Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den Schlüsseldokumenten über die Verbrechen des Nationalsozialismus, nicht nur wegen der authentischen Schilderung der Judenverfolgung, sondern vor allem wegen seiner Wirkung nach dem Krieg, im Zuge der Aufarbeitung. Es sind mehrere Fassungen dieses Textes
entstanden, die in unterschiedlichem Maße „original“ sind. Anne Frank hat selbst zwei Varianten erstellt.…mehrDas Tagebuch der Anne Frank gehört zu den Schlüsseldokumenten über die Verbrechen des Nationalsozialismus, nicht nur wegen der authentischen Schilderung der Judenverfolgung, sondern vor allem wegen seiner Wirkung nach dem Krieg, im Zuge der Aufarbeitung. Es sind mehrere Fassungen dieses Textes entstanden, die in unterschiedlichem Maße „original“ sind. Anne Frank hat selbst zwei Varianten erstellt. Das ursprüngliche, tagesaktuell geschriebene Tagebuch wurde 1944 von Anne für eine spätere Publikation umformuliert. Nach dem Krieg veröffentlichte Annes Vater eine stärker bearbeitete Version, in der vor allem Passagen gekürzt wurden, die das schwierige Verhältnis zur Mutter thematisierten. Erst 1991 erschien eine annähernd vollständige, von Mirjam Pressler ins Deutsche übersetzte Version, die bis heute die maßgebliche Lesefassung ist und die auch für die vorliegende Ausgabe verwendet wurde.
Zum Inhalt muss man nun wirklich nichts mehr sagen, denn dieser gehört aus meiner Sicht zum Allgemeingut einer soliden Bildung. Sinnvoller ist es daher, die Ausstattung der zum 75. Jubiläum erschienenen Sonderausgabe näher zu beschreiben:
Der Einband faksimiliert den karierten Stoffbezug des ersten Originaltagebuchs, das Anne mit 13 Jahren geschenkt bekam. Der Buchblock ist in Klebebindung geleimt, es gibt kein Lesebändchen. Über die Papierqualität wird keine Aussage gemacht, aber die Bücher aus dem S. Fischer-Verlag sind üblicherweise säurefrei.
Die Sonderausgabe enthält einige Fotos aus Annes familiärer Kindheit, aus dem Versteck im Hinterhaus und einigen der Protagonisten, sowie einer faksimilierten Seite aus dem Tagebuch. Im Anhang befinden sich Kurzbiografien von Anne und ihrer Familie, sowie ein Essay zum zeitgeschichtlichen Hintergrund, der grundlegende Informationen vermittelt.
Für eine echte „Jubiläumsausgabe“ ist das Buch vielleicht ein wenig spartanisch, aber angesichts des schlimmsten Kriegs in Europa seit 1945 und den damit einhergehenden Einschränkungen ist es vielleicht auch eine greifbare Erinnerung daran, dass menschenverachtende Diktaturen unsere freie Gesellschaft immer wieder bedrohen werden. Die Parallelen von Putins Russland zum Nationalsozialismus sind leider nur zu offensichtlich.