THE NATIONAL BOOK AWARD 'BOOK OF THE YEAR'
AN ACCLAIMED WEST END THEATRE PRODUCTION *****
'Neil Gaiman's entire body of work is a feat of elegant sorcery. He writes with such assurance and originality that the reader has no choice but to surrender to a waking dream' ARMISTEAD MAUPIN
'Some books just swallow you up, heart and soul' JOANNE HARRIS
'Summons both the powerlessness and wonder of childhood, and the complicated landscape of memory and forgetting' GUARDIAN
---
'My favourite response to this book is when people say, 'My childhood was nothing like that - and it was as if I was reading about me' NEIL GAIMAN
---
This is what he remembers, as he sits by the ocean at the end of the lane:
A dead man on the back seat of the car, and warm milk at the farmhouse.
An ancient little girl, and an old woman who saw the moon being made.
A beautiful housekeeper with a monstrous smile.
And dark forces woken that were best left undisturbed.
They are memories hard to believe, waiting at the edges of things. The recollections of a man who thought he was lost but is now, perhaps, remembering a time when he was saved . . .
NEIL GAIMAN.
WITH STORIES COME POSSIBILITIES.
AN ACCLAIMED WEST END THEATRE PRODUCTION *****
'Neil Gaiman's entire body of work is a feat of elegant sorcery. He writes with such assurance and originality that the reader has no choice but to surrender to a waking dream' ARMISTEAD MAUPIN
'Some books just swallow you up, heart and soul' JOANNE HARRIS
'Summons both the powerlessness and wonder of childhood, and the complicated landscape of memory and forgetting' GUARDIAN
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'My favourite response to this book is when people say, 'My childhood was nothing like that - and it was as if I was reading about me' NEIL GAIMAN
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This is what he remembers, as he sits by the ocean at the end of the lane:
A dead man on the back seat of the car, and warm milk at the farmhouse.
An ancient little girl, and an old woman who saw the moon being made.
A beautiful housekeeper with a monstrous smile.
And dark forces woken that were best left undisturbed.
They are memories hard to believe, waiting at the edges of things. The recollections of a man who thought he was lost but is now, perhaps, remembering a time when he was saved . . .
NEIL GAIMAN.
WITH STORIES COME POSSIBILITIES.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2014Drei Frauen, die alles vorauswissen
Neil Gaiman hat einen Roman für Erwachsene geschrieben, der aber alle Altersgruppen begeistern wird: "Der Ozean am Ende der Straße".
Von Felicitas von Lovenberg
Manche Kindheitserfahrungen sind absolut: die Geborgenheit bei den Eltern, die Angst vor Dunkelheit, Glück, Staunen und Schrecken der ersten Lektüren. Neil Gaiman bringt all das zurück in "Der Ozean am Ende der Straße", einem Roman, so wundersam wie sein Titel. So mühelos, wie sich ein Ententeich darin zum Ozean ausdehnen kann, zur Not aber auch in einen Eimer füllen und transportieren lässt, zieht das Buch den Leser in seinen Bann. Anhand der Geschichte eines kleinen Jungen, der einem furchterregenden Wesen gegenübertreten muss, das mal die Gestalt eines farblosen Wurms, mal die eines adretten Kindermädchens und mal die einer zerfetzten grauen Leinwand hat, erzählt es vom Wandel aller Erinnerung und von der Ruhelosigkeit nicht beglichener Schuld.
Gaiman legt damit seit langer Zeit erstmals wieder ein explizit für Erwachsene geschriebenes Werk vor, das man indes bedenkenlos auch einem Zwölfjährigen schenken kann. Als Erwachsener hat man jedoch mehr davon - weil es mehr verschüttete Erinnerungen gibt. Doch die Altersfrage ist ebenso müßig wie die, ob es sich bei "Der Ozean am Ende der Straße" um einen Roman handelt, um eine Novelle oder eher um ein Märchen. Es ist ein Werk der Imagination, wie ich seit langem keines gelesen habe.
Viele handfeste, objektive Argumente lassen sich für diesen Roman anführen. Zum Beispiel, dass sein Verfasser, der in den Vereinigten Staaten lebende Brite Neil Gaiman, in der englischsprachigen Welt ein Kultautor ist, der mit der Comicserie "Sandman" und düster-phantastischen Romanen wie "Niemalsland", "American Gods", der verfilmten Gruseldelikatesse "Coraline" oder dem "Graveyard Buch" Maßstäbe im Fantasy-Genre gesetzt hat. In Amerika hat "Der Ozean am Ende der Straße" sogar Dan Brown von der Spitze der Bestsellerliste vertrieben, und Schriftstellerkollegen wie A. S. Byatt oder Daniel Kehlmann haben sich in Bewunderung und Entzücken vor diesem Werk verneigt.
Man könnte aber auch sagen, dass Gaimans Kunst darin besteht, Gänsehaut zu erzeugen - und das nicht, weil sein Roman einige unheimliche Visionen enthält, sondern weil er dem Unterbewussten näher ist als der Wirklichkeit. Dass man sich darauf bereitwillig einlässt, liegt an der Stimme, mit der Gaiman hier erzählt, ohne Umschweife und Scheu, und doch mit einer Zartheit, die von Schmerz und Verlust kündet. Und weil die Stimme einem Kind gehört, das noch nicht gelernt hat, Urteile in seine Schilderungen einzuweben, erscheint das Surreale so selbstverständlich wie die Realität.
Ein Mann mittleren Alters kehrt anlässlich einer Beerdigung nach Sussex, an den Ort seiner Kindheit, zurück. Um seine Gedanken zu ordnen, fährt er ein wenig durch die Gegend. Neubausiedlungen haben das Gesicht der Landschaft verändert. Als er an ein vertrautes Gehöft kommt, hält er an und steigt aus, und mit jedem Schritt kehren die Erinnerungen an die dramatischen Ereignisse nach seinem siebten Geburtstag zurück. Zusammen mit dem namenlos bleibenden Ich-Erzähler tauchen wir ein in die Begebenheiten jenes Sommers. Bei Gaiman ist das durchaus wörtlich zu nehmen: Er besitzt eine Rattenfängergabe, fremde Welten unmittelbar anschaulich und bis in Gerüche und Geschmäcker hinein erlebbar zu machen.
Es beginnt mit einem schlichten Satz voller Unglück: "Als ich sieben Jahre alt wurde, kam niemand zu meiner Geburtstagsfeier." Fünfzehn Klappstühle bleiben leer und Schüsseln voll Wackelpudding ungegessen, doch die "Narnia"-Chroniken von C. S. Lewis und ein Kätzchen, das "ich auf der Stelle ,Fluffy' taufte und das ich von ganzem Herzen liebte", machen die Enttäuschung wett. Aber nur eine Seite weiter ist das Kätzchen tot, überfahren vom Taxi, das den neuen Untermieter der Eltern bringt, einen Opalschürfer aus Südafrika. Dieser wiederum liegt bald darauf ebenfalls tot da: Er hat im Auto der Eltern Selbstmord verübt.
Dieses Unglück führt den Erzähler erstmals auf die Farm der Hempstocks, wo er die schon immer elfjährige Lettie Hempstock kennenlernt, ihre Mutter Ginnie und ihre Großmutter, die noch den Urknall erlebt hat. Und weil der Erzähler ein Kind ist, ein oft einsames und nicht besonders glückliches, und außerdem eines, das "mehr in Büchern lebte als irgendwo sonst", akzeptiert er, dass die drei Hempstock-Frauen Dinge wissen, die erst noch geschehen müssen, dass Lettie Hempstocks Tümpel in Wahrheit ein Ozean ist und dass Gramma Hempstock das Gewebe der Zeit stopfen kann wie einen alten Morgenmantel.
Gaimans Roman ist reich an lebhaft beunruhigenden und unvergesslichen Szenen, etwa wenn der Junge versucht, einen schier endlosen Wurm aus seinem Fuß zu entfernen, oder wenn das teuflisch attraktive neue Kindermädchen den Vater verführt, aber zugleich den Sohn als körperlose Stimme überall kontrolliert. Doch die eigentliche Bedrohung liegt tiefer. Denn der untröstliche Keim dieser abenteuerlichen Geschichte ist eine zerbrechende Familie, mit einem gewalttätigen Vater und einer meist abwesenden Mutter. Und so versteht man allmählich, warum der Sohn es vorzieht, eine andere Welt zu bewohnen, auch wenn diese ihre eigenen Schrecken birgt. Denn dort gibt es einen Trost, eine Wärme, an der es ihm nach Fluffys Tod so bitter mangelt: Lettie. "Ich glaubte an sie, und das bedeutete, dass mir nichts passieren würde, solange ich mit ihr zusammen war. Das wusste ich, so wie ich wusste, dass das Gras grün war, dass Rosen spitze Dornen hatten und dass Frühstücksflocken süß waren."
In so scheinbar einfachen, klaren, eindringlichen Sätzen wie diese Liebeserklärung ist das ganze Buch geschrieben. Das Schwere wird darin leicht und das Finstere hell, und irgendwann gibt sich der Schriftsteller als Proteus zu erkennen, der mühelos zwischen der Perspektive eines siebenjährigen Jungen und dem Blick eines alles sehenden, alles verstehenden und alles akzeptierenden Erzählers hin und her wechselt. "Ich sah die Welt von oben und unten. Ich sah, dass es dort Muster gab und Portale und Pfade, die weit über die Realität herausgingen. Alles flüsterte in mir. Alles stand miteinander in Beziehung, und mir war alles vertraut."Der Zauber dieses Buchs beruht darauf, dass man Gaiman diese Vertrautheit abnimmt, 238 Seiten lang. "Der Ozean am Ende der Straße" widersetzt sich einfachen Kategorisierungen wie Jugendbuch oder Fantasyroman. Seine Genealogie reicht tiefer, bis in jene Zeit, wo die Menschen einander Märchen und Mythen erzählten, Geschichten, wie Gaimans Erzähler sie liebt, weil es in ihnen nicht darauf ankommt, wer sie hört und wann: "Sie waren besser. Denn sie waren."
Neil Gaiman: "Der Ozean am Ende der Straße". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Riffel. Eichborn Verlag, Köln 2014. 238 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neil Gaiman hat einen Roman für Erwachsene geschrieben, der aber alle Altersgruppen begeistern wird: "Der Ozean am Ende der Straße".
Von Felicitas von Lovenberg
Manche Kindheitserfahrungen sind absolut: die Geborgenheit bei den Eltern, die Angst vor Dunkelheit, Glück, Staunen und Schrecken der ersten Lektüren. Neil Gaiman bringt all das zurück in "Der Ozean am Ende der Straße", einem Roman, so wundersam wie sein Titel. So mühelos, wie sich ein Ententeich darin zum Ozean ausdehnen kann, zur Not aber auch in einen Eimer füllen und transportieren lässt, zieht das Buch den Leser in seinen Bann. Anhand der Geschichte eines kleinen Jungen, der einem furchterregenden Wesen gegenübertreten muss, das mal die Gestalt eines farblosen Wurms, mal die eines adretten Kindermädchens und mal die einer zerfetzten grauen Leinwand hat, erzählt es vom Wandel aller Erinnerung und von der Ruhelosigkeit nicht beglichener Schuld.
Gaiman legt damit seit langer Zeit erstmals wieder ein explizit für Erwachsene geschriebenes Werk vor, das man indes bedenkenlos auch einem Zwölfjährigen schenken kann. Als Erwachsener hat man jedoch mehr davon - weil es mehr verschüttete Erinnerungen gibt. Doch die Altersfrage ist ebenso müßig wie die, ob es sich bei "Der Ozean am Ende der Straße" um einen Roman handelt, um eine Novelle oder eher um ein Märchen. Es ist ein Werk der Imagination, wie ich seit langem keines gelesen habe.
Viele handfeste, objektive Argumente lassen sich für diesen Roman anführen. Zum Beispiel, dass sein Verfasser, der in den Vereinigten Staaten lebende Brite Neil Gaiman, in der englischsprachigen Welt ein Kultautor ist, der mit der Comicserie "Sandman" und düster-phantastischen Romanen wie "Niemalsland", "American Gods", der verfilmten Gruseldelikatesse "Coraline" oder dem "Graveyard Buch" Maßstäbe im Fantasy-Genre gesetzt hat. In Amerika hat "Der Ozean am Ende der Straße" sogar Dan Brown von der Spitze der Bestsellerliste vertrieben, und Schriftstellerkollegen wie A. S. Byatt oder Daniel Kehlmann haben sich in Bewunderung und Entzücken vor diesem Werk verneigt.
Man könnte aber auch sagen, dass Gaimans Kunst darin besteht, Gänsehaut zu erzeugen - und das nicht, weil sein Roman einige unheimliche Visionen enthält, sondern weil er dem Unterbewussten näher ist als der Wirklichkeit. Dass man sich darauf bereitwillig einlässt, liegt an der Stimme, mit der Gaiman hier erzählt, ohne Umschweife und Scheu, und doch mit einer Zartheit, die von Schmerz und Verlust kündet. Und weil die Stimme einem Kind gehört, das noch nicht gelernt hat, Urteile in seine Schilderungen einzuweben, erscheint das Surreale so selbstverständlich wie die Realität.
Ein Mann mittleren Alters kehrt anlässlich einer Beerdigung nach Sussex, an den Ort seiner Kindheit, zurück. Um seine Gedanken zu ordnen, fährt er ein wenig durch die Gegend. Neubausiedlungen haben das Gesicht der Landschaft verändert. Als er an ein vertrautes Gehöft kommt, hält er an und steigt aus, und mit jedem Schritt kehren die Erinnerungen an die dramatischen Ereignisse nach seinem siebten Geburtstag zurück. Zusammen mit dem namenlos bleibenden Ich-Erzähler tauchen wir ein in die Begebenheiten jenes Sommers. Bei Gaiman ist das durchaus wörtlich zu nehmen: Er besitzt eine Rattenfängergabe, fremde Welten unmittelbar anschaulich und bis in Gerüche und Geschmäcker hinein erlebbar zu machen.
Es beginnt mit einem schlichten Satz voller Unglück: "Als ich sieben Jahre alt wurde, kam niemand zu meiner Geburtstagsfeier." Fünfzehn Klappstühle bleiben leer und Schüsseln voll Wackelpudding ungegessen, doch die "Narnia"-Chroniken von C. S. Lewis und ein Kätzchen, das "ich auf der Stelle ,Fluffy' taufte und das ich von ganzem Herzen liebte", machen die Enttäuschung wett. Aber nur eine Seite weiter ist das Kätzchen tot, überfahren vom Taxi, das den neuen Untermieter der Eltern bringt, einen Opalschürfer aus Südafrika. Dieser wiederum liegt bald darauf ebenfalls tot da: Er hat im Auto der Eltern Selbstmord verübt.
Dieses Unglück führt den Erzähler erstmals auf die Farm der Hempstocks, wo er die schon immer elfjährige Lettie Hempstock kennenlernt, ihre Mutter Ginnie und ihre Großmutter, die noch den Urknall erlebt hat. Und weil der Erzähler ein Kind ist, ein oft einsames und nicht besonders glückliches, und außerdem eines, das "mehr in Büchern lebte als irgendwo sonst", akzeptiert er, dass die drei Hempstock-Frauen Dinge wissen, die erst noch geschehen müssen, dass Lettie Hempstocks Tümpel in Wahrheit ein Ozean ist und dass Gramma Hempstock das Gewebe der Zeit stopfen kann wie einen alten Morgenmantel.
Gaimans Roman ist reich an lebhaft beunruhigenden und unvergesslichen Szenen, etwa wenn der Junge versucht, einen schier endlosen Wurm aus seinem Fuß zu entfernen, oder wenn das teuflisch attraktive neue Kindermädchen den Vater verführt, aber zugleich den Sohn als körperlose Stimme überall kontrolliert. Doch die eigentliche Bedrohung liegt tiefer. Denn der untröstliche Keim dieser abenteuerlichen Geschichte ist eine zerbrechende Familie, mit einem gewalttätigen Vater und einer meist abwesenden Mutter. Und so versteht man allmählich, warum der Sohn es vorzieht, eine andere Welt zu bewohnen, auch wenn diese ihre eigenen Schrecken birgt. Denn dort gibt es einen Trost, eine Wärme, an der es ihm nach Fluffys Tod so bitter mangelt: Lettie. "Ich glaubte an sie, und das bedeutete, dass mir nichts passieren würde, solange ich mit ihr zusammen war. Das wusste ich, so wie ich wusste, dass das Gras grün war, dass Rosen spitze Dornen hatten und dass Frühstücksflocken süß waren."
In so scheinbar einfachen, klaren, eindringlichen Sätzen wie diese Liebeserklärung ist das ganze Buch geschrieben. Das Schwere wird darin leicht und das Finstere hell, und irgendwann gibt sich der Schriftsteller als Proteus zu erkennen, der mühelos zwischen der Perspektive eines siebenjährigen Jungen und dem Blick eines alles sehenden, alles verstehenden und alles akzeptierenden Erzählers hin und her wechselt. "Ich sah die Welt von oben und unten. Ich sah, dass es dort Muster gab und Portale und Pfade, die weit über die Realität herausgingen. Alles flüsterte in mir. Alles stand miteinander in Beziehung, und mir war alles vertraut."Der Zauber dieses Buchs beruht darauf, dass man Gaiman diese Vertrautheit abnimmt, 238 Seiten lang. "Der Ozean am Ende der Straße" widersetzt sich einfachen Kategorisierungen wie Jugendbuch oder Fantasyroman. Seine Genealogie reicht tiefer, bis in jene Zeit, wo die Menschen einander Märchen und Mythen erzählten, Geschichten, wie Gaimans Erzähler sie liebt, weil es in ihnen nicht darauf ankommt, wer sie hört und wann: "Sie waren besser. Denn sie waren."
Neil Gaiman: "Der Ozean am Ende der Straße". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Riffel. Eichborn Verlag, Köln 2014. 238 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A very fine and imaginative writer The Times