The rise of Barack Obama is one of the great stories of this century: a defining moment for America, and one with truly global resonance. This is the book of his phenomenal journey to election.
Through extensive on-the-record interviews with friends and teachers, mentors and disparagers, family members and Obama himself, David Remnick has put together a nuanced, unexpected and masterly portrait of the man who was determined to become the first African-American President.
Most importantly, The Bridge argues that Obama imagined and fashioned an identity for himself against the epic drama of race in America. In a way that Obama's own memoirs cannot, it examines both the personal and political elements of the story, and gives shape not only to a decisive period of history, but also to the way it crucially influenced, animated and motivated a gifted and complex man.
Through extensive on-the-record interviews with friends and teachers, mentors and disparagers, family members and Obama himself, David Remnick has put together a nuanced, unexpected and masterly portrait of the man who was determined to become the first African-American President.
Most importantly, The Bridge argues that Obama imagined and fashioned an identity for himself against the epic drama of race in America. In a way that Obama's own memoirs cannot, it examines both the personal and political elements of the story, and gives shape not only to a decisive period of history, but also to the way it crucially influenced, animated and motivated a gifted and complex man.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.11.2010Der Ausnahmepräsident
Barack Obama hat nur wenige Chancen, aber er nutzt sie. David Remnick erzählt, wie dieser Mann,
der sich selbst als„Schwarzer“ bezeichnet, es geschafft hat, ins Weiße Haus zu kommen
Yes, we can – vielleicht wird diesen drei Worten, die einen Aufbruch Amerikas in eine bessere Zukunft signalisierten, am heutigen 2. November ein „not“ angefügt. Das wäre verhängnisvoll, nicht nur für die USA. Gewiss, dieser wunderbare Satz, der so viele alte und – vor allem – junge Menschen in den USA und auch weltweit inspirierte und sie in ihrem Glauben an die Möglichkeit einer besseren Welt stärkte: Er konnte in den Mühen der Ebene nicht auf Dauer mit dem gleichen Elan wie bei den „Primaries“ und dem Wahlkampf für die Präsidentschaft wirken.
Aber dass weniger als zwei Jahren nach der Wahl Obamas zum Präsidenten der USA die Stimmung in weiten Teilen des jungen Amerika in Teilnahmslosigkeit umgeschlagen ist, dass das gesellschaftliche Klima anscheinend zunehmend von der disparaten und reaktionären „Tea Party“-Bewegung bestimmt wird, das hat auch jemand wie ich, der die quälenden Mühseligkeiten der Politik kennt, nicht erwartet.
Doch gemach: Wer die Biographie Obamas des Journalisten David Remnick gelesen hat, der hat begriffen, dass Obama zwar verkürzt und vereinfacht, aber doch wohl zutreffend als ein Idealist beschrieben ist. Dabei ist er nicht bloß Träumer, sondern auch ein Macher. Anderenfalls wäre er nicht Präsident der USA geworden. Wie das möglich wurde, eigentlich gegen alle Wahrscheinlichkeiten, das versteht man nach der Lektüre der 900 Seiten dieses Buches – und man versteht auch Amerika besser, jedenfalls einige seiner vielen Seiten.
Vor allem versteht man den Menschen Obama besser, und auch die Umstände, die es ihm ermöglichten, den ungeheuer kraftzehrenden Weg ins Weiße Haus zu Ende zu gehen. Die beiden letzten Stationen dieses Weges, die Primaries und der Wahlkampf, sind in Europa besser bekannt als die vielen Etappen davor. Sie beschreibt Remnick mit ungeheurer Detailkenntnis. Zuweilen ist es ermüdend, wenn Dutzende von Wegbegleitern Obamas, zum Teil mitsamt Kurzbiographie, zitiert werden. Eine auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung wäre dem Buch, vor allem für europäische Leser, denen die meisten dieser Namen nichts sagen, zugute gekommen.
Aber man gewinnt ein anschauliches Bild von der Persönlichkeit Obama, vor allem, wenn Remnick seine Kindheit und Jugend schildert. Die Kindheit verbringt er ohne den kenianisch-muslimischen Vater – der taucht nur einmal zu einer Stippvisite auf – fern dem amerikanischen Kernland auf Hawaii und Indonesien. Die weiße Mutter ist eine liebevolle, stark in sozialen Projekten engagierte Frau. So liegt Baracks Erziehung weitgehend in der Hand der weißen Großeltern, die ihn wirklich lieben und prägen. Der Titel von Obamas erstem Buch, fast eine Selbstbiographie, die er mit dreißig Jahren (!) verfasst, lautet: „Dreams from my Father“ („Ein amerikanischer Traum“, Hanser Verlag). Er ist stolz auf seinen Vater – trotz allem.
Der Vater endet im Suff – betrunken, Verkehrsunfall, tot. Faszinierend ist dann die Entwicklung Obamas in den USA – vor allem in Chicago, wo er nach dem College Stadtteilarbeit macht und seine eigene Identität sucht und bewusst entscheidet: Schwarzer. Die Ernsthaftigkeit des jungen Mannes hat etwas Anrührendes. Seine Reife und sein Freisein von Ressentiments gegenüber den mehrheitlich bornierten Weißen verleihen ihm Überlegenheit. Zusammen mit seiner Intelligenz machen ihn diese Fähigkeiten später bei seinem juristischen Studium in Harvard zum ersten schwarzen Chefredakteur der hoch angesehenen Harvard Law Review.
Die Arbeit als „Community Organizer“ in Chicago ist für Obama auch eine hervorragende politische Schulung. Er lernt zu organisieren, er lernt, wie man Leute zum Wählen bringt, die auf die Politik schon längst nicht mehr bauen. Er hält Reden, die schon wesentliche Elemente seiner späteren großen Redeerfolge enthalten. So wird er Senator von Illinois. Das ist ein Amt, das in seiner politischen Bedeutung in etwa mit dem eines deutschen Ministerpräsidenten zu vergleichen ist. In Deutschland dient es als Sprungbrett für die Kanzlerschaft, in den USA kann ein
Das soll genügen, um festzustellen: Es lohnt, Remnicks Buch zu lesen. Auch, weil man zugleich nochmals einige Charakteristika der USA, dieses uns so nahen wie fernen Landes, näher kennen lernen und Schlussfolgerungen ziehen kann.
Das eine ist die ungeheure Bedeutung der Rassenfrage. Ja, man muss diesen in Deutschland unkorrekten Ausdruck benutzen, um die emotionale Tiefe des Problems der nach wie vor nicht wirklich integrierten Afroamerikaner in seinem Kern zu erfassen. Die Wahl Obamas ist zweifelsfrei ein Beitrag zu dessen Lösung. Wie dauerhaft und wie tiefgreifend: das hängt von dem Erfolg seiner Präsidentschaft ab und damit nicht zum geringsten von ihrer Dauer, also ob er in zwei Jahren wiedergewählt wird.
Das andere, schon oft in Europa erörterte Phänomen ist die amerikanische Religiosität, die sich von der europäischen – man muss schon sagen: radikal – unterscheidet. Ohne die schwarzen protestantischen Kirchen wäre Obama niemals Präsident geworden. Es geht gar nicht einmal darum, dass diese Kirchen seine Kandidatur unterstützten. Viel wichtiger ist: Der in ihnen beheimatete Glaube ist nicht nur (ja vielleicht nicht einmal in erster Linie) auf das Transzendentale ausgerichtet, sondern er verleiht die sichere Gewissheit einer besseren Welt hienieden. Diese Kirchen geben Hoffnung, die nicht nur den gegenwärtigen Schmerz ertragen lässt, sondern zugleich Kraft und Siegeszuversicht verleiht. Man lese dazu das erste Kapitel des Buches, in dem eine große Rede Obamas, die er in Selma, einem der Zentren der Rassenkonflikte, gehalten hat, ausführlich wiedergegeben ist.
Und schließlich, drittens, und aus europäischer Sicht ist das vielleicht das Wichtigste: Wie wird Obama mit der Tatsache umgehen, dass Amerika nicht länger die unbestrittene einzige Weltmacht ist, eine Position, die für das amerikanische Selbstverständnis von zentraler Bedeutung war? Obama will anders führen, als es bisher üblich war. Aber führen will auch er die Welt. Es ist zu kurz gegriffen, wenn man ihm vorwirft, schöne Reden nützten nichts. Die Rede in Kairo an die muslimische Welt war nicht nur schön und gut, sondern als solche auch eine Tat. Aber natürlich: Glauben werden die Muslime ihm erst dann, wenn er den israelisch-palästinensischen Konflikt gelöst hat. Ob ihm die inneramerikanische Lage das erlaubt, ist zweifelhaft.
Unstreitig hat ihm diese nicht erlaubt, eine konstruktive Rolle – von Führung ganz zu schweigen – in Kopenhagen zu spielen. Die USA sind ein superdemokratisches Land. Alle zwei Jahre finden nationale Wahlen statt. Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus und im Senat stehen ständig unter dem unmittelbaren Druck wechselnder Stimmungen ihrer Wähler und egoistischer Interessenlobbies. Der größte Gliedstaat Kalifornien ist wegen seiner plebiszitären Struktur pleite und regierungsunfähig geworden. Gegen China will der Kongress Strafzölle erheben wegen dessen Währungspolitik. Aber unter einem Währungskrieg würden die wirtschaftlich angeschlagenen USA mindestens ebenso leiden wie die Chinesen und alle anderen. Die innere und äußere Verschuldung des Landes ist beängstigend, und wenn es kein Ende dieses Elends in absehbarer Zeit gibt, dann wird dieses fundamentale Ungleichgewicht die nächste Weltwirtschaftskrise mit Sicherheit auslösen.
Der faszinierende amerikanische Präsident Barack Obama, den Remnick mit unverkennbarer Sympathie so eindrucksvoll beschreibt, ist nicht zu beneiden. Aber Europa kann nur hoffen, dass er Erfolg hat. Es sollte aber nicht nur dafür beten, sondern seine Kräfte endlich bündeln, damit es ihm ein echter Partner wird, der auf der Basis grundlegender Übereinstimmung als einziger unter den neuen Mächten in der Lage wäre, ihm auch in der Auseinandersetzung mit den retardierenden Kräften im eigenen Land zu helfen. KARL LAMERS
DAVID REMNICK: Barack Obama. Leben und Aufstieg. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. Berlin Verlag, Berlin 2010. 976 Seiten, 34 Euro.
Karl Lamers war von 1990 bis 2002 außenpolitischer Sprecher der CDU. Von 2002 bis 2005 war er Vizepräsident der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament.
Obama will die Welt anders
führen, als die USA es bisher taten
Guido Siebers Bild einer Gangsterbraut: Virginia Hill. Sie war schön, hatte aber wenig Sinn für Rechtstaatlichkeit. Abb. Edel Verlag
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Barack Obama hat nur wenige Chancen, aber er nutzt sie. David Remnick erzählt, wie dieser Mann,
der sich selbst als„Schwarzer“ bezeichnet, es geschafft hat, ins Weiße Haus zu kommen
Yes, we can – vielleicht wird diesen drei Worten, die einen Aufbruch Amerikas in eine bessere Zukunft signalisierten, am heutigen 2. November ein „not“ angefügt. Das wäre verhängnisvoll, nicht nur für die USA. Gewiss, dieser wunderbare Satz, der so viele alte und – vor allem – junge Menschen in den USA und auch weltweit inspirierte und sie in ihrem Glauben an die Möglichkeit einer besseren Welt stärkte: Er konnte in den Mühen der Ebene nicht auf Dauer mit dem gleichen Elan wie bei den „Primaries“ und dem Wahlkampf für die Präsidentschaft wirken.
Aber dass weniger als zwei Jahren nach der Wahl Obamas zum Präsidenten der USA die Stimmung in weiten Teilen des jungen Amerika in Teilnahmslosigkeit umgeschlagen ist, dass das gesellschaftliche Klima anscheinend zunehmend von der disparaten und reaktionären „Tea Party“-Bewegung bestimmt wird, das hat auch jemand wie ich, der die quälenden Mühseligkeiten der Politik kennt, nicht erwartet.
Doch gemach: Wer die Biographie Obamas des Journalisten David Remnick gelesen hat, der hat begriffen, dass Obama zwar verkürzt und vereinfacht, aber doch wohl zutreffend als ein Idealist beschrieben ist. Dabei ist er nicht bloß Träumer, sondern auch ein Macher. Anderenfalls wäre er nicht Präsident der USA geworden. Wie das möglich wurde, eigentlich gegen alle Wahrscheinlichkeiten, das versteht man nach der Lektüre der 900 Seiten dieses Buches – und man versteht auch Amerika besser, jedenfalls einige seiner vielen Seiten.
Vor allem versteht man den Menschen Obama besser, und auch die Umstände, die es ihm ermöglichten, den ungeheuer kraftzehrenden Weg ins Weiße Haus zu Ende zu gehen. Die beiden letzten Stationen dieses Weges, die Primaries und der Wahlkampf, sind in Europa besser bekannt als die vielen Etappen davor. Sie beschreibt Remnick mit ungeheurer Detailkenntnis. Zuweilen ist es ermüdend, wenn Dutzende von Wegbegleitern Obamas, zum Teil mitsamt Kurzbiographie, zitiert werden. Eine auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung wäre dem Buch, vor allem für europäische Leser, denen die meisten dieser Namen nichts sagen, zugute gekommen.
Aber man gewinnt ein anschauliches Bild von der Persönlichkeit Obama, vor allem, wenn Remnick seine Kindheit und Jugend schildert. Die Kindheit verbringt er ohne den kenianisch-muslimischen Vater – der taucht nur einmal zu einer Stippvisite auf – fern dem amerikanischen Kernland auf Hawaii und Indonesien. Die weiße Mutter ist eine liebevolle, stark in sozialen Projekten engagierte Frau. So liegt Baracks Erziehung weitgehend in der Hand der weißen Großeltern, die ihn wirklich lieben und prägen. Der Titel von Obamas erstem Buch, fast eine Selbstbiographie, die er mit dreißig Jahren (!) verfasst, lautet: „Dreams from my Father“ („Ein amerikanischer Traum“, Hanser Verlag). Er ist stolz auf seinen Vater – trotz allem.
Der Vater endet im Suff – betrunken, Verkehrsunfall, tot. Faszinierend ist dann die Entwicklung Obamas in den USA – vor allem in Chicago, wo er nach dem College Stadtteilarbeit macht und seine eigene Identität sucht und bewusst entscheidet: Schwarzer. Die Ernsthaftigkeit des jungen Mannes hat etwas Anrührendes. Seine Reife und sein Freisein von Ressentiments gegenüber den mehrheitlich bornierten Weißen verleihen ihm Überlegenheit. Zusammen mit seiner Intelligenz machen ihn diese Fähigkeiten später bei seinem juristischen Studium in Harvard zum ersten schwarzen Chefredakteur der hoch angesehenen Harvard Law Review.
Die Arbeit als „Community Organizer“ in Chicago ist für Obama auch eine hervorragende politische Schulung. Er lernt zu organisieren, er lernt, wie man Leute zum Wählen bringt, die auf die Politik schon längst nicht mehr bauen. Er hält Reden, die schon wesentliche Elemente seiner späteren großen Redeerfolge enthalten. So wird er Senator von Illinois. Das ist ein Amt, das in seiner politischen Bedeutung in etwa mit dem eines deutschen Ministerpräsidenten zu vergleichen ist. In Deutschland dient es als Sprungbrett für die Kanzlerschaft, in den USA kann ein
Das soll genügen, um festzustellen: Es lohnt, Remnicks Buch zu lesen. Auch, weil man zugleich nochmals einige Charakteristika der USA, dieses uns so nahen wie fernen Landes, näher kennen lernen und Schlussfolgerungen ziehen kann.
Das eine ist die ungeheure Bedeutung der Rassenfrage. Ja, man muss diesen in Deutschland unkorrekten Ausdruck benutzen, um die emotionale Tiefe des Problems der nach wie vor nicht wirklich integrierten Afroamerikaner in seinem Kern zu erfassen. Die Wahl Obamas ist zweifelsfrei ein Beitrag zu dessen Lösung. Wie dauerhaft und wie tiefgreifend: das hängt von dem Erfolg seiner Präsidentschaft ab und damit nicht zum geringsten von ihrer Dauer, also ob er in zwei Jahren wiedergewählt wird.
Das andere, schon oft in Europa erörterte Phänomen ist die amerikanische Religiosität, die sich von der europäischen – man muss schon sagen: radikal – unterscheidet. Ohne die schwarzen protestantischen Kirchen wäre Obama niemals Präsident geworden. Es geht gar nicht einmal darum, dass diese Kirchen seine Kandidatur unterstützten. Viel wichtiger ist: Der in ihnen beheimatete Glaube ist nicht nur (ja vielleicht nicht einmal in erster Linie) auf das Transzendentale ausgerichtet, sondern er verleiht die sichere Gewissheit einer besseren Welt hienieden. Diese Kirchen geben Hoffnung, die nicht nur den gegenwärtigen Schmerz ertragen lässt, sondern zugleich Kraft und Siegeszuversicht verleiht. Man lese dazu das erste Kapitel des Buches, in dem eine große Rede Obamas, die er in Selma, einem der Zentren der Rassenkonflikte, gehalten hat, ausführlich wiedergegeben ist.
Und schließlich, drittens, und aus europäischer Sicht ist das vielleicht das Wichtigste: Wie wird Obama mit der Tatsache umgehen, dass Amerika nicht länger die unbestrittene einzige Weltmacht ist, eine Position, die für das amerikanische Selbstverständnis von zentraler Bedeutung war? Obama will anders führen, als es bisher üblich war. Aber führen will auch er die Welt. Es ist zu kurz gegriffen, wenn man ihm vorwirft, schöne Reden nützten nichts. Die Rede in Kairo an die muslimische Welt war nicht nur schön und gut, sondern als solche auch eine Tat. Aber natürlich: Glauben werden die Muslime ihm erst dann, wenn er den israelisch-palästinensischen Konflikt gelöst hat. Ob ihm die inneramerikanische Lage das erlaubt, ist zweifelhaft.
Unstreitig hat ihm diese nicht erlaubt, eine konstruktive Rolle – von Führung ganz zu schweigen – in Kopenhagen zu spielen. Die USA sind ein superdemokratisches Land. Alle zwei Jahre finden nationale Wahlen statt. Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus und im Senat stehen ständig unter dem unmittelbaren Druck wechselnder Stimmungen ihrer Wähler und egoistischer Interessenlobbies. Der größte Gliedstaat Kalifornien ist wegen seiner plebiszitären Struktur pleite und regierungsunfähig geworden. Gegen China will der Kongress Strafzölle erheben wegen dessen Währungspolitik. Aber unter einem Währungskrieg würden die wirtschaftlich angeschlagenen USA mindestens ebenso leiden wie die Chinesen und alle anderen. Die innere und äußere Verschuldung des Landes ist beängstigend, und wenn es kein Ende dieses Elends in absehbarer Zeit gibt, dann wird dieses fundamentale Ungleichgewicht die nächste Weltwirtschaftskrise mit Sicherheit auslösen.
Der faszinierende amerikanische Präsident Barack Obama, den Remnick mit unverkennbarer Sympathie so eindrucksvoll beschreibt, ist nicht zu beneiden. Aber Europa kann nur hoffen, dass er Erfolg hat. Es sollte aber nicht nur dafür beten, sondern seine Kräfte endlich bündeln, damit es ihm ein echter Partner wird, der auf der Basis grundlegender Übereinstimmung als einziger unter den neuen Mächten in der Lage wäre, ihm auch in der Auseinandersetzung mit den retardierenden Kräften im eigenen Land zu helfen. KARL LAMERS
DAVID REMNICK: Barack Obama. Leben und Aufstieg. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. Berlin Verlag, Berlin 2010. 976 Seiten, 34 Euro.
Karl Lamers war von 1990 bis 2002 außenpolitischer Sprecher der CDU. Von 2002 bis 2005 war er Vizepräsident der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament.
Obama will die Welt anders
führen, als die USA es bisher taten
Guido Siebers Bild einer Gangsterbraut: Virginia Hill. Sie war schön, hatte aber wenig Sinn für Rechtstaatlichkeit. Abb. Edel Verlag
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