This rich and enjoyable book by the acclaimed author of Japan Story explores the many ways in which Asia has influenced Europe and North America over centuries of tangled, dynamic encounters
From the time of the ancient Greeks onwards the West's relationship with Asia consisted for the most part of outrageous tales of strange beasts and monsters, of silk and spices shipped over vast distances and an uneasy sense of unknowable empires fantastically far away. By the twentieth century much of Asia might have come under Western rule after centuries of warfare, but its intellectual, artistic and spiritual influence was fighting back.
The Light of Asia is a wonderfully varied and entertaining history of the many ways in which Asia has shaped European and North American culture over centuries of tangled, dynamic encounters, and the central importance of this vexed, often confused relationship. From Marco Polo onwards Asia has been both a source of genuine fascination and equally genuine failures of comprehension. China, India and Japan were all acknowledged to be both great civilizations and in crude ways seen as superseded by the West. From Chicago to Calcutta, and from antiquity to the new millennium, this is a rich, involving story of misunderstandings and sincere connection, of inspiration and falsehood, of geniuses, adventurers and con-men.
Christopher Harding's captivating gallery of people and places celebrates Asia's impact on the West in all its variety.
From the time of the ancient Greeks onwards the West's relationship with Asia consisted for the most part of outrageous tales of strange beasts and monsters, of silk and spices shipped over vast distances and an uneasy sense of unknowable empires fantastically far away. By the twentieth century much of Asia might have come under Western rule after centuries of warfare, but its intellectual, artistic and spiritual influence was fighting back.
The Light of Asia is a wonderfully varied and entertaining history of the many ways in which Asia has shaped European and North American culture over centuries of tangled, dynamic encounters, and the central importance of this vexed, often confused relationship. From Marco Polo onwards Asia has been both a source of genuine fascination and equally genuine failures of comprehension. China, India and Japan were all acknowledged to be both great civilizations and in crude ways seen as superseded by the West. From Chicago to Calcutta, and from antiquity to the new millennium, this is a rich, involving story of misunderstandings and sincere connection, of inspiration and falsehood, of geniuses, adventurers and con-men.
Christopher Harding's captivating gallery of people and places celebrates Asia's impact on the West in all its variety.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2024Auf dem Weg zum Erweckungserlebnis
Christopher Harding will herausfinden, warum der Westen seit jeher so fasziniert von Asien ist
Dieses Buch verrät nicht, was unter dem Zentralbegriff seines Titels zu verstehen wäre - Faszination. Das ist schade. Von etwas fasziniert zu sein, bedeutet mehr, als es nur interessant zu finden. Faszination ergreift die Betrachtenden, bewegt und verändert sie, kann sie manchmal überwältigen. Immer sind Gefühle im Spiel: Vergnügen, Begeisterung, Liebe, aber auch Furcht vor dem Unheimlichen und sogar Hass. Eine Emotionsgeschichte des "Westens" mit Blick auf den "Osten" wäre etwas Neues gewesen. Weil jedoch Christopher Harding, ein in Edinburgh lehrender Kulturhistoriker Japans und Indiens, auf Vorklärung und Eingrenzung verzichtet (man will das Publikum nicht mit vermeintlicher Pedanterie verschrecken), vergibt er die Chance einer einigermaßen präzisen Suchoptik. Deshalb hat er es nicht nur mit Faszination, sondern viel umfassender mit Repräsentationen aller Art zu tun: Japanbildern, Chinabeschreibungen, Indienphantasien. Wie hätte das gut gehen können?
Das Quellenmaterial ist riesig, die Forschungsliteratur unüberschaubar, selbst wenn man, wie Harding es tut, das muslimische Asien unberücksichtigt lässt. Zwischen 1965 und 1993 veröffentlichte der amerikanische Historiker Donald F. Lach (1917 bis 2000), der alle erforderlichen europäischen Sprachen las, in neun Bänden mit 3800 Seiten eine Geschichte der Asienliteratur zwischen etwa 1500 und 1700. Hätte er "Asia in the Making of Europe" ins achtzehnte, neunzehnte oder gar zwanzigste Jahrhundert fortgesetzt, hätte er bei unverminderter Darstellungsbreite leicht fünfstellige Seitenzahlen erreicht. Für ein knappes Buch mit großzügigem Satzspiegel wie dem von Christopher Harding wären daher Auswahlkriterien unerlässlich gewesen. Er hat sie nicht, sieht man ab von einer Beschränkung auf englischsprachiges Material.
So schlittert er über die glatte Oberfläche der Geistesgeschichte und stoppt nur kurz an den unvermeidlichen Stationen von Herodot über Marco Polo und die Jesuitenmissionare des siebzehnten Jahrhunderts bis zu Leibniz, Voltaire, Goethe, den Brüdern Schlegel und Schopenhauer. Manches liest sich wie ausgeschriebene Lexikonartikel, nirgends ein origineller interpretierender Gedanke.
Ausnahmen sind gelungene Kapitel über Sir William Jones, den sprachbegabten und philosophisch gestimmten Juristen im Kalkutta des späten achtzehnten Jahrhunderts, über Samuel Taylor Coleridges und Ralph Waldo Emersons Visionen (Harding sagt: "intuitions") von Indien und vor allem über Sir Edwin Arnold (1832 bis 1904), dessen langes Erzählgedicht "The Light of Asia" in den Jahrzehnten nach der Erstausgabe von 1879 ein Millionenpublikum fand und für die Kenntnis des Buddhismus in der anglophonen Welt von immenser Bedeutung war.
Zum großen Nachteil des Buches ignoriert Harding, dessen "Osten" sich spätestens von etwa 1800 an auf Indien (und spurenweise Japan) verengt, die gesamten Asienwissenschaften von den Philologien bis zur Geographie und zur entstehenden Ethnologie. Den Entlarver dieser Wissenschaften, Edward Said mit seinem Klassiker "Orientalism" (1978), erwähnt er nur mit geradezu strafender Beiläufigkeit. Man muss Saids polemischer Einseitigkeit und erst recht der denunziatorischen Geisteshaltung seiner postkolonialen Anhängerschaft nicht unbedingt folgen, um bei Harding ein ideologiekritisches Misstrauen gegenüber den liebevoll porträtierten Indienenthusiasten zu vermissen. Seine Faszination mit den Faszinierten tendiert zur Identifikation.
Das wird auch im letzten Drittel des Buches sichtbar, der besser gelungen ist als der Rest. Hier kennt Harding sich aus, hat gründliche Quellenstudien betrieben und nimmt sich Zeit. In ihren abwechslungsreichen Biographien und ihrem von südasiatischer "Spiritualität" geprägten Denken, das ein westliches "Ich" und den westlichen "Logozentrismus" hinter sich ließ, werden drei Indienbegeisterte vorgestellt: die schweizerische Psychiaterin Erna Hoch, die von 1956 bis 1988 in indischen Kliniken tätig war, der englische Buddhist, Schriftsteller und schließlich Guru der amerikanischen "counter-culture" Alan Watts (1915 bis 1973) und der ebenfalls aus England stammende Benediktinermönch und Praktiker einer christlich-indischen Religionssynthese Bede Griffiths (1906 bis 1993). Alle drei hatten gemeinsam, dass sie auf unterschiedliche Weise von Carl Gustav Jung beeinflusst waren. Alle drei lernten südasiatische Sprachen, orientierten sich in der Fülle der indischen religiösen, mythologischen und philosophischen Literatur und beschrieben ihre eigenen Konversions- und Erweckungserlebnisse. Sie führten ein Leben, wie Harding schreibt, "eingetaucht in asiatische Weisheit".
Wie "authentisch" war das Ganze? Die stille Professorin Erna Hoch trat nicht öffentlich auf, sie lebte ihren besonderen Glauben. In großem Gegensatz dazu war Alan Watts, wie selbst der bewundernde Harding zugibt, ein Showman und Selbstinszenator mit einstudiertem Charisma (wie Videos im Internet dokumentieren). Im Hippie-Milieu, das sich bald zu einem New-Age-Lebensstil verbürgerlichte, lebte er für Asien, aber auch von ihm. Und Griffiths warf alles Mögliche, zuletzt sogar das, was er für Quantenphysik hielt, in den Schmelztiegel eines formlosen Holismus. Das große "Ganze" konnte nicht groß und ganz genug sein.
Sind aber drei Suchende zwischen den Kulturen "the West"? Und ist der religiöse Markt der indischen und indisierenden Meditationslehrer, Sektenführer und Wunderheiler der 1970er Jahre "the East"? Wohl kaum. Indem Christopher Harding seine lückenhafte, konzeptionslose und schlecht recherchierte Geschichte der europäisch-nordamerikanischen Perzeption (um einen neutralen Oberbegriff zu wählen) Asiens ausgerechnet an diesem Punkt kulminieren lässt, zeigt er die Brüchigkeit seiner gesamten Konstruktion. JÜRGEN OSTERHAMMEL
Christopher Harding: "The Light of Asia". A History of Western Fascination with the East.
Allen Lane, London 2024. 464 S., Abb., geb., 37,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Christopher Harding will herausfinden, warum der Westen seit jeher so fasziniert von Asien ist
Dieses Buch verrät nicht, was unter dem Zentralbegriff seines Titels zu verstehen wäre - Faszination. Das ist schade. Von etwas fasziniert zu sein, bedeutet mehr, als es nur interessant zu finden. Faszination ergreift die Betrachtenden, bewegt und verändert sie, kann sie manchmal überwältigen. Immer sind Gefühle im Spiel: Vergnügen, Begeisterung, Liebe, aber auch Furcht vor dem Unheimlichen und sogar Hass. Eine Emotionsgeschichte des "Westens" mit Blick auf den "Osten" wäre etwas Neues gewesen. Weil jedoch Christopher Harding, ein in Edinburgh lehrender Kulturhistoriker Japans und Indiens, auf Vorklärung und Eingrenzung verzichtet (man will das Publikum nicht mit vermeintlicher Pedanterie verschrecken), vergibt er die Chance einer einigermaßen präzisen Suchoptik. Deshalb hat er es nicht nur mit Faszination, sondern viel umfassender mit Repräsentationen aller Art zu tun: Japanbildern, Chinabeschreibungen, Indienphantasien. Wie hätte das gut gehen können?
Das Quellenmaterial ist riesig, die Forschungsliteratur unüberschaubar, selbst wenn man, wie Harding es tut, das muslimische Asien unberücksichtigt lässt. Zwischen 1965 und 1993 veröffentlichte der amerikanische Historiker Donald F. Lach (1917 bis 2000), der alle erforderlichen europäischen Sprachen las, in neun Bänden mit 3800 Seiten eine Geschichte der Asienliteratur zwischen etwa 1500 und 1700. Hätte er "Asia in the Making of Europe" ins achtzehnte, neunzehnte oder gar zwanzigste Jahrhundert fortgesetzt, hätte er bei unverminderter Darstellungsbreite leicht fünfstellige Seitenzahlen erreicht. Für ein knappes Buch mit großzügigem Satzspiegel wie dem von Christopher Harding wären daher Auswahlkriterien unerlässlich gewesen. Er hat sie nicht, sieht man ab von einer Beschränkung auf englischsprachiges Material.
So schlittert er über die glatte Oberfläche der Geistesgeschichte und stoppt nur kurz an den unvermeidlichen Stationen von Herodot über Marco Polo und die Jesuitenmissionare des siebzehnten Jahrhunderts bis zu Leibniz, Voltaire, Goethe, den Brüdern Schlegel und Schopenhauer. Manches liest sich wie ausgeschriebene Lexikonartikel, nirgends ein origineller interpretierender Gedanke.
Ausnahmen sind gelungene Kapitel über Sir William Jones, den sprachbegabten und philosophisch gestimmten Juristen im Kalkutta des späten achtzehnten Jahrhunderts, über Samuel Taylor Coleridges und Ralph Waldo Emersons Visionen (Harding sagt: "intuitions") von Indien und vor allem über Sir Edwin Arnold (1832 bis 1904), dessen langes Erzählgedicht "The Light of Asia" in den Jahrzehnten nach der Erstausgabe von 1879 ein Millionenpublikum fand und für die Kenntnis des Buddhismus in der anglophonen Welt von immenser Bedeutung war.
Zum großen Nachteil des Buches ignoriert Harding, dessen "Osten" sich spätestens von etwa 1800 an auf Indien (und spurenweise Japan) verengt, die gesamten Asienwissenschaften von den Philologien bis zur Geographie und zur entstehenden Ethnologie. Den Entlarver dieser Wissenschaften, Edward Said mit seinem Klassiker "Orientalism" (1978), erwähnt er nur mit geradezu strafender Beiläufigkeit. Man muss Saids polemischer Einseitigkeit und erst recht der denunziatorischen Geisteshaltung seiner postkolonialen Anhängerschaft nicht unbedingt folgen, um bei Harding ein ideologiekritisches Misstrauen gegenüber den liebevoll porträtierten Indienenthusiasten zu vermissen. Seine Faszination mit den Faszinierten tendiert zur Identifikation.
Das wird auch im letzten Drittel des Buches sichtbar, der besser gelungen ist als der Rest. Hier kennt Harding sich aus, hat gründliche Quellenstudien betrieben und nimmt sich Zeit. In ihren abwechslungsreichen Biographien und ihrem von südasiatischer "Spiritualität" geprägten Denken, das ein westliches "Ich" und den westlichen "Logozentrismus" hinter sich ließ, werden drei Indienbegeisterte vorgestellt: die schweizerische Psychiaterin Erna Hoch, die von 1956 bis 1988 in indischen Kliniken tätig war, der englische Buddhist, Schriftsteller und schließlich Guru der amerikanischen "counter-culture" Alan Watts (1915 bis 1973) und der ebenfalls aus England stammende Benediktinermönch und Praktiker einer christlich-indischen Religionssynthese Bede Griffiths (1906 bis 1993). Alle drei hatten gemeinsam, dass sie auf unterschiedliche Weise von Carl Gustav Jung beeinflusst waren. Alle drei lernten südasiatische Sprachen, orientierten sich in der Fülle der indischen religiösen, mythologischen und philosophischen Literatur und beschrieben ihre eigenen Konversions- und Erweckungserlebnisse. Sie führten ein Leben, wie Harding schreibt, "eingetaucht in asiatische Weisheit".
Wie "authentisch" war das Ganze? Die stille Professorin Erna Hoch trat nicht öffentlich auf, sie lebte ihren besonderen Glauben. In großem Gegensatz dazu war Alan Watts, wie selbst der bewundernde Harding zugibt, ein Showman und Selbstinszenator mit einstudiertem Charisma (wie Videos im Internet dokumentieren). Im Hippie-Milieu, das sich bald zu einem New-Age-Lebensstil verbürgerlichte, lebte er für Asien, aber auch von ihm. Und Griffiths warf alles Mögliche, zuletzt sogar das, was er für Quantenphysik hielt, in den Schmelztiegel eines formlosen Holismus. Das große "Ganze" konnte nicht groß und ganz genug sein.
Sind aber drei Suchende zwischen den Kulturen "the West"? Und ist der religiöse Markt der indischen und indisierenden Meditationslehrer, Sektenführer und Wunderheiler der 1970er Jahre "the East"? Wohl kaum. Indem Christopher Harding seine lückenhafte, konzeptionslose und schlecht recherchierte Geschichte der europäisch-nordamerikanischen Perzeption (um einen neutralen Oberbegriff zu wählen) Asiens ausgerechnet an diesem Punkt kulminieren lässt, zeigt er die Brüchigkeit seiner gesamten Konstruktion. JÜRGEN OSTERHAMMEL
Christopher Harding: "The Light of Asia". A History of Western Fascination with the East.
Allen Lane, London 2024. 464 S., Abb., geb., 37,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.