Das Netzwerk ist ein Grundbegriff des 21. Jahrhunderts geworden - und mit ihm die Diagnose, dass wir in einem neuen Zeitalter leben, in dem es auf Konnektivität, Flexibilität und Selbstorganisation ankommt. In einer groß angelegten Geschichte des Regierungsdenkens zeichnet Vincent August erstmals diese fundamentale Transformation nach. Er zeigt, dass unsere Welt keineswegs nur durch den Neoliberalismus geprägt wird - und dass die Netzwerk-Gesellschaft nicht einfach ein Resultat des Internets oder von Computern ist. Vielmehr griffen Berater:innen und Intellektuelle wie Foucault, Crozier oder Luhmann auf die Kybernetik zurück, um die Ideenwelt der Souveränität abzulösen und unser Regierungsdenken grundlegend zu verändern. Eine Analyse spätmoderner Gesellschaften kommt ohne eine Analyse dieses Netzwerk-Paradigmas nicht aus.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Es gibt sicher viele Modelle, sich die Wucherung der Apparate in einer immer reicher werdenden und auf Ausgleich bedachten Gesellschaft zu erklären, eines mag im im "Netzwerk-Denken" liegen, wie es Foucault und Luhmann entwickelt hatten, um die Idee von Souveränität und Hierarchie in Gesellschaft zu untergraben. Der Soziologe Vincent August scheint das in seiner Dissertation zu tun, und findet dafür das wohlwollende Ohr des Rezensenten Oliver Weber. Dieser konstatiert zunächst, dass die Behauptung von "Komplexität" irgendeiner Angelegenheit heute zum Standardrepertoire der Argumentationen gehört und schildert dann, August resümierend, wie sich nach dem Verglühen eines totalisierten Souveränitätsdenkens in der Nazizeit doch zunächst wieder ein Souveränitätsdenken im Regieren durchsetzte und sich im Keynesianismus manifestierte. Dann aber kamen die Krisen der siebziger Jahre, der Abschied von der Idee der Souveränität bei Luhmann und Foucault und immer komplexere zu beherrschende Systeme. Und es kamen die Ideen des Neoliberalimus und der antihierarchischen Kybernetik, die zwar nicht dassselbe sind, aber irgendwie miteinander verschmolzen. Weber empfiehlt Webers Doktorarbeit als ersten Schritt für das Verstehen der Komplexität von Gesellschaft und des Problems, sie zu regieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»August [hat] ein bislang vernachlässigtes Forschungsgebiet für die sozialwissenschaftliche Diskussion auf beeindruckende Weise neu erschlossen.
Die Arbeit [...] macht einen wichtigen Schritt in die Richtung einer politischen Theorie des digitalen Zeitalters. Sie ist nicht nur ideengeschichtliche Rekonstruktion, sondern auch kritische Zeitdiagnose der Transformation politischer Möglichkeitsräume.«
Daniel Schulz, Politische Vierteljahresschrift, 25.04.2022 20220425
Die Arbeit [...] macht einen wichtigen Schritt in die Richtung einer politischen Theorie des digitalen Zeitalters. Sie ist nicht nur ideengeschichtliche Rekonstruktion, sondern auch kritische Zeitdiagnose der Transformation politischer Möglichkeitsräume.«
Daniel Schulz, Politische Vierteljahresschrift, 25.04.2022 20220425