Sprachlich gesehen ist das Buch bestenfalls Durchschnitt. Die Dialoge selbst wirken auf mich gestelzt und hölzern, ganz besonders dann, wenn sich Brandt und Klein unterhalten. Ist das die Sprache eines verliebten Paares? Franz schafft nicht die sprachliche Differenzierung zwischen der Wiedergabe
sachlicher Gespräche über Ermittlungen in einem Mordfall gegenüber privaten Dialogen.
Gestört und…mehrSprachlich gesehen ist das Buch bestenfalls Durchschnitt. Die Dialoge selbst wirken auf mich gestelzt und hölzern, ganz besonders dann, wenn sich Brandt und Klein unterhalten. Ist das die Sprache eines verliebten Paares? Franz schafft nicht die sprachliche Differenzierung zwischen der Wiedergabe sachlicher Gespräche über Ermittlungen in einem Mordfall gegenüber privaten Dialogen.
Gestört und genervt hat mich in erster Linie die Länge der Dialoge. Sicher: In manchen Fällen war die ausführliche Wiedergabe von Gesprächen durchaus zu rechtfertigen, in anderen dagegen wurden Nebensächlichkeiten mit einer Detailverliebtheit ausgebreitet, dass das Buch unnötige „Längen“ bekam. Ich denke da insbesondere an die Beziehung der Hauptpersonen Brandt und Klein oder auch die familiäre Situation Brandts, seine Töchter usw. Da hätte man deutlich kürzen können.
Detailverliebtheit muss sich Franz von mir auch bei der Schilderung der Morde vorwerfen lassen. Da wurde in einer geradezu abstoßenden Genauigkeit geschildert, wie der Mörder seine Opfer quält und schließlich um die Ecke bringt. Es liest sich fast wie eine Anleitung zum Morden für angehende Psychopathen. Ob solch eine detailgetreue Wiedergabe der Gemetzel nötig ist, darüber kann man sich streiten. Ob man das mag, sicher nicht. Ich mag es nicht. : Für mich hat es was von perverser Freude an Gewalt, wenn ein Autor sich in solchen Schilderungen ergießt.
Die Story selbst reißt mich auch nicht vom Hocker. Ein Klischee wird an das andere gereiht und unglaubwürdig und unrealistisch in die Geschichte hinein konstruiert. Die Motive des Täters sind, so wie sie hier dargestellt wurden, nicht wirklich vollständig nachvollziehbar. Die vom Leben mit einem saufenden, arbeitslosen Ehemann gebeutelte Mutter, die sich prostituiert, damit es die Kinder einmal besser haben sollen und die ständige Verwandlung von der angeblichen Putze zur Edelnutte und zurück sind nicht wirklich glaubhaft.
Spannung kommt erst etwa in der Hälfte des Buches auf, bis dahin zieht sich die Handlung wie Kaugummi. Halten kann sie sich aber nicht lange, denn bald wird vollkommen klar, wo der Täter zu suchen ist und das Motiv wird auch schon frühzeitig präsentiert. Von da an baut Franz fast ausschließlich auf reißerische Erzählbausteine. Die Schilderung der Gefangenschaft der beiden Frauen gegen Ende des Buches und der sexuellen Übergriffe sind im Ausdruck derart vulgär und billig, dass man sich fragt, was der Autor für Phantasien hat.
Die Auflösung des Falles und damit die Überführung des Mörders kommt dann so plötzlich, als ob die Ermittler aus heiterem Himmel eine göttliche Eingebung getroffen hätte. Man hat fast den Eindruck, als wenn sich der Autor plötzlich dessen bewusst wird, dass er sich verzettelt hat und der vorgegebenen Seitenzahl oder dem Abgabetermin schon bedrohlich nahe ist. Dabei fällt dann auch einiges an Informationen „hinten herunter“, was den Leser noch interessiert hätte. Viele Fragen bleiben unbeantwortet und man schlägt das Buch zu mit dem Gefühl „Da fehlt noch was.“
Fazit: Wenn man mal von den ersten, etwas mühsamen 200 Seiten absieht, kein Buch, durch das ich mich hindurchquält hätte, aber auch keins, das ich ein zweites Mal in die Hand nehmen oder gar weiterempfehlen würde. Ein um mindestens 100 Seiten zu lang geratener, mittelmäßiger Krimi, der in erster Linie durch plakative Sprache und detaillierte Schilderung von Gewalt lebt und zu einem unbefriedigenden übereilten Ende findet.