, haben aber schon einen Narren aneinander gefressen. Sie werden lebenslang ein Paar sein; gemeinsam die „unselige“ Armee überstehen, in die sie nach der „Tanz“-Zeit mit 17 eintreten und als „Soldaten der vorsätzlichen Vernichtung, der völligen Ausrottung“ gegen die Indianer kämpfen und später dann, im Bürgerkrieg, auf Seiten der Union gegen die Südstaaten. Sebastian Barry ist Ire wie sein Icherzähler McNulty, der in „Tage ohne Ende“ auf sein Leben als Soldat, Geliebter und zuletzt Vater einer indianischen Adoptivtochter zurückblickt: „Ich fühle mich als Frau … trotzdem ich einen Großteil meines Lebens Soldat gewesen bin.“ Barry hat McNulty einen Slang in den Mund gelegt, der roh und zart, sarkastisch und naiv zugleich ist. Die an den Indianern begangenen Grausamkeiten werden blutig ausgebreitet. Der Frontier-Roman zeigt, was der Mensch dem Menschen anzutun im Stande ist, wenn er sich im Recht glaubt. Trotzdem bleibt der Glaube an die Liebe. Ein gewalttätiges, gewaltiges Buch. FLORIAN WELLE
Sebastian Barry:
Tage ohne Ende.
Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Steidl Verlag, Göttingen 2020. 272 S., 12,80 Euro.
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Ein
Soldatenleben
Als Thomasina und Joanna verdienen die Waisen Thomas McNulty und John Cole ihr erstes Geld: In Frauenkleidern tanzen sie mit Bergleuten. Da sind sie noch Kinder, haben aber schon einen Narren aneinander gefressen. Sie werden lebenslang ein Paar sein; gemeinsam die „unselige“ Armee überstehen, in die sie nach der „Tanz“-Zeit mit 17 eintreten und als „Soldaten der vorsätzlichen Vernichtung, der völligen Ausrottung“ gegen die Indianer kämpfen und später dann, im Bürgerkrieg, auf Seiten der Union gegen die Südstaaten. Sebastian Barry ist Ire wie sein Icherzähler McNulty, der in „Tage ohne Ende“ auf sein Leben als Soldat, Geliebter und zuletzt Vater einer indianischen Adoptivtochter zurückblickt: „Ich fühle mich als Frau … trotzdem ich einen Großteil meines Lebens Soldat gewesen bin.“ Barry hat McNulty einen Slang in den Mund gelegt, der roh und zart, sarkastisch und naiv zugleich ist. Die an den Indianern begangenen Grausamkeiten werden blutig ausgebreitet. Der Frontier-Roman zeigt, was der Mensch dem Menschen anzutun im Stande ist, wenn er sich im Recht glaubt. Trotzdem bleibt der Glaube an die Liebe. Ein gewalttätiges, gewaltiges Buch. FLORIAN WELLE
Sebastian Barry:
Tage ohne Ende.
Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Steidl Verlag, Göttingen 2020. 272 S., 12,80 Euro.
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