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Youtuber Maurice Höfgen analysiert die Inflation
Die Rückkehr der Inflation ist für viele Menschen eine Bedrohung. Die Kaufkraft sinkt, Altersvorsorgevermögen fallen, und nur diejenigen mit Preissetzungsmacht (bei Produkten und Löhnen) profitieren. Die Wirkung der Teuerung auf verschiedene Einkommensgruppen herauszustellen ist ein Verdienst des Buchs "Teuer!" des Bundestagsreferenten, Volkswirts und Youtubers ("Geld für die Welt") Maurice Höfgen. Auch die Wirkungsketten von Lieferengpässen in der Pandemie über Angebotsknappheiten durch die russische Aggression gegen die Ukraine und die steigenden Energiepreise seither arbeitet er für ökonomisch nicht vorgebildete Leser nachvollziehbar heraus.
Warum er aber als Untertitel seines Buchs "Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik" gewählt hat, erschließt sich nicht. Weder wird anderswo die Unwahrheit erzählt noch belegt er seine Kritik des Versagens. Höfgen beteiligt sich an einem Raunen über die ökonomischen Akteure von Bundesregierung bis zur Zentralbankführung. Geldpolitik aus dem Elfenbeinturm von "Zentralbank-Technokraten mit dicken sechsstelligen Jahresgehältern", die Malocher mit hohen Zinsen arbeitslos machen wollten, zynische Botschaften verbreiteten und mit einem monetaristischen Experiment gnadenlos gescheitert seien. Leute von diesem Schlage seien mit Crashpropheten aus demselben Holz geschnitzt: Das ist ein bisschen viel auf einmal und Höfgens Beitrag zur Politikverdrossenheit.
So wertvoll seine Alphabetisierung von Laien über weite Strecken des gut lesbaren Buchs ist, der Autor ist zu voreingenommen. Seine Darstellung, nach der die Europäische Zentralbank ihre Zinsentscheidung nur auf die Geldmenge stütze, ist mindestens überholt - wenn sie überhaupt je stimmte. Er verkennt, dass unter Mario Draghi die neokeynesianische Sichtweise, die auf realwirtschaftliche Knappheiten als Inflationstreiber abhebt, in der EZB dominant war. Auch den Wiederaufschwung Südeuropas nach der Eurokrise verkennt er und plädiert für staatliche Ausgabenprogramme, um dem Sandwich-Problem (steigende Kosten, wegbrechende Nachfrage) Herr zu werden. So hat er ein Buch geschrieben, das links-keynesianische Argumente beispielhaft vorführt. Eine hilfreiche Diagnose, um die Situation ärmerer Haushalte zu verbessern, liefert er dagegen nicht. PHILIPP KROHN
Maurice Höfgen: Teuer! Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik. dtv, München 2023, 240 Seiten, 20 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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