Es ist kein klassischer Thriller, kein reines Bergsteiger-Drama, mehr als nur eine psychologisch dichte Studie des menschlichen Verhaltens in Extremsituationen. Es ist von allem etwas, mit mehr als einem Hauch Mystery. (Eher schon eine steife Brise Mystery.) Aber vor allem ist es pure
Atmosphäre.
Die Mischung entwickelt ihren ganz eigenen Sog, lässt sich dabei jedoch Zeit.
Erstmal lernt man…mehrEs ist kein klassischer Thriller, kein reines Bergsteiger-Drama, mehr als nur eine psychologisch dichte Studie des menschlichen Verhaltens in Extremsituationen. Es ist von allem etwas, mit mehr als einem Hauch Mystery. (Eher schon eine steife Brise Mystery.) Aber vor allem ist es pure Atmosphäre.
Die Mischung entwickelt ihren ganz eigenen Sog, lässt sich dabei jedoch Zeit.
Erstmal lernt man den Extremsportler Tim kennen, der eine ganz üble Zeit hinter sich hat und droht, an seinen Dämonen zugrunde zu gehen. Nachdem seine letzte waghalsige Tour ihn (leider?) nur beinahe umgebracht hätte und auch der Alkohol keine Lösung mehr ist, erscheint es ihm als großartige Idee, sich einer Expedition an einen Ort anzuschließen, von dem noch nie jemand lebend zurückgekehrt ist. Und das mit Menschen, die ähnlich bedenkliche Einstellungen mitbringen.
Tim ist ein sympathischer Typ, der total aus der Bahn geworfen wurde, sich mit Schuldgefühlen quält und dabei in meinen Augen zu hart mit sich ins Gericht geht. Die meisten anderen Charaktere lassen sich zunächst nicht in die Karten schauen, so dass Tim (und mit ihm der Leser) nicht weiß, wem er trauen kann und welche Ziele die anderen Teilnehmer dieser wahnwitzigen Expedition verfolgen.
Trotz dieser Undurchsichtigkeit fand ich sie schnell sehr interessant und auch sehr überzeugend geschrieben. Nach und nach erfährt man mehr über ihre Motive und gewinnt ein Gespür für ihre jeweilige Persönlichkeit, und das trotz der Tatsache, dass man sie in einer Situation erlebt, sie alles andere als normal ist.
Meines Empfindens baut sich die Spannung erst nach dem ersten Drittel so richtig auf – dann zieht sie aber mehr und mehr die Daumenschrauben an.
Denn was die Teilnehmer dieser Expedition versuchen, ist kompletter Irrsinn, der Tod lauert immer und überall... Dazu kommt, dass Tim sich bald schon die Frage stellen muss, ob sie sich nur mit Extremtemperaturen und möglicherweise unzureichender Ausrüstung herumschlagen müssen, oder ob im Hintergrund jemand agiert, der ein Interesse daran hat, die Expedition scheitern zu lassen.
Dennoch ist es nicht die Art von Spannung, die man zum Beispiel von einem Actionfilm erwarten würde. Viel von der Spannung ergibt sich aus den persönlichen Konflikten und der inneren Zerrissenheit der Protagonisten. Tim zum Beispiel ist sich selbst ein größerer Feind, als die feindliche Natur es je sein könnte.
Die Auflösung fand ich überraschend, originell, clever konstruiert und überwiegend schlüssig.
Nur ganz am Schluss überreizt sie die Glaubwürdigkeit meiner Meinung nach doch ziemlich, da wäre weniger vielleicht doch mehr gewesen.
Auch im Laufe der Handlung gibt es die ein oder andere Szene, wo ich mich fragte: wäre das wirklich möglich? Das geht an die Grenzen der Belastbarkeit von Mensch und Material, oder eher darüber hinaus. Aber der Autor schaffte es mit seinem bildhaften, atmosphärischen Schreibstil immer wieder , mich so in die Geschichte hineinzuziehen, dass diese Zweifel keine Rolle spielten und ich einfach nur weiterlesen wollte.
Die deutsche Übersetzung liest sich zum Teil etwas holprig: so wird das englische Verb "wink", um nur ein Beispiel zu nennen, durchgehend mit "winken" übersetzt – statt mit "zwinkern", wie es korrekt wäre. (Ich habe ein paar Passagen mit dem englischen Original verglichen.)