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A bracing examination of a force that imperils American democracy Most Americans were shocked by the violence they witnessed at the nation's Capital on January 6th, 2021. And many were bewildered by the images displayed by the insurrectionists: a wooden cross and wooden gallows; "Jesus saves" and "Don't Tread on Me;" Christian flags and Confederate Flags; even a prayer in Jesus' name after storming the Senate chamber. Where some saw a confusing jumble, Philip S. Gorski and Samuel L. Perry saw a familiar ideology: white Christian nationalism. In this short primer, Gorski and Perry explain what…mehr

Produktbeschreibung
A bracing examination of a force that imperils American democracy Most Americans were shocked by the violence they witnessed at the nation's Capital on January 6th, 2021. And many were bewildered by the images displayed by the insurrectionists: a wooden cross and wooden gallows; "Jesus saves" and "Don't Tread on Me;" Christian flags and Confederate Flags; even a prayer in Jesus' name after storming the Senate chamber. Where some saw a confusing jumble, Philip S. Gorski and Samuel L. Perry saw a familiar ideology: white Christian nationalism. In this short primer, Gorski and Perry explain what white Christian nationalism is and is not; when it first emerged and how it has changed; where it's headed and why it threatens democracy. Tracing the development of this ideology over the course of three centuries?and especially its influence over the last three decades?they show how, throughout American history, white Christian nationalism has animated the oppression, exclusion, and even extermination of minority groups while securing privilege for white Protestants. It enables white Christian Americans to demand "sacrifice" from others in the name of religion and nation, while defending their "rights" in the names of "liberty" and "property." White Christian nationalism motivates the anti-democratic, authoritarian, and violent impulses on display in our current political moment. The future of American democracy, Gorski and Perry argue, will depend on whether a broad spectrum of Americans?stretching from democratic socialists to classical liberals?can unite in a popular front to combat the threat to liberal democracy posed by white Christian nationalism.

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Autorenporträt
Philip S. Gorski, Professor of Sociology at Yale University, is a comparative and historical sociologist who writes on religion and politics in early modern and modern Europe and North America. His work has been featured and discussed in The New York Times, The Wall Street Journal, NPR and other national media outlets. He is the author, most recently, of American Babylon: Christianity and Democracy Before and After Trump (2020) and American Covenant: A History of Civil Religion from the Puritans to the Present (2017). Samuel L. Perry is a sociologist of American religion, race, politics, sexuality, and families and serves as Associate Professor of Sociology at the University of Oklahoma. In addition to his scholarship in leading scientific journals, he has written for outlets like The Washington Post and Time Magazine and his work has been featured in Time, The New Yorker, The Economist, The New York Times, and elsewhere. He is the author or co-author of Growing God's Family (2017), Addicted to Lust (Oxford 2019), Taking America Back for God (Oxford 2020).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.2022

Weiß - christlich - nationalistisch
Eine Streitschrift über die Gefahren für die Demokratie in den Vereinigten Staaten

Anfang November werden in den Vereinigten Staaten die sogenannten midterm elections stattfinden. Ein Drittel der Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus sind neu zu bestimmen. Die Wahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für die dann zwei Jahre im Amt befindliche Regierung unter Präsident Joe Biden. Sollte die Demokratische Partei gegenüber den konkurrierenden Republikanern deutlich an Zuspruch verlieren, wäre das zugleich ein Signal für die nächste Präsidentenwahl im November 2024. Donald Trump könnte umso mehr motiviert sein, seine Wiederwahl anzustreben.

Für Philip S. Gorski und Samuel L. Perry - Soziologen an den Universitäten Yale beziehungsweise Oklahoma - käme eine zweite Amtszeit Trumps jedoch einer Katastrophe gleich. Sie befürchten, dass mit ihm ein hochproblematisches Konzept Einfluss erlangt. Trump habe es zwar nicht erfunden, mache es sich aber gezielt zunutze. Gemeint ist das Konzept des White Christian Nationalism. Darunter verstehen Gorski und Perry die Auffassung, dass die USA eine von (weißen) Männern auf der Basis christlicher Prinzipien und Werte gegründete Nation sind. Deshalb sei das Land bis heute von Gott gesegnet, wie der enorme Erfolg und die weltweite Vormachtstellung der USA belegen.

Den Anhängern des White Christian Nationalism scheint diese beispiellose Erfolgsgeschichte nun allerdings in Gefahr. Sie nehmen einen ökonomischen und kulturellen Niedergang ihres Landes wahr. Verantwortlich dafür machen sie etwa eine als Sozialismus diffamierte Sozial- und Wirtschaftspolitik, die gewisse staatliche Regelungen vorsieht, oder den durch Immigration wachsenden Islam. Bereits Corona-Maßnahmen und eine strengere Waffenkontrolle gelten ihnen als Eingriff in individuelle Freiheitsrechte, die nicht nur von der Verfassung garantiert, sondern letztlich von Gott gegeben sind. Mit seinem Slogan "Make America great again" beschwor Trump eine glanzvolle Vergangenheit, um sowohl libertäre als auch christliche Wähler an sich zu binden.

Gorski und Perry verfolgen mit ihrer Monographie ein doppeltes Ziel. Zum einen wollen sie den White Christian Nationalism, den sie auch als Ethno-Traditionalismus bezeichnen, entmythologisieren. Hierzu rekonstruieren sie seine Entstehung und Entwicklung bis heute. Galten anfangs nur Protestanten mit britischen Wurzeln als wahre Amerikaner, wurde dies später geweitet. Inzwischen vertreten die Republikaner vielerorts das Geburtsprinzip, was die Hautfarbe gegenüber der Herkunft relativiert. Folgt man den beiden Soziologen, dann erklären sich von hier aus Zugewinne Trumps bei den in den USA geborenen Latinos und sogar Afroamerikanern. Außerdem zeigen Gorski und Perry, wie jenes Konzept erinnerungs- und geschichtspolitisch benutzt wird: Im September 2020 setzte der damalige Präsident eine Kommission ein, welche sich mit der amerikanischen Geschichte seit der Unabhängigkeitserklärung befassen sollte. Statt etablierten Historikern gehörten ihr führende Kabinettsmitglieder an. Entsprechend fiel der Abschlussbericht aus, der konkrete Vorschläge für den schulischen und universitären Geschichtsunterricht enthielt. Mit Blick auf die Verfassung heißt es in dem Bericht, dass die strikte Trennung von Staat und Kirche keine Trennung von Glaube und Vernunft bedeute. Letztlich sei Gott die Quelle von Freiheit und Gleichberechtigung. Gorski und Perry fällt es leicht, der Kommission eine unhistorische, interessengeleitete Sicht der amerikanischen Geschichte nachzuweisen. Denn weder waren alle Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung beziehungsweise der Verfassung fromme Christen, noch wollten sie überhaupt einen christlichen Staat errichten. Gründungsideale waren vielmehr Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Dass die Sklaverei dennoch nicht sofort abgeschafft wurde, war deshalb ein folgenschwerer Fehler, den selbst der blutige Bürgerkrieg nur bedingt korrigierte. Noch im 20. Jahrhundert galten die Nachfahren der aus Afrika verschleppten Sklaven nicht als vollwertige Bürger, und ihre strukturelle Diskriminierung hält weiterhin an. Aus diesem Grund entstand die Bewegung Black Lives Matter in Reaktion auf ungerechtfertigte Polizeigewalt.

Gorski und Perry wollen das Konzept des White Christian Nationalism aber keineswegs nur entmythologisieren. Zum anderen stellen sie heraus, wie gefährlich es ist, ja wie es die Demokratie in den USA gefährdet. Immer wieder weisen sie auf den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 hin, den sie konsequent als "insurrection" bezeichnen, also als Aufstand oder Revolte. Damals wollten enttäuschte Anhänger Trumps den Amtsantritt von Präsident Biden in letzter Minute verhindern - unter Missachtung der geltenden Gesetze, der üblichen politischen Regeln und mit Anwendung von Gewalt. Für Gorski und Perry tritt hier ein antidemokratisches Verständnis hervor, weil die eigene Position über den in freien und fairen Wahlen geäußerten Mehrheitswillen gestellt wird. Kaum weniger problematisch, obgleich weniger präsent, schätzen sie die Versuche ein, nicht weißen Bürgern die Stimmabgabe zu erschweren. Gerade in Bezirken, wo die Republikaner nur knapp vorne liegen, komme dies vor.

Indem Gorski und Perry dieses doppelte Ziel verfolgen, spielen beständig zwei Ebenen ineinander, nämlich wissenschaftliche Analyse und politisches Interesse.

Passagenweise handelt es sich um eine informative Studie mit hoher Erschließungskraft, mitunter um einen eher meinungsorientierten Essay mit klarer Wirkabsicht, wenn nicht gar um eine Streitschrift. Da die Autoren die anstehenden midterm elections für eine Richtungs- und Schicksalswahl halten, werben sie beinahe schon aktivistisch für eine breite Koalition von progressiven Politikern und sonst den Republikanern verbundenen konservativen Christen, zu denen nicht allein (weiße) Evangelikale oder Pentekostale zählen, sondern ebenso ein erheblicher Teil der Protestanten und Katholiken. Für Gorski und Perry stehen sie - und zwar als Wähler - in wenigen Monaten vor einer klaren Alternative: Entweder entscheiden sie sich für ein multiethnisches Gemeinwesen, in dem alle Menschen gleiche Rechte besitzen, oder aber für einen autoritären Populismus, der zwei Klassen von Amerikanern kennt. Schlimmstenfalls drohe eine "Herrenvolk democracy" wie im südafrikanischen Apartheidsregime. Solch ein schauriges Szenario auszumalen mag vielleicht zu einer Streitschrift passen, nicht hingegen zu einer wissenschaftlichen Analyse. Dass Gorski und Perry unentschieden sind und beides auf einmal bieten wollen, ist die Crux ihres Buches. BENJAMIN DAHLKE

Philip S. Gorski/Samuel L. Perry: The Flag and the Cross. White Christian Nationalism and the Threat to American Democracy.

Oxford University Press, Oxford 2022. 176 S., 16,99 £

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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