"Ich möchte unsere Seele als eine Burg betrachten, die aus einem einzigen Diamanten oder einem sehr klaren Kristall besteht und in der es viele Gemächer gibt": Mit diesen Worten beginnt Teresa von Avila ihr berühmtes Buch über die "innere Burg", die es auf dem Weg zu sich selbst und zu Gott zu erkunden gilt. Dass sie deshalb ein Leben in kontemplativer Zurückgezogenheit geführt hätte, wäre jedoch ein Trugschluss. Linda Maria Koldau beschreibt anschaulich, wie der Blick nach innen Teresa die Kraft gab, ganz neue Wege zu wagen: als eine Gelehrte und Schriftstellerin, die als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, als eine Klostergründerin, die sich gegen mächtige Widersacher durchsetzte, und als eine Geschäftsfrau, die unzählige Klöster wirtschaftlich absicherte. Dies war auch ein Leidensweg, bis hin zu Depressionen und Nahtoderfahrungen, aber Teresa verstand es auf wunderbare Weise, immer wieder gestärkt aus existenziellen Krisen hervorzugehen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gleich zwei Biografien über die heilige Ordensschwester Teresa von Avila kann Rezensentin Iris Roebling-Grau verkünden. Linda Maria Koldaus Biografie verfügt über erläuternde Abbildungen, lobt die Kritikerin, die darüber hinaus hier die Lebensgeschichte der Nonne überwiegend geordnet nach ihrem Leben als Schriftstellerin und Theologin liest. Während die Rezensentin Interessantes aus der Kindheit Avilas erfährt, etwa von ihrer Flucht ins "Land der Mauren", wo sie sich gemeinsam mit ihrem Bruder köpfen lassen wollte, um in den Himmel zu kommen, kommt Roebling-Grau die berühmte Vision der Ordensschwester der Karmeliter bei Koldau zu kurz. Neben einem gelungenen Umgang mit Teresas eigenen Schriften, unter anderem ihrer Autobiografie, würdigt die Kritikerin auch die Schilderung der historischen Hintergründe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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