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Über die Chancen und Hindernisse der Telekooperation
Ralf Reichwald/Kathrin Möslein/Hans Sachenbacher/Hermann Englberger/Stephan Oldenburg: Telekooperation. Verteilte Arbeits- und Organisationsformen. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1998, 366 Seiten, 78 DM.
Das Buch "Telekooperation" ist der Frage gewidmet, wie die modernen Telemedien die Arbeits- und Organisationsformen der Zukunft prägen und möglicherweise verändern werden. Das Autorenteam unter Leitung von Ralf Reichwald, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität München, hat es sich nach eigenen Worten zum Ziel gesetzt, "Trends und Trampelpfade zur Arbeitswelt der Zukunft" aufzuzeigen.
Die Autoren gehen von der interessanten These aus, daß die alte Sehnsucht der Menschen, sich mit Hilfe des technischen Fortschritts aus den Fesseln von Raum und Zeit zu befreien, dank der Telemedien in Erfüllung gehen könnte. Hierzu bedürfe es jedoch der Telekooperation. Nach ihrer Auffassung führen die Telemedien nicht nur zu neuen Formen der Arbeitsorganisation wie zu der schon viel diskutierten Telearbeit, vielmehr lassen sie auch Koordination und Führung der Unternehmen zu einem Telemanagement mutieren. Darüber hinaus würden über die Nutzung der Teleleistungen räumlich und zeitlich verteilte Wertschöpfungsprozesse möglich. Das Trio Telearbeit, Telemanagement und Teleleistungen begründe somit das Innovationsfeld Telekooperation.
Die drei genannten Bausteine der Telekooperation werden ausführlich und anschaulich beschrieben. Erkenntnisse aus der Projektarbeit sowie Interviews mit Fachleuten sind dabei verarbeitet worden. Es ist den Autoren gelungen, die Potentiale, Grundbausteine, Konzepte und die bisherigen (eher bescheidenen) Realisierungen der Telekooperation vorzustellen. Ihre Reflexionen über den Beitrag der Telekooperation zur organisatorischen Erneuerung von Unternehmen und Märkten (ein besonders wichtiger Aspekt) müssen spekulativ bleiben, da Erfahrungswerte und gesicherte Erkenntnisse fehlen.
Nach der Lektüre des Buches kann der Leser die neuen Entwicklungen besser einschätzen. Das, was dank der Telemedien technisch machbar ist, wird deutlich. Beim kritischen Leser, der den Sirenengesängen der neuen Telemedien nicht unreflektiert erliegt, stellt sich Nachdenklichkeit ein: Ist die schöne neue Welt der Telekooperation mit grenzenlosen Unternehmen und der Vernetzung auch menschlicher Arbeit und Leistung, so daß diese "anytime/anyplace" (wie es die Autoren treffend ausdrücken) verfügbar ist, letztlich wirklich ein Segen und mehr als nur ein technischer Fortschritt? Zweifellos besteht heute noch ein beträchtliches Gefälle zwischen den technischen Potentialen der Telekooperation einerseits und den vom arbeitenden Menschen geprägten organisatorischen und sozialen Rahmenbedingungen andererseits. Das haben die Autoren erkannt. Niemand weiß, wie dieses Gefälle in sinnvoller Weise überwunden werden kann.
Das Buch wirft somit auch grundsätzliche Fragen auf, die heute noch nicht beantwortet werden können. Zu Recht schließen die Autoren mit einem Satz, der wie ein Orakelspruch klingt: "Das Innovationsfeld der Telekooperation, Arbeit und Leistung ,Anytime/Anyplace' zu vernetzen, und die neuen Möglichkeiten von Kommunikation und Mobilität halten auch in Zukunft für die Ökonomie gewiß noch manche Überraschung bereit." Wer das Buch gelesen hat und sich darüber seine eigenen Gedanken gemacht hat, wird möglicherweise etwas weniger überrascht werden und sicherer auf dem Trampelpfad in die zukünftige Arbeitswelt wandeln.
ROBERT FIETEN
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