Zorniger hat Andrzej Stasiuk nie über Polen und den Westen geschrieben als nach seiner jüngsten Reise durch Südosteuropa. Zurück aus den "Ländern mit ausgeprägter Persönlichkeit", wo Minarette neben Minen- und Gräberfeldern stehen, stößt er sich an obszönen Widersprüchen im eigenen Land: Nach Märtyrertum dürsten, aber zwischen zwanzig Chipssorten und erschwinglichen Tunesien-Angeboten wählen - wie paßt das zusammen? Sieht Polen nicht längst aus wie ein zurückgebliebenes Deutschland? Bleibt der Südosten deshalb ein nie einzuholendes Ziel, weil den Reisenden dort eine Realität anspringt, die zu Hause verdrängt oder neutralisiert ist? Reisebilder und Reflexionen, Rhapsodie und Pamphlet - Andrzej Stasiuk radikalisiert in seinem neuen großen Prosatext seine Kunst des scharfen Blicks und der pointierten Poesie.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karl-Markus Gauß schätzt diesen Autor für seine Fähigkeit, die Verbindungen zwischen Roman und Reportage immer wieder fruchtbar zu machen. So auch in diesem Tagebuch, das Andrzej Stasiuk in drei Kapiteln, oder auch drei Romanen beziehungsweise drei Reportagen, wie Gauß hinzufügt, durch Albanien, durch Überlegungen zum Reisen durch den Südosten Europas und Gedanken zu seiner Heimat Polen führt. Verbunden sieht der Rezensent die drei Teile durch den berühmten Stasiuk-Sound, durch die Gefühle, Wahrnehmungen und Ängste des Autors sowie durch die damit einhergehende Anschaulichkeit der geschilderten Menschen, Orte und Begebenheiten. Was den Band für Gauß aber über alles bisher vom Autor Erschienene hinaushebt, ist eine Genauigkeit der Beobachtung und eine Bitterkeit des Urteils, die Gauß von Stasiuk so noch nicht kannte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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