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»Eine große, eine einmalige und doch so menschliche und anziehende Persönlichkeit«, nannte Papst Paul VI. sie, als er ihr erst 1970 als erster Frau den Titel »Lehrerin der Kirche« zuerkannte: Teresa von Ávila. Der Bestsellerautor Alois Prinz erzählt die Lebensgeschichte der Teresa von Ávila. Sie war nicht nur die größte Mystikerin des Christentums, sondern auch eine pragmatische und lebenskluge Frau von großer Tatkraft, denn der Glaube an Gott war für sie wertlos, wenn er nicht zu Taten führte. Gegen den Widerstand der Kirche reformierte sie den Karmeliterorden und gründete zahlreiche Klöster,…mehr

Produktbeschreibung
»Eine große, eine einmalige und doch so menschliche und anziehende Persönlichkeit«, nannte Papst Paul VI. sie, als er ihr erst 1970 als erster Frau den Titel »Lehrerin der Kirche« zuerkannte: Teresa von Ávila. Der Bestsellerautor Alois Prinz erzählt die Lebensgeschichte der Teresa von Ávila. Sie war nicht nur die größte Mystikerin des Christentums, sondern auch eine pragmatische und lebenskluge Frau von großer Tatkraft, denn der Glaube an Gott war für sie wertlos, wenn er nicht zu Taten führte. Gegen den Widerstand der Kirche reformierte sie den Karmeliterorden und gründete zahlreiche Klöster, die Orte des Gebetes und der Einkehr waren, vor allem aber auch Schutzräume, in denen Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft nach ihren eigenen Vorstellungen leben konnten.

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Autorenporträt
Alois Prinz, 1958 geboren, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München und lebt heute mit seiner Familie bei München. Er veröffentlichte Biografien über Hermann Hesse, Ulrike Meinhof, Franz Kafka, Dietrich Bonhoeffer und andere. 2012 erschien sein Buch Hannah Arendt oder Die Liebe zur Welt, das sich über 130.000 Mal verkaufte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Iris Roebling-Grau hat sich zwei neue Biografien über Teresa von Avila vorgenommen und beide mit Gewinn gelesen. In Alois Prinz' Biografie der berühmten Ordensschwester der Karmeliter lobt sie neben der gewissenhaften Abarbeitung der Chronologie der Ereignisse insbesondere seine durchaus überzeugenden weltlichen Erklärungsversuche für die Vision der Nonne: Eine "Form von Epilepsie" oder eine "Hirnhautentzündung" könnten mögliche Erklärungen sein, weiß Roebling-Grau nach der Lektüre. Darüber hinaus würdigt sie nicht nur Prinz' Schilderungen der historischen Hintergründe, sondern lobt insbesondere seinen Kunstgriff, Teresa Bedeutung für die Gegenwart herauszustellen, indem er sie im ersten Kapitel im Präsenz auftreten lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Auch eine Ordensgründerin kann sich mal verlieben
Zwei Biographien der heiligen Teresa von Ávila untersuchen, was uns diese Nonne heute noch mitzuteilen hat

In der Nacht vom 14. auf den 15. August 1567 schlief man in Medina del Campo friedlich den Feierlichkeiten von Mariae Himmelfahrt entgegen. Niemand bemerkte die kleine Gruppe von Geistlichen, die ein fast zerfallenes Haus in der Stadt notdürftig herrichtete, damit Christus am nächsten Tag dort Einzug halten könne.

Aus der Ruine sollte ein Kloster werden. Die Nonnen des Karmeliterordens waren entschlossen, ihrer Schwester Teresa de Jesús zu folgen, die sich einmal mehr dazu entschieden hatte, eine monastische Gemeinschaft für Frauen zu gründen, in der man sich auf das Wesentliche besinnen könne: auf Jesus Christus. Natürlich hatte Teresa zuvor die Erlaubnis ihres Ordens für dieses Unternehmen eingeholt. Doch auch dieses offizielle Wohlwollen war bedroht von einer zuweilen feindlich auftretenden Bevölkerung, die nicht immer verstand, wozu ihre Stadt ein weiteres Kloster brauche. Deswegen nutzte Teresa den Schutz der Nacht und schuf Tatsachen.

Diese diskrete Entschlossenheit war Teil ihres Erfolgsrezepts, das in Variationen noch bei fünfzehn weiteren Klostergründungen zur Anwendung kommen sollte. Leicht kann man sich ausmalen, was für ein Reservoir an Anekdoten mit der Durchführung dieses Vorhabens entsteht. Doch damit nicht genug. Die Lebensgeschichte der tatkräftigen Nonne aus Ávila unterhält und erstaunt mit Berichten von Ekstasen und Visionen, die sich auf dem Weg zu einem tiefen christlichen Glauben eingestellt haben. Auch dieser Ereignisreichtum mag dafür verantwortlich sein, dass zum Jubiläum ihres Geburtsjahres 1515 neue Darstellungen ihres Lebens erscheinen.

Während Linda Maria Koldau ihre Biographie mit Kapiteln zur Schriftstellerin und Theologin abschließt und außerdem aufschlussreiche Abbildungen liefert, hält Alois Prinz sich an die Chronologie der Ereignisse. Beide Autoren schildern die inzwischen kanonisierten Episoden aus der Vita der Heiligen: an erster Stelle den Fluchtversuch in der Kindheit, zusammen mit ihrem Bruder Rodrigo. Ins "Land der Mauren" wollten sie wandern, um sich dort köpfen zu lassen, was ihnen Zugang zum Himmel verschaffen sollte.

Ein Onkel fing das weltflüchtige Geschwisterpaar wieder ein. Auch die Leselust der zukünftigen Ordensfrau - ebenfalls ein probates Mittel, dem Hier und Jetzt den Rücken zuzukehren - wird erwähnt. Da aber die Geschichten, für die Teresa sich interessierte, den Ritterromanen ihrer Zeit entstammten, fand ihr Vater wenig Gefallen an dem jugendlichen Eskapismus seiner Tochter.

Die zwei elliptischen Brennpunkte von Teresas Vita, ihre schwere Krankheit und ihre berühmteste Vision, schildern ihre aktuellen Biographen mit unterschiedlichen Akzenten. Nachdem man bereits dabei war, ihr Grab vorzubereiten, erwachte die Erstarrte wieder. Koldau berichtet lediglich von einem "todgleichen Lähmungszustand", Prinz verweist dagegen auf weltliche Erklärungsversuche.

Eine "Form von Epilepsie" könne verantwortlich sein, aber auch "Hirnhautentzündung" und "Malaria-Fieber" sind mögliche Ursachen. Auch die Transverberation, die Vision, in der Teresa einen Engel erkannte, der ihr mit einem Pfeil das Herz durchstach, erscheint in jeweils anderem Licht. Prinz zitiert die Debatte, die sich anhand der Statue der verzückten Teresa von Giovanni Lorenzo Bernini entzündete. Viele fanden die hingegossene Nonne mit halb geöffnetem Mund anrüchig. Wie man diese sexuell wirkende Körperlichkeit mit der religiösen Erfahrung in Übereinstimmung bringen kann, bleibt bei Prinz offen. Koldau hingegen verortet Teresas Beschreibung in der Tradition der mystischen Schriften, in der das Motiv der Herzverwundung bekannt war.

Die wichtigste Quelle für all diese Ereignisse sind nach wie vor Teresas eigene Schriften, ihre Autobiographie, der Bericht über ihre Klostergründungen sowie ihre Korrespondenz. Angesichts dieser Vorgaben liegt die Leistung einer heutigen Biographie in der Deutung der Autorin. So stellt Koldau etwa fest, dass Teresa sich nicht "zur Schriftstellerin berufen fühlte", sondern lediglich ihre "Erfahrungen mit Gott" weitergeben wollte. Gerade in Bezug auf eine Frau, deren Werk gern als Landmarke im Gebiet der spanischen Literatur angesehen wird, ist diese Einschätzung gewichtig. Ähnlich pointiert präsentiert auch Prinz seine Sicht, wenn von Teresas Beziehung zu dem Mönch Jerónimo Gracián die Rede ist: "Kein Zweifel, Teresa war verliebt."

Weiß hier der Biograph mehr als die Heilige, oder drückt er dasselbe nur anders aus? Die Beziehung zu Gracián erwähnt Teresa nämlich auch selbst, ohne sich dabei allerdings erkennbar von ihrem Gelübde zu entfremden.

Ein Porträt der Mystikerin kommt ohne eines ihrer Epoche nicht aus. Als Frau im sechzehnten Jahrhundert standen ihr nicht viel mehr als zwei Optionen offen: entweder Heirat oder Kloster. Teresa wählte Letzteres, um ebenfalls "Mutter" zu werden. In dieser Rolle hingegen, als madre fundadora, war sie wiederum eine höchst ungewöhnliche Frau. Historisches Kolorit vermitteln Koldau und Prinz auch, wenn sie von einer Zeit erzählen, in der Juden, zum Beispiel Teresas Großvater, dazu gezwungen wurden, zum Christentum überzutreten; eine Zeit, in der man nach "Westindien" auswandern und als reicher Mann nach Spanien zurückkehren konnte.

Spannend sind zudem die Schilderungen des monastischen Lebens. Gerade Teresas Vita bietet Gelegenheit, die Feindschaften und gnadenlosen Machtkämpfe in einer weitgehend geschlossenen, hierarchischen Institution zu schildern. In diesem Umfeld unbeschadet den eigenen Weg gegangen zu sein macht sicherlich zu einem Großteil die Faszination aus, die die Ordensgründerin bis heute ausübt. Sie war wohl jemand, der nicht durch institutionelle Macht, sondern durch Charisma, demütig, freundlich und erfolgreich, eine Richtung vorgibt.

Was aber hat uns diese Nonne aus der Zeit der Gegenreformation heute noch mitzuteilen? Koldau erwähnt Teresas Wirkung, die sich ungebrochen in ihren Schriften und in ihrem Orden entfalte. Prinz dagegen greift zu einem sprachlichen Trick: Er schreibt das erste Kapitel im Präsens, ganz so, als wäre Teresa eine moderne Zeitgenossin. Außerdem macht er, was man in einer Biographie über Philipp II. wohl nicht machen würde; er verfällt kurz in die erste Person Singular und berichtet von seinen persönlichen Erlebnissen bei der Recherche.

Was aus der Sinnsuche werden soll in einem Jahrhundert, in dem Klöster eher besichtigt als bewohnt werden, deutet Prinz dann in seinem Nachwort an. Die Lehre der Teresa habe einen konzentrischen Aufbau. In der Mitte stehe die Liebe. Sie führe uns zu Gott, aber auch zu uns selbst und zu den anderen. Diese Liebe zu finden ist ohne Frage nach wie vor eine große Aufgabe. Vielleicht hilft es dabei, im Anschluss an die neuen Biographien die Mystikerin noch einmal selbst zu lesen, die so eindrücklich und humorvoll von ihrem Weg nach innen berichtete.

IRIS ROEBLING-GRAU

Linda Maria Koldau: "Teresa von Avila". Agentin Gottes 1515-1582. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2014. 316 S., Abb., geb., 22,95 [Euro].

Alois Prinz: "Teresa von Ávila". Die Biographie.

Insel Verlag, Berlin 2014. 265 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2015

Ein ferner Lockruf
Im März vor 500 Jahren wurde Teresa von Ávila geboren – die Frau, die sagte, man könne Gott
begegnen wie einem Freund. Kann man darüber wirklich ein Jugendbuch schreiben? Man kann
VON MATTHIAS DROBINSKI
Fünf Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit, das ist kaum vorstellbar weit. Westindien, also Amerika, war gerade entdeckt, Abenteurer aus Spanien brachen auf, die Schätze der Neuen Welt zu erobern, die Indios zu bekehren und zu ermorden. Mauren und Juden waren vertrieben von der Iberischen Halbinsel, geblieben war ein rigoroser Katholizismus, dessen Inquisition jede Abweichung verfolgte. Im fernen Deutschland rang der Augustinermönch Martin Luther mit sich und dem Glauben, noch zwei Jahre, und er wird seine Thesen zum Ablasshandel öffentlich machen. Der Teufel war so allgegenwärtig wie der Gestank aus den Kloaken, die Welt des Mittelalters zerbrach und beherrschte doch das Denken der Menschen. In diese ferne, fremde Welt wurde vor 500 Jahren, am 28. März 1515, in Ávila ein Mädchen geboren, Teresa nannten es die Eltern. Der Großvater war ein konvertierter Jude, der trotzdem nicht den Demütigungen entkam; umso strenger achtete er und dann der Vater Teresas darauf, dass es im Hause rechtgläubig zuging. Der Mutter, einer so schönen wie lebensfrohen Frau, blieb nichts übrig, als Kinder zu bekommen – und sich in die Welt der Ritterromane zu flüchten, die bald auch Teresa liebte, ein kluges und munteres Kind. Mit 32 Jahren starb die Mutter, wohl im Kindbett. Das mag der Grund gewesen sein, dass Teresa keine Ehe wollte und gegen den Willen des Vaters ins Karmeliterkloster ging, sehr fromm scheint sie jedenfalls zu dieser Zeit nicht gewesen zu sein.
  Doch da war dieses Pfeifen, dieser ferne Lockruf, von dem Teresa später in ihren Lebenserinnerungen schreibt. Man kann Gott begegnen, ihn spüren, im Innern, wenn man sich ganz in Gottes Liebe versenkt, eins wird mit ihm im Gebet. Für alles das braucht man keine Gelehrsamkeit, kein Studium der Theologie. Man braucht dafür die Offenheit, den Mut, alles Überflüssige loszulassen. Dann kommt die Gotteserfahrung, als Ekstase, schöner und tiefer als die Gefühle von Macht und Sexualität zusammen. Es ist diese Erfahrung, die Teresa dazu bringt, das Kloster zu verlassen und, gegen alle Widerstände, einen eigenen Orden zu gründen, den der „unbeschuhten Karmelitinnen“. Sie gibt ihr die Kraft, rastlos Frauen- und, welch ein Skandal, auch Männerklöster zu gründen, gegen alle Widerstände , trotz ihrer Krankheiten, am Ende wird sie der Krebs besiegen. Teresa, die spätere zur Kirchenlehrerin erhobene Frau, nimmt vieles voraus, was Psychologie und Theologie über den Menschen und seine Beziehung zum Glauben sagen werden. Der Christ der Zukunft, so der große Theologe Karl Rahner, wird ein Mystiker sein oder gar nicht sein.
  Kann man darüber ein Jugendbuch schreiben – über eine Frau aus einer fernen Zeit mit Gedanken, Empfindungen, Erfahrungen, die den meisten Menschen heute fremd sind? Alois Prinz jedenfalls kann es. Er macht es seinen Lesern nicht leicht, er verkürzt die Distanz nicht, die zwischen heute und der Frau liegt, die vor 500 Jahren lebte. Er mutet ihnen Zitate von Søren Kierkegaard und Blaise Pascal zu, wenn er erklärt, warum diese Teresa von Ávila eine Bedeutung für Menschen von heute hat. Er hat recherchiert, sogar in einem gegenwärtigen Karmeliterkloster, und sich dort die einzige winzige Schwäche des Buches geleistet: Warum muss man den Namen der Nonne anonymisieren, die da Auskunft über ihr Leben gibt?
  Alois Prinz hat ein Buch für ältere Jugendliche und Erwachsene geschrieben, die sich, vielleicht auch gemeinsam auf die Reise zu einer Frau begeben möchten, die vor 500 Jahren mit so ziemlich allen Konventionen brach, um zum Ziel und zum Sinn ihres Lebens vorzustoßen.
Alois Prinz: Teresa von Ávila. Die Biografie. Insel-Verlag 2014. 265 Seiten, 22,95 Euro.
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»Alois Prinz hat ein Buch für ältere Jugendliche und Erwachsene geschrieben, die sich, vielleicht auch gemeinsam auf die Reise zu einer Frau begeben möchten, die vor 500 Jahren mit so ziemlich allen Konventionen brach, um zum Ziel und zum Sinn ihres Lebens vorzustoßen.« Matthias Drobinski Süddeutsche Zeitung 20150109