Herausgegeben von Thomas Gayda Aus dem Französischen von Barbara Sommer und Geneviève Unger-Forray »Klug, literarisch hochgebildet und mit nobler Distanz zu den Deutschen: André François-Poncets Erinnerungen an die Zeit seiner relativ komfortablen Gefangenschaft bei den Nazis zwischen 1943 und 1945 sind zweifellos ein Sonderfall - um nicht zu sagen Glücksfall. Wo sonst könnten wir an dem erzwungenen Müßiggang einer derart privilegierten Gesellschaft teilnehmen, in der Sachverstand, Urteilsvermögen und Fehleinschätzungen der aktuellen Lage so dicht nebeneinanderliegen?« DR. ANDREAS WANG, NDR 27. August 1943: André François-Poncet sitzt gerade mit seiner Familie zu Tisch, als SS-Leute mit Maschinengewehren im Anschlag das Haus stürmen und ihn ohne Angabe von Gründen verhaften. Dieses Datum markiert nicht nur den Anfang der wohl dunkelsten Zeit im Leben des erfolgsverwöhnten Botschafters, sondern auch den Beginn seiner persönlichen Aufzeichnungen. Nach der kurzen Internierung auf Schloss Itter bezieht er eine »Zelle« im mondänen Ifen Hotel, wo er auf eine Handvoll weiterer erlesener »Sonderhäftlinge« des NSRegimes trifft. André François-Poncets Tagebuch ist weit mehr als eine Schilderung von Menscheleien unter Mitgefangenen und Bewachern. Es ist auch ein kluger Kommentar zu den damaligen politischen Ereignissen und zugleich eine brillante Studie zu deutschen und französischen Geistesgrößen wie Balzac, Nietzsche und vielen weiteren. In den Einträgen wird aber auch ein sensibler Mensch sichtbar, der mit der Einsamkeit kämpft, die Langeweile und Ungewissheit schwer erträgt und das Ende seiner Gefangenschaft herbeisehnt.
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