A form-bending and endlessly inventive collection of short stories - from the MAN BOOKER PRIZE-SHORTLISTED and WOMEN'S PRIZE-WINNING author of How to be both and the critically acclaimed Seasonal quartet
'A glorious collection that celebrates and subverts the short story form' Independent
'Hurrah for Ali Smith. The best short-story writers make it look as easy as making a cup of tea. Ali Smith is one of these... A bold and brilliant collection of stories by a writer unafraid to give it to us as it is' The Times
A middle-aged woman conducts a poignant conversation with her gauche fourteen-year-old self. An innocent supermarket shopper finds in her trolley a foul-mouthed, insulting and beautiful child. Challenging the boundaries between fiction and reality, we see a narrator, 'Ali', as she drinks tea, phones a friend and muses on the relationship between the short story and a nymph.
Innovative, sophisticated and intelligent, The First Person and Other Stories effortlessly appeals to our hearts, heads and funny bones in equal measure. One-of-a-kind Ali Smith and the short story are made for each other.
'A glorious collection that celebrates and subverts the short story form' Independent
'Hurrah for Ali Smith. The best short-story writers make it look as easy as making a cup of tea. Ali Smith is one of these... A bold and brilliant collection of stories by a writer unafraid to give it to us as it is' The Times
A middle-aged woman conducts a poignant conversation with her gauche fourteen-year-old self. An innocent supermarket shopper finds in her trolley a foul-mouthed, insulting and beautiful child. Challenging the boundaries between fiction and reality, we see a narrator, 'Ali', as she drinks tea, phones a friend and muses on the relationship between the short story and a nymph.
Innovative, sophisticated and intelligent, The First Person and Other Stories effortlessly appeals to our hearts, heads and funny bones in equal measure. One-of-a-kind Ali Smith and the short story are made for each other.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2010Ein Proletenbaby auf dem Rücksitz
Die 1962 geborene Ali Smith gehört zu den großen Talenten ihrer Generation. Das zeigen ihre raffinierten Erzählungen, die alle Klippen umschiffen.
Die Shortstory ist in jüngerer Zeit gleich durch drei erstklassige Vertreterinnen zu neuen Ehren gekommen. Anne Enright überzeugte mit einer lebensprallen und drastischen Sprache in der Erzählsammlung "Alles was du wünschst". A. L. Kennedy greift in dem verwandt klingenden Titel "Was wird" gewohnte, aber souverän variierte Themen von Liebe, Angst und Schuld auf. Und nun liefert die Schottin Ali Smith einen weiteren Beweis für die Vitalität einer Gattung, die vielen als eine der schwierigsten gilt.
Ali Smith hat in ihrer Heimat bislang fünf Romane veröffentlicht; zuletzt auf Deutsch erschienen ist "Die Zufällige", die Geschichte einer Familie, die von einem anarchistischen Engel aufgestört wird und der es bald mit übersinnlichem Erzählsinn an den Kragen geht. Viel davon findet sich auch in den neuen Geschichten, die zwischen realistischer Rosskur und phantastischem Gespinst auf die Entrücktheit des Alltags zielen. En passant stellt Ali Smith erzähltechnische Standards in Frage, so leichtfüßig, dass sie entweder wahrgenommen oder überlesen werden können - das macht ja gerade den Rang dieser klugen Erzählerin aus, die immer ganz knapp über dem literarischen Normalbetrieb schwebt, keinerlei Misstöne produziert, keine Wolpertinger gebiert und sich jeden Manierismus aufs schärfste verbietet. So entstehen herrlich verrückte Momentaufnahmen, die man sofort dem eigenen Leben oder zumindest doch dem seines Nachbarn zuschreiben möchte.
"Die erste Person" heißt der zwölf Erzählungen umfassende Band, und tatsächlich sind fast alle davon aus der Perspektive einer Ich-Erzählerin geschrieben. Doch natürlich hat Smith auch an die zweite und die dritte Person gedacht und sie im Laufe des Bandes mit eigenen Geschichten versehen. "Die zweite Person" handelt von einem frisch getrennten Paar, das über den Satz "Du bist schon was Besonderes. Doch bist du." in Streit gerät, weil das, was die eine in der anderen zu sehen glaubt, von der anderen als Anmaßung empfunden wird. "Du würdest ein Akkordeon genau deshalb kaufen, weil du nicht Akkordeon spielen kannst", sagt die eine. "Das finde ich wirklich erstaunlich bei dir", sagt die andere, "dass du nach all den Jahren, all den Jahren, die wir miteinander sprechen, meinst, du hättest, als wärst du Gott, das Recht zu entscheiden, wer ich bin und wer ich nicht bin und wie ich nicht bin und was ich machen würde und was ich nicht machen würde." Wie Smith diese Zuschreibungsscharade auffächert, hat so gar nichts von der neurotischen Überdrehtheit, mit der in Kurzgeschichten oft nach der Pointe geschielt wird. Sie erzählt mit Humor und Fabulierlust, lenkt die Aufmerksamkeit auch auf unnütze Details, wie sie sich in jede Normalwahrnehmung schleichen können. Kurz fällt im Streit der Blick auf ein nicht zuzuordnendes Stück Holz, das auf dem Fensterbrett liegt und das Anschwellen einer neuartigen Fremdheit zwischen zwei ehemaligen Liebhabern markiert.
Überhaupt haben viele von Smiths Geschichten die Dynamik von Liebesgefechten. Sie halten einen so sehr in Atem, dass meistens erst hinterher auffällt: Fast immer sind es Frauen, die Frauen lieben. Lesbenliteratur? Ali Smith umschifft auch diese Klippe. Alles geschieht mit allergrößter Selbstverständlichkeit. Kein Heterosexueller käme auf die Idee, diesen Geschichten ihre Allgemeingültigkeit abzusprechen, sich nicht mit ihren Figuren zu identifizieren. So bleibt die Autorin zu jeder Zeit Herrin ihres Sujets und amüsiert sich ganz nebenbei mit der Irritation von Erwartungshaltungen. In "Das Kind" findet eine Frau, die in der Mittagspause bei Waitrose einkauft, plötzlich ein Kind in ihrem Einkaufswagen. Niemandem scheint es zu gehören, so bleibt es an ihr hängen, den niedlichen Säugling zu versorgen. Sie legt ihn in ihr Auto, fährt los, da reißt der Balg vom Rücksitz aus doch tatsächlich einen chauvinistischen Witz nach dem anderen: "Wie nennt man eine Frau mit zwei Gehirnzellen? Schwanger!", "Warum heiraten Frauen in Weiß? Weil es zum Herd und zum Kühlschrank passt."
Diese Geschichte, sicherlich eine der raffiniertesten des Bandes, verfängt gleich dreifach: als pädagogischer Beitrag zur Verbreitung und Etablierung von Vorurteilen, als Horrorszene mit einem Schuss Übersinnlichkeit und als hochkomisches Zwiegespräch zwischen einem Proletenbaby und einer überforderten Büroangestellten. Ali Smith, die bereits zweimal für den Booker-Preis nominiert war und neben A. L. Kennedy und David Mitchell zu den großen Schreibtalenten ihrer Generation zählt, bedient all diese Register spielend. Um es mit der "ersten Person" zu sagen: "Du bist schon was Besonderes. Doch bist du."
KATHARINA TEUTSCH
Ali Smith: "Die erste Person". Erzählungen. Aus dem Englischen von Silvia Morowetz. Luchterhand Literaturverlag, München 2009. 172 S., geb., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die 1962 geborene Ali Smith gehört zu den großen Talenten ihrer Generation. Das zeigen ihre raffinierten Erzählungen, die alle Klippen umschiffen.
Die Shortstory ist in jüngerer Zeit gleich durch drei erstklassige Vertreterinnen zu neuen Ehren gekommen. Anne Enright überzeugte mit einer lebensprallen und drastischen Sprache in der Erzählsammlung "Alles was du wünschst". A. L. Kennedy greift in dem verwandt klingenden Titel "Was wird" gewohnte, aber souverän variierte Themen von Liebe, Angst und Schuld auf. Und nun liefert die Schottin Ali Smith einen weiteren Beweis für die Vitalität einer Gattung, die vielen als eine der schwierigsten gilt.
Ali Smith hat in ihrer Heimat bislang fünf Romane veröffentlicht; zuletzt auf Deutsch erschienen ist "Die Zufällige", die Geschichte einer Familie, die von einem anarchistischen Engel aufgestört wird und der es bald mit übersinnlichem Erzählsinn an den Kragen geht. Viel davon findet sich auch in den neuen Geschichten, die zwischen realistischer Rosskur und phantastischem Gespinst auf die Entrücktheit des Alltags zielen. En passant stellt Ali Smith erzähltechnische Standards in Frage, so leichtfüßig, dass sie entweder wahrgenommen oder überlesen werden können - das macht ja gerade den Rang dieser klugen Erzählerin aus, die immer ganz knapp über dem literarischen Normalbetrieb schwebt, keinerlei Misstöne produziert, keine Wolpertinger gebiert und sich jeden Manierismus aufs schärfste verbietet. So entstehen herrlich verrückte Momentaufnahmen, die man sofort dem eigenen Leben oder zumindest doch dem seines Nachbarn zuschreiben möchte.
"Die erste Person" heißt der zwölf Erzählungen umfassende Band, und tatsächlich sind fast alle davon aus der Perspektive einer Ich-Erzählerin geschrieben. Doch natürlich hat Smith auch an die zweite und die dritte Person gedacht und sie im Laufe des Bandes mit eigenen Geschichten versehen. "Die zweite Person" handelt von einem frisch getrennten Paar, das über den Satz "Du bist schon was Besonderes. Doch bist du." in Streit gerät, weil das, was die eine in der anderen zu sehen glaubt, von der anderen als Anmaßung empfunden wird. "Du würdest ein Akkordeon genau deshalb kaufen, weil du nicht Akkordeon spielen kannst", sagt die eine. "Das finde ich wirklich erstaunlich bei dir", sagt die andere, "dass du nach all den Jahren, all den Jahren, die wir miteinander sprechen, meinst, du hättest, als wärst du Gott, das Recht zu entscheiden, wer ich bin und wer ich nicht bin und wie ich nicht bin und was ich machen würde und was ich nicht machen würde." Wie Smith diese Zuschreibungsscharade auffächert, hat so gar nichts von der neurotischen Überdrehtheit, mit der in Kurzgeschichten oft nach der Pointe geschielt wird. Sie erzählt mit Humor und Fabulierlust, lenkt die Aufmerksamkeit auch auf unnütze Details, wie sie sich in jede Normalwahrnehmung schleichen können. Kurz fällt im Streit der Blick auf ein nicht zuzuordnendes Stück Holz, das auf dem Fensterbrett liegt und das Anschwellen einer neuartigen Fremdheit zwischen zwei ehemaligen Liebhabern markiert.
Überhaupt haben viele von Smiths Geschichten die Dynamik von Liebesgefechten. Sie halten einen so sehr in Atem, dass meistens erst hinterher auffällt: Fast immer sind es Frauen, die Frauen lieben. Lesbenliteratur? Ali Smith umschifft auch diese Klippe. Alles geschieht mit allergrößter Selbstverständlichkeit. Kein Heterosexueller käme auf die Idee, diesen Geschichten ihre Allgemeingültigkeit abzusprechen, sich nicht mit ihren Figuren zu identifizieren. So bleibt die Autorin zu jeder Zeit Herrin ihres Sujets und amüsiert sich ganz nebenbei mit der Irritation von Erwartungshaltungen. In "Das Kind" findet eine Frau, die in der Mittagspause bei Waitrose einkauft, plötzlich ein Kind in ihrem Einkaufswagen. Niemandem scheint es zu gehören, so bleibt es an ihr hängen, den niedlichen Säugling zu versorgen. Sie legt ihn in ihr Auto, fährt los, da reißt der Balg vom Rücksitz aus doch tatsächlich einen chauvinistischen Witz nach dem anderen: "Wie nennt man eine Frau mit zwei Gehirnzellen? Schwanger!", "Warum heiraten Frauen in Weiß? Weil es zum Herd und zum Kühlschrank passt."
Diese Geschichte, sicherlich eine der raffiniertesten des Bandes, verfängt gleich dreifach: als pädagogischer Beitrag zur Verbreitung und Etablierung von Vorurteilen, als Horrorszene mit einem Schuss Übersinnlichkeit und als hochkomisches Zwiegespräch zwischen einem Proletenbaby und einer überforderten Büroangestellten. Ali Smith, die bereits zweimal für den Booker-Preis nominiert war und neben A. L. Kennedy und David Mitchell zu den großen Schreibtalenten ihrer Generation zählt, bedient all diese Register spielend. Um es mit der "ersten Person" zu sagen: "Du bist schon was Besonderes. Doch bist du."
KATHARINA TEUTSCH
Ali Smith: "Die erste Person". Erzählungen. Aus dem Englischen von Silvia Morowetz. Luchterhand Literaturverlag, München 2009. 172 S., geb., 17,95 [Euro].
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