Virtuos, schillernd und unerhört musikalisch: nach seinem gefeierten Debüt „Tram 83“ der neue Roman von Fiston Mwanza Mujila
Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den „Tanz der Teufel“. Neben absurden Dialogen und einer Fülle von Erzählsträngen und Abschweifungen ist es vor allem die Musik, die den Rhythmus von Fiston Mwanza Mujilas neuem Roman vorgibt. Und die Ironie des Romans lässt die Auswirkungen von Kolonialisierung, Globalisierung, Raubbau und Bürgerkrieg nur noch deutlicher erscheinen. Mit seinem gefeierten Debüt „Tram 83“ hat Fiston Mwanza Mujila eine völlig neue Art von Roman erschaffen. Sein neues Buch ist noch schillernder, noch virtuoser und dabei noch politischer.
Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den „Tanz der Teufel“. Neben absurden Dialogen und einer Fülle von Erzählsträngen und Abschweifungen ist es vor allem die Musik, die den Rhythmus von Fiston Mwanza Mujilas neuem Roman vorgibt. Und die Ironie des Romans lässt die Auswirkungen von Kolonialisierung, Globalisierung, Raubbau und Bürgerkrieg nur noch deutlicher erscheinen. Mit seinem gefeierten Debüt „Tram 83“ hat Fiston Mwanza Mujila eine völlig neue Art von Roman erschaffen. Sein neues Buch ist noch schillernder, noch virtuoser und dabei noch politischer.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nach Fiston Mwanza Mujilas "jazzigem" Debüt "Tram 83" hat Rezensent Niklas Bender hohe Erwartungen an dessen neues Buch und wird nicht enttäuscht. Es geht unter anderem um einen Österreichischen Schriftsteller, der nach Zaire, in den heutigen Kongo, reist um ein Buch zu schreiben - eine interessante Konstruktion, findet Bender, weil Mujila selbst im Kongo geboren ist und nun in Österreich lebt. Hauptsächlich fasziniert den Kritiker aber auch dieses Mal, wie musikalisch der Autor vor "lockerem" historischem Hintergrund (von den 70er-Jahren bis zum Ende der Mobutu-Diktatur) vom Leben in Lubumbashi erzählt, anhand vieler verschiedener Figuren: Sanza wird Straßenjunge, schnüffelt Klebstoff und singt "heikle" Lieder auf die Freiheit, ein portugiesischer Lehrer schließt einen Pakt mit einer Meerjungfrau, Molakisi geht Diamanten schürfen - immer geht es dabei aber höchst rhythmisch zu, es "vibriert, stampft und swingt", staunt Bender. Eine "ungeheure Vitalität" schlägt dem Kritiker hier entgegen, die ihm die Romanwelt zwar nicht vertraut, aber weniger fremd mache - und so funktioniere Literatur, schließt er anerkennend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2022Rilke lernt
Rumba
Die Verhältnisse sind kompliziert, die Nächte lang,
und alle warten auf diesen einen Song:
Der federleicht schwingende Roman des
kongolesischen Autors Fiston Mwanza Mujila
aus Graz über das untergehende Zaire
VON JONATHAN FISCHER
Dieser Roman riecht nach Schweiß, nach Klebstoff und Bier. Er nähert sich den Hoffnungen und Enttäuschungen, dem ganzen Irrwitz des postkolonialen Afrika von ganz unten, aus der Perspektive kongolesischer Minenarbeiter, Glücksritter und Straßenkinder. Sie wollen überleben, versuchen aus dem Niedergang des korrupten Regimes des Diktators Mobutu ihre Vorteile zu schlagen. In Fiston Mwanza Mujilas „Tanz der Teufel“ bersten eine Menge Träume. Und doch hat der Roman so überhaupt nichts Schweres an sich.
Das mag an der satirischen Einfärbung liegen und an der Musik im Ohr: Immer rauscht im Hintergrund die Rumba. Ihre silbrigen Gitarren und honigsüßen Gesänge konterkarieren den Verfall mit federleichtem Swing. Man sollte diesen Roman unbedingt zur Musik von Papa Wemba, von Camille Feruzi, Wendo Kolosoy und Tabu Ley Rochereau lesen. Der Soundtrack des zentralen Handlungsorts, einer Bar namens „Mambo de la Fete“, besteht daraus. Und sie bringt Mujilas Figuren erst zum Tanzen. „Diese Seiten“, schreibt der aus Lubumbashi stammende, aber seit mehr als zehn Jahren in Graz lebende Schriftsteller im Nachwort, „wurden oft in der Nacht geschrieben, zu südafrikanischem Jazz … und zairischer Rumba“.
Was wäre der Kongo – zur Zeit des Romans heißt das Land noch Zaire – ohne sein Nachtleben? In den Nachrichten präsentierte sich das Land schon damals als Ort der Korruption und blutiger Bürgerkriege. Dass genau hier auch diese liebliche Tanzmusik gedeiht und alle Unbill übertönt, das ist ein wiederkehrendes Wunder. Polizisten und Gauner, Geschäftsmänner und Prostituierte lassen sich allabendlich im „Mambo de la Fete“ von der Rumba bezirzen. Und auch die Straßenkinder vom Lubumbashi zieht es an diesen magischen Ort: Hier werden Fantasien Wirklichkeit, die sonst nur der Klebstoff-Rausch möglich macht. Hier werden die Diamanten aus den Minen auf der anderen Seite der angolanischen Grenze verflüssigt.
Die späten Mobutu-Jahre scheinen alle Spielregeln auf den Kopf zu stellen: „Man kann am Abend als armer Teufel ins Bett gehen, als ärmster Teufel der Welt, und am nächsten Morgen als Minister oder Kriminalinspektor oder sogar als bevollmächtigter Botschafter der Republik Zaire in Nordkorea oder dem Königreich Belgien aufwachen …. Das war die einzige Möglichkeit dieses Landes, allen seinen Kindern eine Chance zu geben … denn Geld ist wie Glück, es braucht Mut, um es zu kriegen, egal auf welchen Wegen es zu einem kommt.“
Vordergründig geht es hier um das Glücksspiel der Straße. Um eine Generation junger Zairer, die weder ein reiches Elternhaus noch Bildung oder Beziehungen haben – dafür aber jede Menge Fantasie und Ambition. Da sind Sanza, Molakisi und Ngungi, die aus ihren Familien weggelaufen sind, um sich auf den Straßen als Männer zu bewähren, die Klebstoff schnüffeln, um dann per Flugzeug in geheimnisvolle Welten voller Schlösser, Champagner und Bediensteter zu reisen. Da sind der ehemalige Geschichtslehrer und Politaktivist Magellan, der vom Aufstand träumt, und der Geheimdienstfunktionär Monsieur Guillaume, der die Straßenkinder als Spitzel rekrutiert und von deutschen Dichtern schwärmt.
Und da ist schließlich Tshiamuena, die Madonna der Minen von Cafunfo: Sie behauptet, zweihundert Jahre alt zu sein, früher in Japan gelebt zu haben und hellseherische Fähigkeiten zu haben. Sie wacht über die Schürfer, die auf der anderen Seite der Grenze in Angola Diamanten suchen. In einer Welt, in der jeder nur sich selbst der Nächste ist, gibt sie eine Art Heiligenfigur ab. Doch ihre Ratschläge zählen nicht viel. Die alten Hierarchien sind außer Kraft gesetzt.
Mujila springt zwischen den Perspektiven, erzählt mal in Ich-Form, dann wieder wie ein jovialer allwissender Märchenonkel. Dass diese Brüche nicht stören, liegt an der Agilität und dem Charme seiner Sprache. Er sehe sich in der Tradition von Ernst Jandl, sagt Mujila. Indem er mit den Worten spiele, schaffe er eine andere Ebene: „Wir Kongolesen bemühen uns, eine neue satirische Sprache zu finden, um dem Theater der Grausamkeiten etwas entgegenzusetzen.“
Bisweilen streut Mujila urkomische Überlebensweisheiten in die Erzählung. Oder legt steile Kurven in den Plot: etwa wenn ein ehemaliges Straßenkind zum Erzbischof aufsteigt, der „die Schlafkrankheit heilte, familiäre Flüche abwendete, Nachtehemänner und andere Nachtehefrauen abwehrte“ – natürlich gegen Beteiligung am Werk des Herrn von hundert Dollar. Mujilas heiter-lakonischer Ton muss sein. Er hält den Leser emotional auf Distanz, lässt Absurdität und Willkür lachhaft erscheinen. Zwischen Gaunerei und Grazie, Glückseligkeit und Größenwahn passt nicht viel Moral. Schon gar nicht im „Mambo de la Fete“. Der titelgebende „Tanz der Teufel“, im französischen Original heißt der Roman „La Danse du Vilain“, ist der Song, auf den alle Gäste hier warten. Eine Stunde und 39 Minuten dauert er, ein Exzess um seiner selbst willen. Selbst Franz Baumgärtner, ein österreichischer Schriftsteller aus St. Pölten und Stammgast der Bar, trommelt dazu fieberhaft auf den Tisch, fühlt sich an das Gejaule von Zebras erinnert und hört „blasphemische Redundanzen wie bei Günter Baby Sommer“.
Mujilas Faszination für die Bar als gesellschaftliches Panoptikum befeuerte bereits sein gefeiertes Debüt „Tram 83“ und kehrte als „New Jersey Bar“ in seinem am Deutschen Theater in Berlin und am Burgtheater in Wien aufgeführten Theaterstück „Zu der Zeit der Königinmutter“ wieder. Inspiriert hat ihn seine Jugend: „Meine Großeltern hatten eine Bar, ich habe dort die Welt entdeckt.“
Mujila wurde 1981 in Lubumbashi, der Bergbaustadt im Süden Kongos, geboren, studierte Literaturwissenschaft und kam 2009 nach Graz, wo er bis heute lebt und an der Universität afrikanische Literatur unterrichtet. Er schreibt Theaterdramen, Opernlibrettos auf Deutsch und Französisch, führt seine Texte mit Jazzmusikern auf oder wie im Januar 2021 gar mit dem Symphonieorchester Berlin. Und er liebt die japanische Chanteuse Hibari Misora, deren Song „Mambo de la Fete“ in „Tanz der Teufel“ einfließt.
Er fühlt sich als vieles gleichzeitig: europäischer Schriftsteller, Kosmopolit und Kongolese. Seine Themen findet er im Zaire seiner Jugend, dessen Musik und Mythologien er in Aufzählungsorgien verpackt. Seine Sprache lässt den sensorischen Überfluss der Bar seiner Großeltern aufleben, wo er in den Schulferien Stühle räumte, Bierkästen schleppte und lernte, Ennui auf Eskapismus und Rumba auf Rausch zu reimen.
Raffiniert, wie Mujila sein spiegelverkehrtes Alter Ego Franz Baumgärtner in den „Tanz der Teufel“ schickt. Der österreichische Schriftsteller kämpft in Zaire mit seiner Mehrfachidentität wie den Verlockungen des Nachtlebens. Und weil sein Romanprojekt stockt, rennt er stets mit einem Koffer voller Zettel herum – „hundert Sätze in erbärmlichem Zustand“.
Auch der Geheimdienstler Guillaume, eigentlich für Bespitzelung, Sabotage, Erpressung und Entführung zuständig, bringt die Literatur ins Spiel. Wenn er nicht gerade Rumba hört, schwärmt er von Rilke, Kafka, Paul Celan, Wolfgang Borchert und dem slowenischen Dichter Srečko Kosovel. Wo sonst könne man etwas über „Exile, illegale Grenzübertritte, antiquiertes Vagabundieren“, ja die Leidenschaft an sich erfahren?
Wenn Mujila verhandelt, was Literatur im Chaos vermag, dann webt er in seine Aliasse jede Menge biografische Fußnoten. Und spricht en passant über die großen Themen des postkolonialen Afrika: vom Raubbau an den Bodenschätzen über die innerafrikanische Migration bis zur Allgegenwart der Korruption. „Er zeigt die wachsende Kluft zwischen der afrikanischen Bevölkerung und der politischen Klasse, die sich nur selbst bereichert“, begründete die Jury die Auszeichnung von „Tanz der Teufel“ mit dem renommierten Prix Les Afriques. Nein, Hoffnung findet man in seiner Groteske kaum. Aber dafür jede Menge Musik – und ein paar Rhythmen, die alles, ja wirklich alles verzeihen lassen.
Zwischen Gaunerei und Grazie,
Glückseligkeit und Größenwahn
passt nicht viel Moral
Das österreichische Alter Ego
kämpft mit den Verlockungen
des Nachtlebens
Fiston Mwanza Mujila: Tanz der Teufel. Roman. Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Zsolnay, Wien 2022. 288 Seiten, 24 Euro.
Seit 2009 lebt Fiston Mwanza Mujila in Österreich. Sein Roman „Tram 83“ war für den Man Booker International Prize nominiert und er bekam dafür den Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt, Berlin.
Foto: Richard Haufe-Ahmels
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Rumba
Die Verhältnisse sind kompliziert, die Nächte lang,
und alle warten auf diesen einen Song:
Der federleicht schwingende Roman des
kongolesischen Autors Fiston Mwanza Mujila
aus Graz über das untergehende Zaire
VON JONATHAN FISCHER
Dieser Roman riecht nach Schweiß, nach Klebstoff und Bier. Er nähert sich den Hoffnungen und Enttäuschungen, dem ganzen Irrwitz des postkolonialen Afrika von ganz unten, aus der Perspektive kongolesischer Minenarbeiter, Glücksritter und Straßenkinder. Sie wollen überleben, versuchen aus dem Niedergang des korrupten Regimes des Diktators Mobutu ihre Vorteile zu schlagen. In Fiston Mwanza Mujilas „Tanz der Teufel“ bersten eine Menge Träume. Und doch hat der Roman so überhaupt nichts Schweres an sich.
Das mag an der satirischen Einfärbung liegen und an der Musik im Ohr: Immer rauscht im Hintergrund die Rumba. Ihre silbrigen Gitarren und honigsüßen Gesänge konterkarieren den Verfall mit federleichtem Swing. Man sollte diesen Roman unbedingt zur Musik von Papa Wemba, von Camille Feruzi, Wendo Kolosoy und Tabu Ley Rochereau lesen. Der Soundtrack des zentralen Handlungsorts, einer Bar namens „Mambo de la Fete“, besteht daraus. Und sie bringt Mujilas Figuren erst zum Tanzen. „Diese Seiten“, schreibt der aus Lubumbashi stammende, aber seit mehr als zehn Jahren in Graz lebende Schriftsteller im Nachwort, „wurden oft in der Nacht geschrieben, zu südafrikanischem Jazz … und zairischer Rumba“.
Was wäre der Kongo – zur Zeit des Romans heißt das Land noch Zaire – ohne sein Nachtleben? In den Nachrichten präsentierte sich das Land schon damals als Ort der Korruption und blutiger Bürgerkriege. Dass genau hier auch diese liebliche Tanzmusik gedeiht und alle Unbill übertönt, das ist ein wiederkehrendes Wunder. Polizisten und Gauner, Geschäftsmänner und Prostituierte lassen sich allabendlich im „Mambo de la Fete“ von der Rumba bezirzen. Und auch die Straßenkinder vom Lubumbashi zieht es an diesen magischen Ort: Hier werden Fantasien Wirklichkeit, die sonst nur der Klebstoff-Rausch möglich macht. Hier werden die Diamanten aus den Minen auf der anderen Seite der angolanischen Grenze verflüssigt.
Die späten Mobutu-Jahre scheinen alle Spielregeln auf den Kopf zu stellen: „Man kann am Abend als armer Teufel ins Bett gehen, als ärmster Teufel der Welt, und am nächsten Morgen als Minister oder Kriminalinspektor oder sogar als bevollmächtigter Botschafter der Republik Zaire in Nordkorea oder dem Königreich Belgien aufwachen …. Das war die einzige Möglichkeit dieses Landes, allen seinen Kindern eine Chance zu geben … denn Geld ist wie Glück, es braucht Mut, um es zu kriegen, egal auf welchen Wegen es zu einem kommt.“
Vordergründig geht es hier um das Glücksspiel der Straße. Um eine Generation junger Zairer, die weder ein reiches Elternhaus noch Bildung oder Beziehungen haben – dafür aber jede Menge Fantasie und Ambition. Da sind Sanza, Molakisi und Ngungi, die aus ihren Familien weggelaufen sind, um sich auf den Straßen als Männer zu bewähren, die Klebstoff schnüffeln, um dann per Flugzeug in geheimnisvolle Welten voller Schlösser, Champagner und Bediensteter zu reisen. Da sind der ehemalige Geschichtslehrer und Politaktivist Magellan, der vom Aufstand träumt, und der Geheimdienstfunktionär Monsieur Guillaume, der die Straßenkinder als Spitzel rekrutiert und von deutschen Dichtern schwärmt.
Und da ist schließlich Tshiamuena, die Madonna der Minen von Cafunfo: Sie behauptet, zweihundert Jahre alt zu sein, früher in Japan gelebt zu haben und hellseherische Fähigkeiten zu haben. Sie wacht über die Schürfer, die auf der anderen Seite der Grenze in Angola Diamanten suchen. In einer Welt, in der jeder nur sich selbst der Nächste ist, gibt sie eine Art Heiligenfigur ab. Doch ihre Ratschläge zählen nicht viel. Die alten Hierarchien sind außer Kraft gesetzt.
Mujila springt zwischen den Perspektiven, erzählt mal in Ich-Form, dann wieder wie ein jovialer allwissender Märchenonkel. Dass diese Brüche nicht stören, liegt an der Agilität und dem Charme seiner Sprache. Er sehe sich in der Tradition von Ernst Jandl, sagt Mujila. Indem er mit den Worten spiele, schaffe er eine andere Ebene: „Wir Kongolesen bemühen uns, eine neue satirische Sprache zu finden, um dem Theater der Grausamkeiten etwas entgegenzusetzen.“
Bisweilen streut Mujila urkomische Überlebensweisheiten in die Erzählung. Oder legt steile Kurven in den Plot: etwa wenn ein ehemaliges Straßenkind zum Erzbischof aufsteigt, der „die Schlafkrankheit heilte, familiäre Flüche abwendete, Nachtehemänner und andere Nachtehefrauen abwehrte“ – natürlich gegen Beteiligung am Werk des Herrn von hundert Dollar. Mujilas heiter-lakonischer Ton muss sein. Er hält den Leser emotional auf Distanz, lässt Absurdität und Willkür lachhaft erscheinen. Zwischen Gaunerei und Grazie, Glückseligkeit und Größenwahn passt nicht viel Moral. Schon gar nicht im „Mambo de la Fete“. Der titelgebende „Tanz der Teufel“, im französischen Original heißt der Roman „La Danse du Vilain“, ist der Song, auf den alle Gäste hier warten. Eine Stunde und 39 Minuten dauert er, ein Exzess um seiner selbst willen. Selbst Franz Baumgärtner, ein österreichischer Schriftsteller aus St. Pölten und Stammgast der Bar, trommelt dazu fieberhaft auf den Tisch, fühlt sich an das Gejaule von Zebras erinnert und hört „blasphemische Redundanzen wie bei Günter Baby Sommer“.
Mujilas Faszination für die Bar als gesellschaftliches Panoptikum befeuerte bereits sein gefeiertes Debüt „Tram 83“ und kehrte als „New Jersey Bar“ in seinem am Deutschen Theater in Berlin und am Burgtheater in Wien aufgeführten Theaterstück „Zu der Zeit der Königinmutter“ wieder. Inspiriert hat ihn seine Jugend: „Meine Großeltern hatten eine Bar, ich habe dort die Welt entdeckt.“
Mujila wurde 1981 in Lubumbashi, der Bergbaustadt im Süden Kongos, geboren, studierte Literaturwissenschaft und kam 2009 nach Graz, wo er bis heute lebt und an der Universität afrikanische Literatur unterrichtet. Er schreibt Theaterdramen, Opernlibrettos auf Deutsch und Französisch, führt seine Texte mit Jazzmusikern auf oder wie im Januar 2021 gar mit dem Symphonieorchester Berlin. Und er liebt die japanische Chanteuse Hibari Misora, deren Song „Mambo de la Fete“ in „Tanz der Teufel“ einfließt.
Er fühlt sich als vieles gleichzeitig: europäischer Schriftsteller, Kosmopolit und Kongolese. Seine Themen findet er im Zaire seiner Jugend, dessen Musik und Mythologien er in Aufzählungsorgien verpackt. Seine Sprache lässt den sensorischen Überfluss der Bar seiner Großeltern aufleben, wo er in den Schulferien Stühle räumte, Bierkästen schleppte und lernte, Ennui auf Eskapismus und Rumba auf Rausch zu reimen.
Raffiniert, wie Mujila sein spiegelverkehrtes Alter Ego Franz Baumgärtner in den „Tanz der Teufel“ schickt. Der österreichische Schriftsteller kämpft in Zaire mit seiner Mehrfachidentität wie den Verlockungen des Nachtlebens. Und weil sein Romanprojekt stockt, rennt er stets mit einem Koffer voller Zettel herum – „hundert Sätze in erbärmlichem Zustand“.
Auch der Geheimdienstler Guillaume, eigentlich für Bespitzelung, Sabotage, Erpressung und Entführung zuständig, bringt die Literatur ins Spiel. Wenn er nicht gerade Rumba hört, schwärmt er von Rilke, Kafka, Paul Celan, Wolfgang Borchert und dem slowenischen Dichter Srečko Kosovel. Wo sonst könne man etwas über „Exile, illegale Grenzübertritte, antiquiertes Vagabundieren“, ja die Leidenschaft an sich erfahren?
Wenn Mujila verhandelt, was Literatur im Chaos vermag, dann webt er in seine Aliasse jede Menge biografische Fußnoten. Und spricht en passant über die großen Themen des postkolonialen Afrika: vom Raubbau an den Bodenschätzen über die innerafrikanische Migration bis zur Allgegenwart der Korruption. „Er zeigt die wachsende Kluft zwischen der afrikanischen Bevölkerung und der politischen Klasse, die sich nur selbst bereichert“, begründete die Jury die Auszeichnung von „Tanz der Teufel“ mit dem renommierten Prix Les Afriques. Nein, Hoffnung findet man in seiner Groteske kaum. Aber dafür jede Menge Musik – und ein paar Rhythmen, die alles, ja wirklich alles verzeihen lassen.
Zwischen Gaunerei und Grazie,
Glückseligkeit und Größenwahn
passt nicht viel Moral
Das österreichische Alter Ego
kämpft mit den Verlockungen
des Nachtlebens
Fiston Mwanza Mujila: Tanz der Teufel. Roman. Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Zsolnay, Wien 2022. 288 Seiten, 24 Euro.
Seit 2009 lebt Fiston Mwanza Mujila in Österreich. Sein Roman „Tram 83“ war für den Man Booker International Prize nominiert und er bekam dafür den Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt, Berlin.
Foto: Richard Haufe-Ahmels
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2022Wie ein zerebrales Erdbeben
Sprachrausch und literarisches Hohelied der Musik: Fiston Mwanza Mujila überzeugt auch mit seinem zweiten Roman
Wenn sie Literatur zum Anhängsel von Identität macht, ist die Debatte um Identität und Literatur aus dem Ruder gelaufen. Das gibt Fiston Mwanza Mujila in einer Pointe seines Romans "Tanz der Teufel" zu verstehen. Dort schickt er - der in Graz lebende Kongolese - nämlich den Österreicher Franz Baumgartner nach Zaire, um einen Roman zu schreiben über die Katanga-Rebellen oder "eine zweihundertjährige Frau, die er in Angola kennengelernt haben will". Für sexuelle Dienste kommt Baumgartner im Stundenhotel "Vaudeville de l'Amour" unter. Die Bevölkerung ist kritisch: "'Er scheint sympathisch zu sein, dieser Junge, aber er spielt mit dem Feuer. Hat man das Recht, Figuren zu schaffen, die nicht denselben Erfahrungshintergrund haben wie man selbst? Die Versklavung, die Kolonisation . . .' 'Er ist ein Schriftsteller, er schreibt Fiktion.' 'Wir sind hier immerhin in Zaire!' 'Solange er mich auf ein Bier einlädt, kann er schreiben, was er will.'" Womit das geklärt wäre.
Franz wird Inspiration erst im Knast finden, wo der Exzentriker zum Gespött wird. Der Clou ist jedoch, dass er ein Alter Ego des Autors ist: Er wird Schriftsteller, und er ist einer von nur zwei Icherzählern. Vor allem schaut der Autor selbst (auch) aus österreichischer Warte auf das Land seiner Kindheit, und was für Franz wahr ist, gilt für ihn: "Wenn ihr mich fragt, es ist nicht leicht für ihn, als weißer Autor über Afrika zu schreiben und in seinem Roman zudem nicht nur eine, sondern viele schwarze Hauptfiguren auftreten zu lassen. Das ist, wie durch einen Teich aus Klischees zu waten." Das tut Mwanza Mujila eben nicht, zu seinem und unserem Glück.
Nach dem jazzigen Debüt "Tram 83", das die Literatur zum Hotten gebracht hat, waren sie groß, die Erwartungen an Mwanza Mujila - und er erfüllt sie. "Tanz der Teufel" ist eine Spur abgeklärter, realistischer, aber auch der zweite Roman vibriert, stampft und swingt. Die Handlung ist wieder zweitrangig, in der Tat treten viele Hauptfiguren auf, selbst wenn nicht alle schwarz sind. Ihre Freund- und Feindschaften, Auf- und Abstiege fügen sich in einen lockeren historischen Rahmen, von den späten Siebzigerjahren bis zum Wandel nach Absetzung des Diktators Mobutu (1997) und dem Wandel von Zaire zur Demokratischen Republik Kongo; Mwanza Mujila selbst wurde 1981 in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt des Landes, geboren und ist dort aufgewachsen.
Wichtigste Figur seines Romans ist Sanza: Als dessen Freund Molakisi ins benachbarte Angola zum Diamantenschürfen geht, verliert er seinen Unterschlupf bei dessen Familie. Sanza will nicht ins langweilige Elternhaus zurück, wird Straßenjunge, lernt zweifelhafte Freunde kennen wie Ngungi, den Weißen und den Anarchisten. Er singt ein heikles Lied auf die Freiheit: "Wir waren Prinzen, Könige und Marquis ohne Zukunft, beflügelt vom Klebstoff; der Klebstoff brachte uns auf Ideen, der Klebstoff war unsere Inspirationsquelle, der Klebstoff befeuerte unsere Träume, und der Klebstoff hielt unseren Widerstand aufrecht in den Nächten, die verseucht waren von den Finanzinspektoren, megalomanischen Militärs, Geschlechtsorganhändlern und anderen Blutspendensammlern zu Opferzwecken." Vor allem träumen sie wie alle anderen vom "Tanz der Teufel", einer Rumba, die regelmäßig im Tanzlokal "Mambo de la fête" gespielt wird.
Nachdem Sanza von seinen Freunden verraten wurde, spannt ihn Monsieur Guillaume - "ein Lächeln wie ein Ölfleck auf einem Hemd" - als Spitzel für das Regime ein. Während Sanza in Restaurants und Folterkellern konversiert oder konspirativ mit Monsieur Guillaume durch die Stadt rast, erfahren wir von Ngungi, ebenfalls Spitzel, von der rätselhaften, angeblich uralten Tshiamuena, von Magellan, einem Lehrer portugiesischer Herkunft, der einen faustischen Pakt mit einer Meerjungfrau schließt, von dem Möchtegernschriftsteller Franz Baumgartner und vielen anderen. Dann überstürzen sich die Ereignisse: Mobutu wird gestürzt, Kindersoldaten übernehmen die Stadt; manche werden reich, andere verschwinden. Sanza schlägt sich durch, Ngungi wird Ölmagnat. Am Schluss freilich schließt Molakisis Rückkehr als Erzbischof die Klammer und mischt Sanzas Karten neu.
"Tanz der Teufel" ist wie "Tram 83" ein Hohelied der Musik - und ein Sprachrausch: "Kein (erkennbarer) Text, nur Becken, ein Bariton-Saxophon - dominant, herausragend in den Soloeinlagen, wobei jedes Solo mit lautem Kreischen endete, wie wenn eine Schrottkiste in den Bahnhof einfährt -, psychedelische Riffs hawaiianischer Gitarren, ein erhabenes Akkordeon, das der unterdurchschnittlichen Trompete zu Hilfe eilte, drei Cajóns - phantastisch gespielt von einem peruanischen Trio." Das Publikum: "Bettler, Kleinganoven, Amateurdiebe, abgehalfterte Zuhälter, einstige Größen des zairischen Fußballs, abgebrannte Alkoholiker, potenzielle Spione, Banditen, Papasöhnchen, Ingenieure, Lehrer im Anzug oder im Brautkleid". Es geht mit: "Und dazu die rasende Menge, die die Schreie nachahmte. Wie ein zerebrales Erdbeben."
Die Musik gibt dem "Tanz der Teufel" den Rhythmus vor. Mwanza Mujila überzeugt durch ungeheure Vitalität: Anders als der Klebstoff, den Sanza schnüffelt, schwemmt der Soundteppich nicht Elend, Missklänge, politische Unterdrückung und Gewalt hinweg. Die Straßenkinder haben ihren Willen und ihre Ehre - "wir trugen unsere Lumpen mit Eleganz". Mwanza Mujila integriert negative und übernatürliche Elemente, versetzt Darstellung und Kommentar mit feinkörniger Ironie. Literarisch überzeugend ist seine Romankunst deshalb, weil er seinem Gegenstand erzählerische und sprachlich-innovative Energie abgewinnen kann, dass es nur so funkt und kracht. Vertraut ist seine Welt nach der Lektüre nicht, fremd aber auch nicht mehr. So funktioniert halt Literatur, ihr Puristen! NIKLAS BENDER
Fiston Mwanza Mujila: "Tanz der Teufel". Roman.
Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Zsolnay-Verlag, Wien 2022. 284 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sprachrausch und literarisches Hohelied der Musik: Fiston Mwanza Mujila überzeugt auch mit seinem zweiten Roman
Wenn sie Literatur zum Anhängsel von Identität macht, ist die Debatte um Identität und Literatur aus dem Ruder gelaufen. Das gibt Fiston Mwanza Mujila in einer Pointe seines Romans "Tanz der Teufel" zu verstehen. Dort schickt er - der in Graz lebende Kongolese - nämlich den Österreicher Franz Baumgartner nach Zaire, um einen Roman zu schreiben über die Katanga-Rebellen oder "eine zweihundertjährige Frau, die er in Angola kennengelernt haben will". Für sexuelle Dienste kommt Baumgartner im Stundenhotel "Vaudeville de l'Amour" unter. Die Bevölkerung ist kritisch: "'Er scheint sympathisch zu sein, dieser Junge, aber er spielt mit dem Feuer. Hat man das Recht, Figuren zu schaffen, die nicht denselben Erfahrungshintergrund haben wie man selbst? Die Versklavung, die Kolonisation . . .' 'Er ist ein Schriftsteller, er schreibt Fiktion.' 'Wir sind hier immerhin in Zaire!' 'Solange er mich auf ein Bier einlädt, kann er schreiben, was er will.'" Womit das geklärt wäre.
Franz wird Inspiration erst im Knast finden, wo der Exzentriker zum Gespött wird. Der Clou ist jedoch, dass er ein Alter Ego des Autors ist: Er wird Schriftsteller, und er ist einer von nur zwei Icherzählern. Vor allem schaut der Autor selbst (auch) aus österreichischer Warte auf das Land seiner Kindheit, und was für Franz wahr ist, gilt für ihn: "Wenn ihr mich fragt, es ist nicht leicht für ihn, als weißer Autor über Afrika zu schreiben und in seinem Roman zudem nicht nur eine, sondern viele schwarze Hauptfiguren auftreten zu lassen. Das ist, wie durch einen Teich aus Klischees zu waten." Das tut Mwanza Mujila eben nicht, zu seinem und unserem Glück.
Nach dem jazzigen Debüt "Tram 83", das die Literatur zum Hotten gebracht hat, waren sie groß, die Erwartungen an Mwanza Mujila - und er erfüllt sie. "Tanz der Teufel" ist eine Spur abgeklärter, realistischer, aber auch der zweite Roman vibriert, stampft und swingt. Die Handlung ist wieder zweitrangig, in der Tat treten viele Hauptfiguren auf, selbst wenn nicht alle schwarz sind. Ihre Freund- und Feindschaften, Auf- und Abstiege fügen sich in einen lockeren historischen Rahmen, von den späten Siebzigerjahren bis zum Wandel nach Absetzung des Diktators Mobutu (1997) und dem Wandel von Zaire zur Demokratischen Republik Kongo; Mwanza Mujila selbst wurde 1981 in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt des Landes, geboren und ist dort aufgewachsen.
Wichtigste Figur seines Romans ist Sanza: Als dessen Freund Molakisi ins benachbarte Angola zum Diamantenschürfen geht, verliert er seinen Unterschlupf bei dessen Familie. Sanza will nicht ins langweilige Elternhaus zurück, wird Straßenjunge, lernt zweifelhafte Freunde kennen wie Ngungi, den Weißen und den Anarchisten. Er singt ein heikles Lied auf die Freiheit: "Wir waren Prinzen, Könige und Marquis ohne Zukunft, beflügelt vom Klebstoff; der Klebstoff brachte uns auf Ideen, der Klebstoff war unsere Inspirationsquelle, der Klebstoff befeuerte unsere Träume, und der Klebstoff hielt unseren Widerstand aufrecht in den Nächten, die verseucht waren von den Finanzinspektoren, megalomanischen Militärs, Geschlechtsorganhändlern und anderen Blutspendensammlern zu Opferzwecken." Vor allem träumen sie wie alle anderen vom "Tanz der Teufel", einer Rumba, die regelmäßig im Tanzlokal "Mambo de la fête" gespielt wird.
Nachdem Sanza von seinen Freunden verraten wurde, spannt ihn Monsieur Guillaume - "ein Lächeln wie ein Ölfleck auf einem Hemd" - als Spitzel für das Regime ein. Während Sanza in Restaurants und Folterkellern konversiert oder konspirativ mit Monsieur Guillaume durch die Stadt rast, erfahren wir von Ngungi, ebenfalls Spitzel, von der rätselhaften, angeblich uralten Tshiamuena, von Magellan, einem Lehrer portugiesischer Herkunft, der einen faustischen Pakt mit einer Meerjungfrau schließt, von dem Möchtegernschriftsteller Franz Baumgartner und vielen anderen. Dann überstürzen sich die Ereignisse: Mobutu wird gestürzt, Kindersoldaten übernehmen die Stadt; manche werden reich, andere verschwinden. Sanza schlägt sich durch, Ngungi wird Ölmagnat. Am Schluss freilich schließt Molakisis Rückkehr als Erzbischof die Klammer und mischt Sanzas Karten neu.
"Tanz der Teufel" ist wie "Tram 83" ein Hohelied der Musik - und ein Sprachrausch: "Kein (erkennbarer) Text, nur Becken, ein Bariton-Saxophon - dominant, herausragend in den Soloeinlagen, wobei jedes Solo mit lautem Kreischen endete, wie wenn eine Schrottkiste in den Bahnhof einfährt -, psychedelische Riffs hawaiianischer Gitarren, ein erhabenes Akkordeon, das der unterdurchschnittlichen Trompete zu Hilfe eilte, drei Cajóns - phantastisch gespielt von einem peruanischen Trio." Das Publikum: "Bettler, Kleinganoven, Amateurdiebe, abgehalfterte Zuhälter, einstige Größen des zairischen Fußballs, abgebrannte Alkoholiker, potenzielle Spione, Banditen, Papasöhnchen, Ingenieure, Lehrer im Anzug oder im Brautkleid". Es geht mit: "Und dazu die rasende Menge, die die Schreie nachahmte. Wie ein zerebrales Erdbeben."
Die Musik gibt dem "Tanz der Teufel" den Rhythmus vor. Mwanza Mujila überzeugt durch ungeheure Vitalität: Anders als der Klebstoff, den Sanza schnüffelt, schwemmt der Soundteppich nicht Elend, Missklänge, politische Unterdrückung und Gewalt hinweg. Die Straßenkinder haben ihren Willen und ihre Ehre - "wir trugen unsere Lumpen mit Eleganz". Mwanza Mujila integriert negative und übernatürliche Elemente, versetzt Darstellung und Kommentar mit feinkörniger Ironie. Literarisch überzeugend ist seine Romankunst deshalb, weil er seinem Gegenstand erzählerische und sprachlich-innovative Energie abgewinnen kann, dass es nur so funkt und kracht. Vertraut ist seine Welt nach der Lektüre nicht, fremd aber auch nicht mehr. So funktioniert halt Literatur, ihr Puristen! NIKLAS BENDER
Fiston Mwanza Mujila: "Tanz der Teufel". Roman.
Aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller. Zsolnay-Verlag, Wien 2022. 284 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine große Entdeckung!" Denis Scheck, SWR2-Bestenliste, 30.06.22
"Eine Tour Tour de Force des Sprachwitzes, leichtfüßig wie ein Mambo-Tänzer entlang einer furchtbaren Geschichte trotzdem mit Witz - vielleicht mit Wahnwitz - erzählt." Wolfgang Schlag, Ö1, 24.06.22
"Ein energetisches, rhythmisches Buch mit ganz eigener Erzählstimme." Florian Baranyi, orf.at, 17.06.22
"Der Roman vibriert, stampft und swingt. [...] ein Hohelied der Musik - und ein Sprachrausch. [...] Mwanza Mujila überzeugt durch ungeheure Vitalität: Anders als der Klebstoff, den Sanza schnüffelt, schwemmt der Soundteppich nicht Elend, Missklänge, politische Unterdrückung und Gewalt hinweg. [...] Mwanza Mujila integriert negative und übernatürliche Elemente, versetzt Darstellung und Kommentar mit feinkörniger Ironie. Literarisch überzeugend ist seine Romankunst deshalb, weil er seinem Gegenstand erzählerische und sprachlich-innovative Energie abgewinnen kann, dass es nur so funkt und kracht. Vertraut ist seine Welt nach der Lektüre nicht, fremd aber auch nicht mehr. So funktioniert halt Literatur, ihr Puristen!" Niklas Bender, FAZ, 11.06.22
"Federleicht schwingend. [...] Bisweilen streut Mujila urkomische Überlebensweisheiten in die Erzählung. Oder legt steile Kurven in den Plot. Mujilas heiter-lakonischer Ton muss sein. Er hält den Leser emotional auf Distanz, lässt Absurdität und Willkür lachhaft erscheinen.[...] und ein paar Rhythmen, die alles, ja wirklich alles verzeihen lassen." Jonathan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 08.06.22
"Tanz der Teufel ist eine zutiefst menschliche Romanerfahrung, ein Loblied auf das Hier und Jetzt und die unendlichen Möglichkeiten von morgen." Moritz Holler, WDR 5, 04.06.22
"Der Roman brodelt, tobt, energiegeladen ist jedes kurze Kapitel." Peter Pisa, Kurier, 30.04.22
"Der Text hat einen wahnsinnigen Rhythmus, auf den man sich immer wieder einlassen muss, der einen stellenweise mitreißt und dann aber auch wieder innehalten lässt. [...] Da ist Spannung drin, aber auch viel Humor. [...] Bestechend komponiert, brutal und leicht zugleich. [...] Großes Kino!" Nadine Kreuzahler, rbb, 17.04.22
"Die Faszination, die von Fiston Mwanza Mujilas 'Tanz der Teufel' ausgeht, gründet in einer Sprache, die ekstatisch beschwingt das zwischen Überschwang und Absturz pendelnde Lebensgefühl seiner Helden und Heldinnen aufhebt. Die Prosa tanzt selbst den zairischen Rumba, der Autor hat ihr Passagen einbeschrieben, die seine große Liebe zum Jazz bezeugen." Beat Mazenauer, literaturkritik.de, 14.04.22
"Mujilas Text ist eine herrliche Kakophonie unterschiedlicher Stimmen, die sich gegenseitig ins Wort fallen: Das macht den Roman sehr gesprächig, dynamisch, unvorhersehbar - und eben herrlich witzig." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Büchermarkt, 12.04.22
"Schwindelerregend!" Michael Wurmitzer, Standard, 31.03.22
"Ein fulminanter, sprachlich glänzender Roman." Heinz Gorr, BR2, 22.03.22
"Fiston Mwanza Mujila spinnt als schelmischer Erzähler seine Fäden und sorgt als klangverliebter Lyriker für den richtigen Sound." Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal, 16.03.22
"Fiston Mwanza Mujila zieht in seinem furios-surrealen Roman Tanz der Teufel alle Sprachregister seines Könnens." Thomas Edlinger, Falter, 16.03.22
"Was für ein Buch! Was für ein teuflischer Ritt auf Worten, Sätzen, Erzählsträngen, Träumen, Visionen, politischen Utopien. Was für eine Sprache! Rasend, rauschhaft, ungestüm, poetisch, brutal, gewitzt. Was für ein schweißtreibender, rhythmischer, ekstatischer Roman-Song! Was für ein Buch! Es ist politische Parabel, wütende Anklage, trauriger Abgesang, eine Hymne voll verzweifelter Hoffnung, ein Nachtstück voll Blut, Schweiß und Tränen; es ist Wort. Und es ist Jazz." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 12.03.22
"Rhythmen prägen seinen unverwechselbaren Erzählfluss, saugen die Leserinnen und Leser förmlich ein." Anne-Catherine Simon, Presse Spectrum, 12.03.22
"Fiston Mwanza Mujila zaubert ein heftiges Buch auf unsere Lesesofas. [...] diese Art von Roman ist voll Musik, deren Texte und Rhythmus Ereignisse ohrenbetäubend illustrieren." Frank Willmann, :logbuch, März 2022
"Wie schon bei 'Tram 83' versetzt Mwanza Mujila eine afrikanische Großstadt in Fieber. Der Unterschied besteht darin, dass die Geschichte politischer, dramatischer und bodenständiger ist. Für diese groß angelegte Literatur spielt er mit einer aufwühlenden Sprache." Le monde diplomatique
"Eine Tour Tour de Force des Sprachwitzes, leichtfüßig wie ein Mambo-Tänzer entlang einer furchtbaren Geschichte trotzdem mit Witz - vielleicht mit Wahnwitz - erzählt." Wolfgang Schlag, Ö1, 24.06.22
"Ein energetisches, rhythmisches Buch mit ganz eigener Erzählstimme." Florian Baranyi, orf.at, 17.06.22
"Der Roman vibriert, stampft und swingt. [...] ein Hohelied der Musik - und ein Sprachrausch. [...] Mwanza Mujila überzeugt durch ungeheure Vitalität: Anders als der Klebstoff, den Sanza schnüffelt, schwemmt der Soundteppich nicht Elend, Missklänge, politische Unterdrückung und Gewalt hinweg. [...] Mwanza Mujila integriert negative und übernatürliche Elemente, versetzt Darstellung und Kommentar mit feinkörniger Ironie. Literarisch überzeugend ist seine Romankunst deshalb, weil er seinem Gegenstand erzählerische und sprachlich-innovative Energie abgewinnen kann, dass es nur so funkt und kracht. Vertraut ist seine Welt nach der Lektüre nicht, fremd aber auch nicht mehr. So funktioniert halt Literatur, ihr Puristen!" Niklas Bender, FAZ, 11.06.22
"Federleicht schwingend. [...] Bisweilen streut Mujila urkomische Überlebensweisheiten in die Erzählung. Oder legt steile Kurven in den Plot. Mujilas heiter-lakonischer Ton muss sein. Er hält den Leser emotional auf Distanz, lässt Absurdität und Willkür lachhaft erscheinen.[...] und ein paar Rhythmen, die alles, ja wirklich alles verzeihen lassen." Jonathan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 08.06.22
"Tanz der Teufel ist eine zutiefst menschliche Romanerfahrung, ein Loblied auf das Hier und Jetzt und die unendlichen Möglichkeiten von morgen." Moritz Holler, WDR 5, 04.06.22
"Der Roman brodelt, tobt, energiegeladen ist jedes kurze Kapitel." Peter Pisa, Kurier, 30.04.22
"Der Text hat einen wahnsinnigen Rhythmus, auf den man sich immer wieder einlassen muss, der einen stellenweise mitreißt und dann aber auch wieder innehalten lässt. [...] Da ist Spannung drin, aber auch viel Humor. [...] Bestechend komponiert, brutal und leicht zugleich. [...] Großes Kino!" Nadine Kreuzahler, rbb, 17.04.22
"Die Faszination, die von Fiston Mwanza Mujilas 'Tanz der Teufel' ausgeht, gründet in einer Sprache, die ekstatisch beschwingt das zwischen Überschwang und Absturz pendelnde Lebensgefühl seiner Helden und Heldinnen aufhebt. Die Prosa tanzt selbst den zairischen Rumba, der Autor hat ihr Passagen einbeschrieben, die seine große Liebe zum Jazz bezeugen." Beat Mazenauer, literaturkritik.de, 14.04.22
"Mujilas Text ist eine herrliche Kakophonie unterschiedlicher Stimmen, die sich gegenseitig ins Wort fallen: Das macht den Roman sehr gesprächig, dynamisch, unvorhersehbar - und eben herrlich witzig." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Büchermarkt, 12.04.22
"Schwindelerregend!" Michael Wurmitzer, Standard, 31.03.22
"Ein fulminanter, sprachlich glänzender Roman." Heinz Gorr, BR2, 22.03.22
"Fiston Mwanza Mujila spinnt als schelmischer Erzähler seine Fäden und sorgt als klangverliebter Lyriker für den richtigen Sound." Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal, 16.03.22
"Fiston Mwanza Mujila zieht in seinem furios-surrealen Roman Tanz der Teufel alle Sprachregister seines Könnens." Thomas Edlinger, Falter, 16.03.22
"Was für ein Buch! Was für ein teuflischer Ritt auf Worten, Sätzen, Erzählsträngen, Träumen, Visionen, politischen Utopien. Was für eine Sprache! Rasend, rauschhaft, ungestüm, poetisch, brutal, gewitzt. Was für ein schweißtreibender, rhythmischer, ekstatischer Roman-Song! Was für ein Buch! Es ist politische Parabel, wütende Anklage, trauriger Abgesang, eine Hymne voll verzweifelter Hoffnung, ein Nachtstück voll Blut, Schweiß und Tränen; es ist Wort. Und es ist Jazz." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 12.03.22
"Rhythmen prägen seinen unverwechselbaren Erzählfluss, saugen die Leserinnen und Leser förmlich ein." Anne-Catherine Simon, Presse Spectrum, 12.03.22
"Fiston Mwanza Mujila zaubert ein heftiges Buch auf unsere Lesesofas. [...] diese Art von Roman ist voll Musik, deren Texte und Rhythmus Ereignisse ohrenbetäubend illustrieren." Frank Willmann, :logbuch, März 2022
"Wie schon bei 'Tram 83' versetzt Mwanza Mujila eine afrikanische Großstadt in Fieber. Der Unterschied besteht darin, dass die Geschichte politischer, dramatischer und bodenständiger ist. Für diese groß angelegte Literatur spielt er mit einer aufwühlenden Sprache." Le monde diplomatique